Alexanders Albumtipp der Woche: Rainhard Fendrich – Starkregen

 In CD-Tipp

Der österreichische Liedermacher, Schauspieler und Entertainer Rainhard Fendrich, seit 1980 „im Geschäft“, zeigt sich in den 13 Liedern seines im September 2019 bei RJF erschienenen Albums „Starkregen“ einfühlsam mitmenschlich, solidarisch und naturverbunden. (Alexander Kinsky)

Sympathisch handgemacht wirkt die Produktion, ein ungebrochen hochtalentierter Liederschreiber behandelt mit einfallsreicher Melodik (zwischen Balladen und Austrorock) und griffigen Texten (hochdeutsch und wienerisch) die Themen die 2019 wichtig sind.

Burn Out versucht, dem heiklen Gesellschaftsthema frisch Mutmachendes abzugewinnen. Roland hat das Lied ja schon auf HdS vorgestellt. https://hinter-den-schlagzeilen.de/rainhard-fendrich-burnout

Heiße Luft entlarvt mit g´radem Austrorock solidarisch, wie bei vielen nichts hinter ihrem Gerede steckt.

Mein Leben ist die große Dankballade für die neue Liebe, die den Sänger wieder zu festigen vermochte.

Social Media Zombie gehört (wenn auch mit eigentlich sehr ernstem Hintergrund) zu den beliebten Schmunzelliedern Fendrichs, der sich in die totale Alltagsabhängigkeit von den neuen Medien versetzt.

Rock’n’Roll Band erinnert an die Zeit der ersten Schülerband.

Mit der Zeit sinniert als weitere Ballade mit angedeutetem Sag mir wo die Blumen sind Zitat über den Zeitbegriff, hier auch zum Thema Antisemitismus mahnend.

Hinter’m Tellerrand setzt genau dort an, es geht ums Wegschauen angesichts des Rechtsrucks.

Nur die Liebe ist eine weitere Ballade zum eigentlich unbeschreiblichen, immer unerklärlichen Wunder der Liebe.

Sag ma net es gibt kan Teufel kommt als Swing daher und wendet sich gegen die gierigen Politiker und Kapitalisten.

Die Welt ist groß klagt an: Der Mensch nimmt sich zu wichtig, er zerstört unbedacht die Natur – Fendrichs wichtiger Klimaschutzbeitrag fürs Album. Bereits 1983 hat Fendrich das im Lied Die Erde thematisiert.

I steh gern im Stau ist das zweite Schmunzellied des Albums, das Thema ist aus dem Liedtitel ersichtlich und wohl Millionen Autofahrern wohlbekannt. Besser mit den Öffis fahren? Siehe Konstantin Weckers Straßenbahnballade (1974).

Der Rest von dein’ Gewissen wendet sich funkig gegen die brutal-egoistischen Karrieristen, die am Ende aber übrigbleiben werden.

Abendrot schließlich berührt mit dem Thema Alzheimer am Beispiel eines zusammen alt gewordenen Ehepaars.

Das Album hört sich leicht durch, ohne seicht dahinzuplätschern. Die Bookletfotos des sorgfältig gestalteten Produkts verdeutlichen die Naturverbundenheit des Künstlers. Fendrich hat etwas zu singen, und er tut es überzeugend. Ganz stark kommen Heiße Luft, Mein Leben, Mit der Zeit, Hinter’m Tellerrand, Nur die Liebe, Die Welt ist groß und Abendrot, wichtige, griffige, wirklich gute Beiträge zur weiter zu schreibenden großen Austropopgeschichte.

Die Homepage von Rainhard Fendrich: https://www.fendrich.at/

Kommentare
  • Ruth
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    “Burnout“ – physischer und psychischer Erschöpfungszustand/Zusammenbruch – eine Diagnose mit weitreichenden, persönlichen Folgen, Unverständnis und oft als Schwäche verharmlost; mir ist es so ergangen.

    Text und Musik, beides macht Mut und hilft – sag auch mal: „Nein“!

     

     

     

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