Zweierlei Kämpfe in Griechenland: Generalstreiks und Anarchistenanschläge. Siegt die Polizei oder die Einsicht?

 In FEATURED, GRIECHENLAND, Holdger Platta, Über diese Seite

186. Bericht zu unserer Spendenaktion „Helfen wir den Menschen in Griechenland!“ Erleichterung: es wurde wieder gespendet für unsere Hilfsaktion. Einige Auskünfte über das, was wir in Griechenland derzeit tun. Und ein neuerlicher Blick auf diverse Notlagen in diesem Land und darauf, wie verschieden die Menschen in Griechenland aufbegehren gegen die Politik in ihrem Staat.  Holdger Platta

Liebe HdS-Leserinnen und liebe HdS-Leser,

die gute Nachricht vorweg: während der letzten sieben Tage wurde wieder für unsere GriechInnenhilfe gespendet. 4 UnterstützerInnen überwiesen 335,- Euro an uns. Ihr erinnert Euch: in der Vorwoche hatte ich ein Null-Ergebnis mitteilen müssen. Das gesamte Organisationsteam unserer GriechInnenhilfe dankt den SpenderInnen sehr!

Tassos Chatzatoglou hat mich inzwischen über einige Hilfsfälle informiert (seinen nächsten Bericht werden wir wohl direkt aus Griechenland erhalten).

Demzufolge ist die Sonderernährung für den Jungen Dionysis auch auf weitere absehbare Zeit durch uns sichergestellt. Dass derartige Überlebensversicherung vom griechischen Gesundheitssystem nicht übernommen wird, bleibt gleichwohl ein Skandal, der nicht deutlich genug betont werden kann. Bereits die vormalige SYRIZA-Regierung tat in dieser Hinsicht nichts. Aber auch die Regierung der Konservativen jetzt wird daran nichts ändern. Jedenfalls hört man kein Wort dazu.

Für Leta Kaziani auf Tinos wurde von uns  inzwischen die Grundsteuer bezahlt. Entlastung von fundamentaler Lebensnot also auch hier!

Unter den armen Alten auf der Insel Andros, die wir seit längerem unterstützen, gab es während der letzten Wochen drei Todesfälle. Sagen dürfen wir uns, dass sie – wie Tassos es formuliert hat – in Menschenwürde zu sterben vermochten. Und unser Hilfspartner dort, der Pater Kallinikos, hat uns bereits über neue Notfälle informiert. Der Kampf gegen Existenzangst und Verelendung dort wird also auch für uns weitergehen.

Ein besonderes Kapitel stellt die Lebenssituation des Schauspielers Alexander dar. Wegen eines Hausverkaufs bedarf er unserer Hilfe bis auf weiteres nicht. Aber gleichwohl ist er mit einer Unzumutbarkeit konfrontiert, unter der auch viele andere Griechinnen und Griechen zu leiden haben. Seit längerem nämlich wartet Alexander auf Auszahlung seiner monatlichen Pension (auch dieses ein Versäumnis schon aus den Zeiten der SYRIZA). 130.000 GriechInnen insgesamt sollen davon betroffen sein – nebenbei: auch Tassos Chatzatoglou, der sage und schreibe seit 2015 auf die erste Pensionsauszahlung wartet (wenn er nicht solche Ansprüche auch in Deutschland und in Österreich erworben hätte – wo das alles einwandfrei funktioniert –, würde Tassos also selber zum potentiellen Adressatenkreis unserer Hilfsaktionen zählen, nicht zu den Akteuren, die anderen zu helfen vermögen).

Heißt: in Griechenland leiden viele ältere Menschen nicht nur unter viel zu niedrigen Renten oder Pensionen, nein, sie leiden darunter, dass sie nicht mal diese viel zu niedrigen Renten oder Pensionen bekommen! Der Eindruck drängt sich auf, dass der griechische Staat zur Lösung finanzieller Probleme bei diesen Menschen auf eine biologische Lösung setzt: „sozialverträgliches Frühableben“ hat das ein ehemaliger Ärztefunktionär (Karsten Vilmar, 1998) in Deutschland einmal genannt. Was hier aber nur verbaler Zynismus blieb, ist für viele alte Menschen in Griechenland zynischer Wirklichkeit. Deren Ableben wird durch Nichtauszahlung der Renten oder Pensionen „sozialverträglich“ vorweggenommen.

Von zusätzlicher Bedeutung in diesem Zusammenhang:

Die neue Regierung der „Nea Dimokratia“ (ND) hat die Eigenbeteiligung von Erkrankten an den Medikamentenkosten erhöht; bei Rentnern, die gerademal 380,- Euro pro Monat an „Altersruhegeld“ bekommen, fressen die Stromkosten oft die Hälfte dieses Rentenbetrages auf; und die Absenkung der Mehrwertsteuer (schon unter SYRIZA) für Lebensmittel hat keineswegs zur Absenkung der Preise geführt, sondern im Gegenteil: die Kosten für den Lebensunterhalt sind während der letzten Monate angestiegen in Griechenland.

Stattdessen kümmert sich die neue Regierung unter Kyriakos Mitsotakis um anderes in diesem Staat:

Zum einen treibt sie auch weiterhin diverse Projekte zur Privatisierung von Unternehmen im Bereich der Daseinsvorsorge voran. Nachdem ND-Mitglied Papadimitriou bereits vor einigen Wochen verkündet hatte, der Preis für Trinkwasser sei „inakzeptabel niedrig“ und deswegen sei „Privatisierung“ dieses Versorgungssektors angesagt – ich berichtete darüber -, soll nunmehr auch die Privatisierung der staatlichen Elektrizitätsgesellschaft DEI in Gang gesetzt werden. Die oben beschriebene Not, bereits jetzt von der schmalen Rente oft die Hälfte für die Stromkosten aufbringen zu müssen, wird also nochmals verschärft (oder erwartet irgendwer ernsthaft, die Einführung des Profitprinzips in diesen Bereichen würde zu Preisnachlässen führen? – Ein bisschen bei Troste bleiben sollte man doch!).

Und zum anderen setzt die neue Regierung “selbstverständlich” auch ihre Entvölkerungspolitik im Athener Stadtteil Exarchia fort. Leerstand der Häuser ist wichtiger als Beseitigung von Obdachlosigkeit. Lageraufenthalt für Flüchtlinge ist angemessener als menschenwürdiges Wohnen zu Füßen der Akropolis. Aber konkret:

Am vergangenen Montag, den 23. September, wurde inzwischen das siebte Haus in Exarchia von Polizeikräften geräumt. Es handelt sich um eine Ex-Schule, die seit 2013 leerstand und in der seit 2016 vor allem Asylbewerber wohnten, darunter 56 Minderjährige (Kinder vor allem). Den entsprechenden Befehl gab der neue Sicherheitsminister Chrysochoidis, ein Mann, der früher einmal der PASOK angehörte, der sozialdemokratischen Partei in Griechenland, aber in der Zwischenzeit – so Tassos Chatzatoglou – vor allem mit menschenverachtenden und rassistischen Äußerungen über Homosexuelle und Drogenabhängige von sich reden machte. Da kommt zusammen, was zusammengehört: fremdenfeindliches Verhalten und Minderheitenhass. Wenn Konservative was auf sich hielten und echte Konservative wären, müssten sie sich schleunigst von einem solchen Regierungsvertreter trennen. Aber derlei geschieht “natürlich” nicht! Und was von diesen “Konservativen” zu halten ist, das wissen wir Deutschen ja spätestens seit den Endjahren der Weimarer Republik: sie scheuen sich nicht, diese “Konservativen”, selbst den Hitlers der Zeit den roten Teppich auszurollen für deren Weg an die Macht.

Gibt es nun gar nichts zu berichten von Gegenwehr in Griechenland?

Nun, eine bestimmte Anarchistenfraktion in Exarchia, eine Organisation mit dem Namen „Verbreitung Exarchia“ (so die „Griechenland Zeitung“), hat inzwischen Anschläge verübt auf Büros der Regierungspartei „Nea Dimokratia“ sowie auf Bankfilialen in Athen. Ob diese Gruppe damit die anderen Bewohner von Exarchia – geschweige denn: die Menschen in Griechenland insgesamt – auf ihre Seite ziehen wird, darf wohl mit großer Sicherheit bezweifelt werden. Hinter dem Gewaltcharakter dieser Aktionen verschwindet die Menschlichkeit, um die es bei allem geht. Aktionen dieser Art beenden nicht den eigenen Status als Minderheitenfraktion, sondern befestigen ihn. Die „Propaganda der Tat“ (übrigens sehr autoritär strukturiert!) gewinnt die Menschen nicht, sondern macht diesen Angst.

Ob andere Polit-Aktionen deswegen erfolgreicher sind? – Nun, am Dienstag, den 24. September, fand in Griechenland ein 24-stündiger Generalstreik statt (las man irgendeinen Bericht darüber in der Bundesrepublik?). Bankangestellte, Lehrer, Krankenhausärzte und Journalisten beteiligten sich daran, außerdem viele Matrosen und Mitarbeiter des Öffentlichen Nahverkehrs. Mehrere Gewerkschaften hatten dazu aufgerufen, zwei Tage später, am Donnerstag, den 26. September, traten auch die Eisenbahner noch in einen 24-stündigen Ausstand, und übermorgen, am Mittwoch, den 2. Oktober, wollen auch die Angestellten in der Privatwirtschaft, die Mitglieder der Dachgewerkschaft GSEE, nachziehen mit einem eigenen Streik. Ziel der Aktionen: ein neues, ein sogenanntes „Entwicklungsgesetz“ der Regierung stoppen, Arbeit für alle zu fordern, mit gleichen Rechten für alle, „würdige“ Gehälter, Löhne und Renten durchzusetzen, Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit zu verlangen und zur Beendigung der Privatisierungspolitik. Kurz also:

Griechenland von unten meldet sich wieder zu Wort, ein sozialeres, ein humaneres, ein linkes Griechenland. Doch wird dieses Griechenland erfolgreicher sein als in Exarchia die versprengte Anarchistenfraktion? – Eine Demokratie bemißt sich daran, ob sie auf die Menschen von unten hört oder nicht. Selbst für eine “konservative” Regierung sollte das gelten. – Nun, wir werden sehen, was in Griechenland passiert: ob sie nur Polizisten aufzubieten hat, um Wohnungsleerstand wiederherzustellen – oder auch soziale und demokratische Einsicht!

Und damit zum Abschluss wieder zu meinem Aufruf zu Spenden für unsere Hilfsaktion „Helfen wir den Menschen in Griechenland!“.

Wer uns Gelder für unsere Hilfe für Menschen in Griechenland zukommen lassen will, der überweise uns diese bitte unter dem Stichwort „GriechInnenhilfe“  auf das Konto:

Inhaber: IHW

IBAN: DE16 2605 0001 0056 0154 49

BIC: NOLADE21GOE

Wer eine Spendenbescheinigung benötigt – ab 201,- Euro erforderlich –, wende sich bitte an unseren Kassenwart Henry Royeck, entweder unter der Postanschrift Sültebecksbreite 14, 37075 Göttingen, oder unter der Mailadresse henryroyeck@web.de.

Und wer, wie gesagt, noch etwas mehr tun will: auch unser gemeinnütziger Verein, die „Initiative für eine humane Welt (IHW) e.V.“, ist immer wieder erneut auf neue Hilfsgelder angewiesen, zur finanziellen Absicherung unserer Arbeit ganz generell. Diese Spenden bitte dann an dasselbe Konto, wie oben angegeben, jedoch mit dem Stichwort „GR-IHW“ versehen. Es sei wiederholt: wir würden uns riesig auch über diese Unterstützung freuen.

Mit herzlichen Grüßen wie stets

Euer Holdger Platta

 

 

Anzeigen von 16 Kommentaren
  • Rita Berger-Kiefer
    Antworten
    Guten Abend,

    ich schaue immer wieder mal auf die Seite “Empört Euch!”. Für Internet Userinnen wie mich ist es die einzige Möglichkeit Infos von Griechenland zu erhalten.

    Nun habe ich eine Frage: meine Schwester war Diabetikerin. Auf jeden Fall habe ich aus dem Nachlass Dinge, die dafür zu nutzen waren. Mir als Laie erscheint das Material “wertvoll”. Deswegen kann ich es nicht einfach in die Mülltonne werfen.

    Ich kann Ihnen gerne ein Foto senden. Meine Frage: Haben Sie eine Anschrift, die solche Dinge beurteilen und abschätzen kann, ob sie ein Interesse hat oder nicht?

    Dafür dann erst mal danke, wenn ich eine erhalte.

    Ihnen alles Gute!

    Rita Berger-kiefer

     

  • Holdger Platta
    Antworten
    Liebe Rita Berger-Kiefer,

    meine Anschrift können Sie unten auf dieser Website lesen, unter “Kontakt”.

    Mit herzlichen Grüßen

    Holdger Platta

  • Ruth
    Antworten
    Europa und seine Flüchtlingspolitik!

    SCHÄNDLICH!

    Und Seehofer? Wer glaubt noch diesem Mann?! Hofiert Erdogan, der uns die Flüchtlinge vom Hals geschafft hat; nicht meine Wortwahl! Hauptsache weg, wenn auch ein Dasein unter katastrophalen Gegebenheiten!

    Und Griechenland? Armut, Not seit Jahren! Ich empfehle ihm den Besuch eines Flüchtlingslagers!

    Unsere deutsche Kasse klingelt…..!

    Ein Schuldenerlass, was ist das, bloß nicht?!

    Und Europa redet und redet und redet!

    Und diskreditiert sich stetig!

     

    • Peter Boettel
      Antworten
      Europa und seine Flüchtlingspolitik! SCHÄNDLICH!

      Dies ist sogar noch gelinde ausgedrückt, ich habe folgenden Leserbrief an die Frankfurter Rundschau geschickt und hoffe auf eine Veröffentlichung in den kommenden Tagen:

      “Nahezu täglich erreichen uns Horrornachrichten über die katastrophale Situation der Flüchtlingslager auf Lesbos und die Schiffbrüchigen in der Ägäis, die sich vor den Zugriffen des Erdogan-Regimes aus der Türkei nach Griechenland retten müssen. Dabei wird die Lage der Flüchtlinge in Griechenland nicht zuletzt dadurch immer bedrohlicher, weil die neue Regierung unter Mitsotakis eine Politik betreibt, die, wie bereits früher, den Reichen weitere Vorteile durch Senkung der Vermögenssteuer oder Privatisierung der Wasserversorgung verschafft und für Prestigeobjekte In Athen Flüchtlingsunterkünfte mit brutaler Polizeigewalt schließen lässt. Auch für die normale Bevölkerung des Landes verschlimmert sich die Versorgung infolge weiterer Privatisierungen, wie z.B. auch der Stromversorgung und in dem bereits länger vernachlässigten medizinischen Bereich. Damit erweist sich die ND-Regierung gegenüber der Troika und den Austeritätsfanatikern wie dem heutigen Bundestagspräsidenten Schäuble als willfähriger Untertan .

      Auf der anderen Seite reist Innenminister Seehofer in die Türkei und verspricht zusätzlich zu den Milliarden, die die EU dem Despoten Erdogan, versprochen und gezahlt hat, noch weitere finanzielle Hilfen. Hierzu stellt sich die Frage, ob und inwieweit mit diesem Geld den Flüchtlingen aus Syrien tatsächlich geholfen wurde, oder ob dieses Geld vor allem den Waffenkäufen Erdogans und dem Bau eines Mammutflughafens in Instanbul diente. Ob die EU der Türkei bei der Gewährung  von Geldern ebenso auf die Finger klopft und Daumenschrauben anlegt wie sie es gegenüber Griechenland unter Tsipras getan hat? Bekannt ist auf jeden Fall, dass syrische Flüchtlinge zu einem erheblichen Teil auf lebensbedrohliche Weise über das Meer nach Griechenland abgeschoben, als Arbeitssklaven missbraucht  und wieder über die Grenze zurückverwiesen wurden. Und für eine solche Politik erweist sich Seehofer mit Geldgeschenken gegenüber einem Regime, das Tausende von Menschen, ohne rechtsstaatliche Prozesse einkerkert, als dankbar.

      Man darf gespannt sein, welche Zusagen Seehofer in Athen machen wird, und mit welchen Auflagen zu Lasten der Menschen in Griechenland, vor allem in den Flüchtlingslagern, diese verbunden sind.

  • Bettina
    Antworten
    Kein Leid ist tiefen-wirksamer erspürt
    als das Leid, das wir am eigenen Leibe erspüren
    .

    ich danke dir. lieber Holdger, für deinen Bericht der uns, wie immer, nicht nur gut informiert, was die positive Wirkung der IHW-GriechInnenhilfe  vor Ort betrifft, sondern uns auch das politische Geschehen und die Entwicklung in Griechenland stets vergegenwärtigt. Du schreibst bereits seit mehreren Jahre, kontinuierlich und konsequent, einmal pro Woche die IHW-GriechInnenhilfe- Berichte, um uns Leser und Leserinnen des HdS an der Entwicklung teilhaben zu lassen. Für mich sind deine Berichte von unschätzbaren Wert.
    .
    Ruth schreibt oben in ihren Kommentar:

    .
    Und Griechenland? Armut, Not seit Jahren! Ich empfehle ihm (Seehofer) den Besuch eines Flüchtlingslagers!

    .

    Wie sehr ich mich dieser, ihrer Empfehlung anschließe! Wenn wir über Griechenland sprechen, über all die Armut, das Elend, bis hin zu den fehl geleiteten politischen Entwicklungen, die gestern die Familien und Kinder, heute die Rentner und Kranken, morgen vielleicht ein ganzes Land ins Elend stürzt -ursächlich dafür sehe ich die verfehlte Griechenlandpolitik der EU Kommission unter den Drahtziehern der Deutschen Bank, der EZB, Schäuble und co. (siehe zurück auf das Jahr 2015)-, dann dürfen wir eins nicht vergessen:
    .
    Griechenland wird seit Jahren mit den vielen Flüchtlingen, die aus dem Libanon und Syrien nach Griechenland kommen, alleine gelassen. Viele der Flüchtlinge stranden auf der Insel Lesbos, in einem Flüchtlingslager, das seit Jahren hoffnungslos überfüllt ist. Es spielen sich vor Ort menschliche Dramen ab. Am härtesten betroffen sind Mütter mit ihren Kinder und Jugendliche. Gerade die jungen Menschen…, es sind Menschen, die unter anderen Bedingungen ihr Leben noch vor sich hätten.

    https://www.dw.com/de/minderj%C3%A4hrige-fl%C3%BCchtlinge-mutterseelenallein-in-griechenland/a-50652808

    Papst Franziskus war vor Ort, im April 2016.
    “Im April 2016 hat er bei einem symbolträchtigen Besuch auf der griechischen Insel Lesbos die internationale Gemeinschaft aufgerufen, mit Menschlichkeit auf die Flüchtlingskrise zu reagieren. Besonders die Europäer müssten “mit Respekt für die Menschenwürde” handeln, sagte Franziskus in einem Flüchtlingszentrum der Ägäis-Insel in Begleitung des ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomäus I., und des griechisch-orthodoxen Erzbischofs von Athen und ganz Griechenland, Hieronymus.” (Zitat: afpde)
    Er tat noch mehr: Er rettete eine Familie aus dem Elend, indem er sie von dem Flüchtlingslager aus mitnahm in dem Flugzeug, mit dem er anschließend in den Vatikan zurück flog.

    .
    Papst auf Lesbos: “Wir sind alle Migranten”
    https://youtu.be/Mr0XeT4RUKo

    .

    Ja, ich schließe mich der Empfehlung von Ruth aus vollem Herzen an. Bitte, Herr Seehofer, besuchen Sie die Insel Lesbos, nehmen Sie Uschi ( Van der Leyen) mit, am besten gleich den ganzen Hofstaat der EU-Kommission, und lassen Sie all das Elend vor Ort auf sich wirken. Vielleicht hilft es Ihnen und all den anderen zur Besinnung und dazu, endlich all die finanziellen Zwangsmaßnahmen gegenüber Griechenland und die generellen Maßnahmen gegenüber den Flüchtlingen, aus dem Gedankengut des “Abschottens” heraus,  zu überdenken.
    .
    Kein Leid ist tiefen- wirksamer erspürt,
    als das Leid, das wir am eigenen Leibe erspüren.
    .
    Shekib Mosadeq Sarbaze Farari Name Asheghane
    Liebesbrief Der Deserteur شکیب مصدق نامه عاشقانه
    https://youtu.be/-irp83phWQg

    • Peter Boettel
      Antworten
      Am besten wäre es, wenn Seehofer, Flintenuschi, die Troika und die gesamte EU-Kommission sowie ein Großteil der europäischen Regierungen tatsächlich nach Lesbos kommen müssten und im Flüchtlingscamp solange eingesperrt würden, bis eine wirksame und gerechte Politik zustande gekommen ist, bei der den Menschen in Griechenland und nicht den Konzernen geholfen wird, die Flüchtlinge gerecht in der gesamten EU verteilt werden, die Waffenexporte eingestellt und alle Auslandseinsätze der Armeen beendet werden.
  • oma
    Antworten
    Es gibt in Europa noch andere Themen als Eure Flüchtlinge, danke

    Umwelt, Rente, Bürgerbeteiligung, Frauenrechte usw

    • Piranha
      Antworten
      Dann, @OMA, bist du auf Hinter den Schlagzeilen genau richtig, denn hier sind viele Artikel eingestellt.

      Und ich meine mich zu erinnern, dass auch unsere Oma- & Opalinge schon Artikel wert waren – Stichwort Rente, Stichwort Frauen und Rente usw.

      • Ruth
        Antworten
        Wie wahr, wie wahr!

        Lesen, lesen, lesen…., wenn man denn will!

    • Bettina Beckröge
      Antworten
      @OMA

      du hast da etwas gründlich missverstanden. Es sind nicht “unsere” Flüchtlinge, die Hunger und Elend leiden, es sind auch nicht “unsere” Griechen und Griechinnen, die durch die Maßnahmen der Troika, in die Armut gefallen sind, es sind Menschenschicksale, die uns ALLE etwas angehen.

      Die Tatsache, dass die menschlichen Dramen nicht vor unserer Haustür passieren, entbindet uns NICHT unserer Verantwortung für diese Menschen.

      Die Themen, die du ansprichst sind gleichermaßen Themen, hinter denen menschliche Schicksale stecken, doch wer möchte ein Schicksal mit dem anderen aufwiegen? 

      Denk mal bitte beizeiten darüber nach. 

       

  • Peter Boettel
    Antworten
    Piranha und Bettina,

    ganz genau, wie Ihr schreibt, ist es.

    Zum Einen werden die von @Oma genannten Themen in HdS keineswegs vernachlässigt, sonern gleichermaßen behandelt.

    Zum Zweiten kann das Flüchtlingsproblem nicht losgelöst von den anderen Themen betrachtet werden, denn Umwelt, Rente, Militarisierung müssen im Zusammenhang diskutiert werden, da sie zu einem erheblichen Teil voneinander abhängig sind.

    Außerdem ist mir auch gleich der Begriff “Eure Flüchtlinge” komisch aufgestoßen. Was bedeutet dies? Wie Du, Bettina, schreibst, sind es Menschenschicksale, wobei vielfach vergessen wird, dass nach dem 2. Weltkrieg 12 – 14 Millionen Menschen deutscher Abstammung durch Flucht oder Vertreibung in die damaligen Westzonen bzw. die BRD, in denen die Versorgungs- und Wohnungslage wesentlich schlechter war als heute, gekommen sind. Diese haben dann wesentlich zum Aufbau beigetragen, so wie heute viele Flüchtlinge in den Betrieben gebraucht werden (und häufig zu geringeren Löhnen missbraucht werden).

    • Holdger Platta
      Antworten
      Lieber Peter Boettel,

      in der Tat: “Eure Flüchtlinge”, das fiel auch mir sofort auf. Ein deutliches verbales Abschiebungssignal!

      Ansonsten Euch allen Dank, daß Ihr dieser OMA eine ganze Reihe von Fakten entgegengehalten habt. Manche müssen halt meckern, auch wenn’s keine sachlichen Gründe dafür gibt. Und by the way:

       

      Fast in jedem zweiten Bericht zur GriechInnenhilfe kommen die Probleme der RentnerInnen vor (tja, allerdings ‘nur’ die Probleme der RentnerInnen in Griechenland – also wohl in OMAS Diktion “unsere RentnerInnen”), und fast in jedem dritten Bericht zur GriechInnenhilfe auch die sozialen Probleme hierzulande in der Bundesrepublik. Muß die OMA wohl alles überlesen haben. Wie all die anderen Artikel auch, ich zitiere, zu… “Umwelt, Rente, Bürgerbeteiligung, Frauenrechte usw”.

      Wieso nehmen immer wieder solche Mitmenschen den Mund so voll, deren Kopf so leer ist?

      Wir werden’s nicht ergründen, lieber Peter Boettel. Befürchte ich jedenfalls.

      Mit herzlichen Grüßen an Dich, an Piranha, Bettina und Ruth, verbunden mit Dank an Euch alle,

      Euer Holdger

  • Oma
    Antworten
    Eine weitere Aufnahme in Millionen würde die Gesellschaft unglaublich spalten, was keiner wohl wirklich will
    • Piranha
      Antworten
      @ Oma

      was du nun wieder behauptest – wohlgmerkt ohne jeglichen Beleg dafür – ist einer der Lieblings-Spaltpilze (Schizomycet), die sich so gern ins bundesdeutsche Hirn pflanzen und so gern verhindern, durch Denken und Information zur Erkenntnis zu kommen.

      Beispiel: Freiberg in Sachsen war in der Vergangenheit nicht gerade durch Menschenliebe aufgefallen. Man sprach davon, dass ein Viertel der Freiberger gegen Zuzug, gegen Flüchtende, gegen Asylanten seien, was sich bei der letzten Wahl bestätigt hat, indem genau jene die Sozialvernichtungspartei der Blauen gewählt hat. (Ja, auch auf deine Rente würde sie schei…, käme sie an die Macht)

      Was wir alle dabei übersehen : 75 % der Freiberger haben anders gewählt.

      Vor ein paar Tagen gab es hier einen Artikel zu Freiberg und eben jenen, die eine andere Haltung haben.  Wenn ich ihn finde, sende ich einen Link als PS hinterher.

      Also Oma, ich weiß ja nicht, auf welche Rattenfänger du immer wieder reinfällst… fang stattdessen lieber selber an zu denken 🙂

       

    • Piranha
      Antworten
      PS für Oma

      Ich hatte mich geirrt: es ist kein Artikel, sondern ein kleiner Filmbeitrag.

      Bitte nur anschauen, wenn du lächelnde Menschen aushalten kannst – denn denk daran: ein warmes Lächeln stört den Hass

      https://hinter-den-schlagzeilen.de/das-sind-wir-freiberg-fuer-alle

      • Bettina
        Antworten
        Ich danke dir, Piranha, für die Verlinkung zu dem Filmbeitrag über Freiberg. Das sind Beiträge, die Mut machen und Hoffnung geben, inmitten einer Zeit, die geprägt ist von Ressentiments, Aversion und Fremdenhass. All die Menschen, die im Film auftauchen zeigen ein anderes Gesicht, das Gesicht der Offenheit, Aufgeschlossenheit und Zugewandtheit gegenüber “dem Fremden”. 

        Am 26. Mai 2018 fand eine große Gedenkkundgebung in Solingen statt, Anlass war der Brandanschlag, der 25 Jahre zuvor, am 29. Mai 1993 auf das Wohnhaus der Familie Genç an der Unteren Wernerstraße verübt wurde. Dabei kamen zwei junge Frauen und drei Mädchen ums Leben. Die Täter: vier junge Männder aus der rechten Szene, Grund für den grausamen Anschlag: Fremdenhass. Der Kundgebungszug führte an dem Grundstück vorbei auf dem einst das Haus stand, in dem einst die Familie Genç glücklich gelebt hatte. Es war erschütternd, vor dem Grundstück zu stehen. Noch 25 Jahre danach ist die Verzweiflung, Panik und Trauer an dem Ort zu spüren. 5 Kastanenbäume wachsen heute auf dem Rasengrundstück, für jedes Opfer ein Baum. Dieser Anschlag geschah aus Fremdenhass. 
        .
        Der Fremdenhass greift wieder um sich, 75 Jahre nach Holocaust. Was haben wir Deutschen aus dem dunkelsten Kapitel unserer Geschichte gelernt? 
        .Mevlüde Genç, die Mutter, Großmutter und Tante der getöteten Frauen und Mädchen aus Solingen spricht einen wahren Satz aus: 
        .

        „Liebe lässt den Menschen leben,
        aber der Hass bringt den Tod.”

        .

        Ich denke, Menschen, die andere Menschen hassen, aufgrund ihrer Hautfarbe, ethnischer und religiöser  Herkunft, aufgrund ihres anders seins
        sind sich tatsächlich selber fremd.
        .

        Das/Der Fremde

        Das Fremde in uns wird bestimmt
        durch unsere tiefsten inneren Ängste,
        Das Fremde löst in uns Blockaden aus,
        wenn wir es verdrängen,
        wenn wir es als  Fremdkörper in uns abspalten.
        (BB) 
        .

        Die Angst ist die Flamme unserer Zeit, singt Konstantin Wecker in seinem Lied “Das Hexeneinmaleins”.
        .

        Erheben wir uns über unsere Ängste!
        öffnen wir uns gegenüber dem Fremden,
        Schauen wir ihm in die Augen!
        Lassen wir den/das Fremde in unser Herz eintreten.
        Heißen wir es/ihn in unserer Mitte willkommen!
        (BB) 

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