Als Spiri unter Linken 1/2

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Film "Divergent" - die Fraktionen müssen sauber getrennt bleiben.

Film „Divergent“ – die Fraktionen müssen sauber getrennt bleiben.

„Der Minister nimmt flüsternd den Bischof beim Arm: Halt du sie dumm, ich halt sie arm“. Mit Blick auf die von Reinhard Mey trefflich charakterisierte Kungelei zwischen Kirche und reaktionärer Politik hat sich in der Tradition von Marx eine atheistische, ja religionsfeindliche Haltung in der Linken etabliert. Sie wurde in jüngerer Zeit verstärkt durch tatsächlich fragwürdige Umtriebe rechtslastiger Esoteriker. Es ist richtig, hier Kritik zu üben. Falsch ist es aber, wie es leider geschieht, jede – auch humane – Form von Spiritualität mit Hass zu verfolgen und in der linken Szene gleichsam eine Pflicht zum Nicht-spirituell-Sein zu postiuleren. Roland Rottenfußer hat als Wanderer zwischen den Welten einige ungute Erfahrungen mit diesem Phänomen gesammelt. Er berichtet über unheimliche Begegnungen mit der Spiritualitätsfeindlichkeit politischer Aktivisten und geht auch deren historischen Ursachen auf den Grund. (Roland Rottenfußer)

„Unbestimmte gefährden das System, es ist erst sicher, wenn sie entfernt werden“. Im dystopischen Hollywood-Film „Divergent“ werden die Mitglieder einer Zukunftsgesellschaft streng in „Fraktionen“ unterteilt. Man ist entweder mutig oder wahrhaftig oder altruistisch oder weise oder freundlich. Niemals besitzen anständige Bürger mehrere dieser Eigenschaften gleichzeitig. Einige aber sind „divergent“ (unbestimmt), sie fallen aus dem Rahmen, sind die Outcasts der Gesellschaft und müssen – wie Heldin „Tris“ – sogar um ihr Leben fürchten. Unbestimmte stören eine Ordnung, die auf streng getrennten, in sich aber äußerst homogenen „Kasten“ beruht. Die gleichzeitige Anwesenheit des Verschiedenartigen in ein- und demselben Menschen als Ursache für Verfolgung – ein höchst originelles Konzept. Adorno meinte wohl etwas Ähnliches wie Unbestimmtheit, wenn er von „Ambivalenztoleranz“ sprach. Das Fehlen der Fähigkeit, Ambivalenz in sich zuzulassen, war für ihn ein Merkmal des autoritären Charakters.

So sehr „Divergent“ auch in Hollywood-Manier auf Krawall gebürstet ist, die Grundidee hat mir von Anfang an gefallen. Ich bin selbst ein Unbestimmter, bin „divergent“. Ich bin ein Linker und spirituell zugleich. Und ich werde verfolgt. Zwar ist mein Leben nicht gefährdet, doch verfolgen mich die Angehörigen verschiedener Fraktionen mit Vorwürfen wegen meiner mangelnden Eindeutigkeit der weltanschaulichen Ausrichtung. Ich muss allerdings differenzieren: Während mich Spiris wegen meiner politischen Interessen allenfalls einmal gönnerhaft mahnen, ich solle doch einmal darüber nachdenken, was meine Abneigung gegen den Kapitalismus mit mir zu tun habe, zeigt sich bei Linken teilweise nackter Hass. Ein konzentrierter geistiger Vernichtungswille verfolgt diejenigen, die sich mit „der Esoterik“ (wie der Bereich Religionen, Mystik, Spiritualität pauschal benannt wird) gemein macht.

Freilich ist „links“ hier eine sehr vage Bezeichnung. Ich will gerecht sein. Nicht ohne Grund befasse ich mich ja, u.a. in Konstantin Weckers Webmagazin „Hinter den Schlagzeilen“ mit linken, vielfach an Marx anknüpfenden Politikkonzepten. (Näheres zur Definition des Begriffs „links“: siehe Fußnote *) Dem „radikaleren“ Flügel der parlamentarischen Linken, stehe ich im Grundsätzlichen wie in vielen Detailfragen der Tagespolitik nahe. Dazu gehört das Nein zu immer weiterer eskalierenden Kriegshandlungen, das Nein zu Sozialabbau und Verelendungspolitik, das Nein zur Verschiebung von Macht weg von den gewählten Volksvertretern hin zu nicht legitimierten „postdemokratischen“ Institutionen, zu Großbanken und Konzernen. Dieses vielfache „Nein“ ist ein Ja zu linken Grundsätzen, wie sie sich seit der Aufklärung geformt haben: Menschenrechte, Freiheitsrechte gegenüber weltlicher und geistlicher Obrigkeit, die Auffassung, dass alle Menschen von gleichem Wert sind, die Befreiung von Ausbeutung und Bevormundung.

In manchem bin ich gar linker als die heute so genannte Partei. Ich bin z.B. der Auffassung, dass es Eigentum an Boden so wenig geben darf wie die Privatisierung der Atemluft. Ich kann nicht anders als ein Linker zu sein in einer Zeit, in der sich die gegenteilige Ideologie, die einer „Welt als Ware“, in so obszöner Form durchgesetzt hat und unser Leben wie unser Denken zunehmend kolonialisiert. Dennoch hasst mich ein Teil der linken Szene, sofern sie von mir Kenntnis nimmt. Verallgemeinerung verbietet sich auch hier. Ich habe weise, gütige und tolerante Linke, Marxisten sogar, kennen gelernt, die meine spirituelle Ader, wo sie sie nicht teilen konnten, zumindest respektierten. Immer wieder überrascht mich aber die Aggressivität der Ablehnung, die ich von einer Minderheit erfahre. „Überrascht“ sage ich nicht, weil ich geglaubt hatte, jeder müsse meine Artikel gut finden, sondern weil Unzufriedene ja problemlos zu anderen Autoren überwechseln können, wenn ich ihnen nicht behage.

Eine bestimmte Klientel verkrallt sich aber speziell in ihnen verhasste Menschen, Medien und Weltanschauungen – so geschehen auch bei „Hinter den Schlagzeilen“. Derartige Linke besuchen Webseiten wie die unsere nur noch, um zu (zer-)stören. Nach dem Motto „Je schlechter sich der Adressat bei der Lektüre fühlt, desto besser mein Kommentar“, besteht offenbar die Absicht, mich zu zermürben und von meinem Redakteursstuhl zu vertreiben. Allen Ernstes traten einige Kommentatoren, die zum ersten Mal bei uns zu ihrem Entsetzen einen spirituelle Artikel entdeckt hatten, mit der Anspruchshaltung auf, Konstantin Wecker und ich müssten nach der Lektüre ihrer Kritik statt unserer eigenen nunmehr deren politische Meinung vertreten. Je vehementer und beleidigender ihre Beschimpfungen gegen Spiritualität, so meinten diese Gegner wohl, desto schneller würden wir reumütig auf den linken Weg der Tugend zurückkehren.

So stänkerte eine intelligent wirkende, antikapitalistisch gesinnte Person namens „Charlie“ seit ihrem ersten Erscheinen auf „Hinter den Schlagzeilen“ gegen die Verknüpfung von Politik und Spiritualität. „Ich halte Religionen ganz generell für kontraproduktiv und gefährlich – deshalb kann ich dazu ebenso wenig schweigen wie zu anderen Themen wie Armut, Ausbeutung, Krieg oder Faschismus.“ Der Artikel, um den es ging, hieß „Engagierte Spiritualität“ und hatte ein Bild des sozial sehr regen buddhistischen Mönchs Thich Nhat Hanh als Aufmacher. Charakteristisch ist die schnelle Verbindung, die zwischen Religion und Faschismus gezogen wird, obwohl ich auf die Gefahren rechter Esoterik explizit hingewiesen und mich von dieser distanziert hatte. „Ich sehe aber die Gefahr, dass das Thema Spiritualität – wie schon zur Zeit des Expressionismus und danach, zum Ende der Weimarer Republik – eine Menge notwendiger Kräfte und Menschen binden und sie so von der eigentlich so dringend notwendigen Gegenwehr abhalten kann.“ (Charlie). Dahinter scheint die Idee r zu stehen, dass jeder Mensch nur begrenzte Zeit auf Erden hat. Meditiert oder betet er also, verschwendet er Zeit, die er besser auf einer Demo verbracht hätte. Tatsächlich gibt es aber unendlich viele Formen von “Zeitverschwendung” (Sportschau und Talkshows z.B.), so dass ich mir um die Meditierenden noch am wenigsten Sorgen mache.

Gelegentlich wurde mir mit gönnerhaftem Gestus Spiritualität auch als rein private Verrichtung zugestanden. Nur: ich dürfe keinesfalls damit in der Öffentlichkeit vernünftige Leute belästigen. „Solange diese Gesellen sich mit dem Beten oder meinetwegen auch mit dem Masturbieren oder mit Bauklötzen beschäftigen, soll mir das völlig recht sein – das tun sie hoffentlich daheim im stillen Kämmerlein und können zumindest in dieser Zeit keine größeren Schäden anderswo anrichten.“ (Charlie) Gebet also als etwas, was man eher verschämt im Geheimen tun soll – ähnlich der Onanie vor einem Bild von Heidi Klum. Ein weiterer gern erhobener Vorwurf war, ich würde die politische Szene spalten. Allein die Tatsache, dass ich über spirituelle Themen „predigte“ wurde als Ausgrenzung der Atheisten und Agnostiker verstanden. Dabei hätte es genügt, um die missliebigen spirituellen Artikel herum zu lesen und sie als Ausdruck einer abweichenden Meinung innerhalb der systemkritischen Medienszene zu akzeptieren.

Woher kommt es, dass bestimmte Linke in diesem Punkt absolut unversöhnlich sind? Ich muss hier ein bisschen weiter ausholen und die Geschichte der linken Spiritualitätsfeindlichkeit streifen. Ihre Grundlage ist die Interpretation der neueren Sozialgeschichte als Verschwörung von Kapital und kirchlicher Vertröstungstheologie. Diesbezüglich wirkte bei vielen Genossen noch Lenins radikales Verdikt nach: “Jede Idee von jedem Gott ist die gefährlichste Abscheulichkeit”. Ebenso natürlich die marxistische Religionskritik vom „Opium des Volkes“. Am prägnantesten zeigt sich die Kirchen-Verschwörungstheorie der Linken in Bertolt Brechts fulminantem Stück „Die Heilige Johanna der Schlachthöfe“. Hier kommt es zu einem Pakt zwischen den „Schwarzen Strohhüten“ (der christlichen Heilsarmee), vertreten von ihrem Vorsitzenden Snyder, und dem Ausbeuter Mauler, vertreten durch „die drei Packherren“. Hier ein Auszug:

Snyder: „Wir Schwarzen Strohhüte aber wollen ihnen sagen, dass das Unglück wie der Regen kommt, niemand weiß woher, und dass das Leiden ihnen bestimmt ist und ein Lohn dafür winkt.“
Die drei Packherren: Wozu von Lohn reden?
Snyder: Der Lohn, von dem wir reden, wird nach dem Tode bezahlt.
Die drei Packherren: Wieviel verlangt ihr dafür?
Snyder: Achthundert Dollar im Monat, denn wir brauchen warme Suppen und laute Musik. Wir wollen ihnen auch versprechen, dass die Reichen bestraft werden, und zwar wenn sie gestorben sind.

Diese als Satire grandiose Stelle zeigt ein Religionsverständnis, das – ich sage es ungern – durchaus realitätsnah ist. In empörender Weise haben sich Kirchenvertreter über Jahrhunderte mit den jeweiligen Machthabern verbrüdert, haben Widerstandsimpulse unter wolkigen Worten erstickt, haben zu Demut und Obrigkeitstreue aufgefordert, die Waffen gesegnet und die Aufsässigen verflucht, dabei selbst als „Kirchenfürsten“ einem obszönen Wohlleben gefrönt. Religionen als Mietmäuler von Kapital und Obrigkeit – dieser schlechte Ruf ist wohlverdient. Und konsequenterweise gewann Irreligiosität, gewann radikale Diesseitigkeit damit den Nimbus eines ideologischen Gegengifts. „Lasst euch nicht verführen“, beginnt ein Gedicht Brechts. Es endet: „Ihr sterbt mit allen Tieren. Und es kommt nichts nachher.“

Freilich verbietet sich Verallgemeinerung auch hier. Es gab und gibt immer mindestens zwei Richtung der „Linken“. Die einen sind vitale Naturen wie der wackere Pablo Neruda, der das Leben liebte und wunderbare Oden über das Meer, den Wein und die Tomate dichtete. Die anderen halten sich eher an Mao Tse Tung, der, wie seine Biografin Jung Chang berichtet, das Anpflanzen von Blumen als „feudalistisch“ verbot. Linke von diesem Zuschnitt sind durch den Kampf gegen einen zugegebenermaßen gnadenlosen und harten Klassenfeind selbst sehr hart geworden. Ein Robespierre-Typus hat sich herausgebildet, ein asketisch-unlebendiger Typus des Revolutionärs, unbarmherzig gegen sich und andere. Vitale Impuse, Milde und Lebensfreude kämpft dieser Typ konsequent in sich nieder. Boris Pasternak hat den kommunistischen Funktionär, wie er sich während der Revolutionsjahre herausgebildet hat, in „Doktor Schiwago“ treffend beschrieben: „Von der Revolution zu Göttern erhoben, denen sie alle ihre Gaben und Opfer zu Füßen legte, saßen sie da, schweigsame, strenge Götzenbilder, denen der politische Hochmut alles Lebendige, Menschliche genommen hatte.“

Lenin selbst vertrat diesen Typ wohl in seiner reinsten Form. Wie Maxim Gorki in seinen Erinnerungen beschreibt, hörte Lenin gelegentlich gern klassische Musik und lobte bei einem gemeinsamen Konzertbesuch Beethovens Sonate „Appassionata“: „Eine wunderbare, nicht mehr menschliche Musik.“ Dann aber, so Gorki, habe Lenin die Augen zusammengekniffen und hinzugefügt: „Aber allzu oft kann ich diese Musik doch nicht hören. Sie wirkt auf die Nerven, man möchte liebe Dummheiten reden und Menschen den Kopf streicheln, die in schmutzigen Höllen leben und trotzdem solche Schönheiten schaffen können. Aber heutzutage darf man niemanden den Kopf streicheln – die Hand wird einem sonst abgebissen. Schlagen muss man auf die Köpfe, unbarmherzig schlagen.“ Interessant ist an diesem Beispiel, dass eine Empfänglichkeit für das Schöne bei Lenin durchaus vorhanden war. Er musste die Blume aufkeimender Seelenweichheit gleichsam in einem Kraftakt zertreten und sich selbst zu „notwendiger“ Unbarmherzigkeit antreiben. Die „Appassionata“ war durch ihren Klang wie schon durch ihren Namen Symbol für alles „Bourgeoise“, alle konterrevolutionäre Innerlichkeit und Seelenaufwühlung, gegen die sich der Klassenkämpfer verwahren musste. Ein Freund von mir, toleranter Marxist und Klassik-Liebhaber, berichtete mir von folgendem Ausspruch eines seiner Genossen: „Schuberts Winterreise ist marxistisch nicht zu retten.“

Der Hass auf die Bourgeoisie als der unterdrückenden Klasse hatte in ihrem Gefolge für Kommunisten eine radikale Verneinung aller Zutaten des bürgerlichen Lebensstils. Alles Schöne konnte da als Kind mit dem Bade bürgerlicher Oberschichtenkultur ausgeschüttet werden. Weichheit, Herzlichkeit, Innerlichkeit, Dinge, die wir heute gerade in der „kulturell kreativen“ Szene für wichtig halten. Jede Art von Verfeinerung des Seelenlebens ohnehin. Franz Josef Degenhardt, der aufrechte linke Liedermacher der ersten Stunde, sang: „Zwischentöne sind bloß Krampf im Klassenkampf“. Entsprechend holzschnittartig zeigten sich zwar nicht die meisten Degenhardt-Lieder, wohl aber Teile der linken Diskussionskultur. Die freiwillige und zielgerichtete Verödung des eigenen Seelenlebens um der Funktionstüchtigkeit im Klassenkampf willen ist psychodynamisch eine wichtige Basis linker Religionskritik.

Interessant ist er hierbei, die Kritik enttäuschter Sozialisten an ihrer eigenen „Szene“ zu betrachten. Marc Chagall, der große Gestalter einer märchenhaft-surrealen Bilderwelt scheiterte bei dem Versuch, sich mit dem Sowjetsystem seiner Heimat zu arrangieren. In den ersten, kulturpolitisch noch offeneren Jahren bekleidete Chagall die Stellung eines Kulturkommissars. Er stand dem „System“ also zeitweise näher als man es angesichts seines verträumt wirkenden Stils vermutet hätte. Doch die Tagungen der sowjetischen Malervereinigung, an der er teilnehmen musste, stießen Chagall ab. In seine Autobiografie beschreibt er einen seiner Kollegen: „Er deutet mit dem Finger auf eine Gaslaterne mitten auf dem Kremlplatz und sagt boshaft zu mir: ‚Dort wird man euch alle aufhängen.’ Anscheinend ist er inzwischen ein sehr eifriger Revolutionär geworden. Ein anderer, dem Gott kein Talent gegeben hat, schreit die Parole aus: ‚Tod dem Bild!’“ Den Rest gab ihm folgende Bemerkung eines Apparatschiks: „Doch als ich irgendeinen schreien hört: ‚Ich pfeife auf eure Seele. Ich brauche eure Beine, aber nicht euren Kopf’, habe ich nicht länger gezögert. Genug! Ich will meine Seele bewahren.“ Chagall emigrierte 1922 nach Paris.

Auch Wilhelm Reich, Freud-Schüler und Vater der bioenergetischen Körperpsychotherapie, ging eine vorübergehende Mesalliance mit den Sowjet-Machthabern ein. Überzeugt, dass Freiheit und Gesundheit ein- und dasselbe seien und dass politische wie energetische Befreiung Hand in Hand gehen müssten, gründete er 1931 den „Deutschen Reichsverband für Proletarische Sexualpolitik“. Ernüchtert wurde Reich später durch die ideologisch bedingte Entsexualisierung, die das Stalin-Regime in Russland betrieb. Sexuelle Repression hatte der Therapeut speziell als ein destruktives Merkmal des Kapitalismus gebrandmarkt. Nun holten ihn ähnliche Konzepte – lediglich unter veränderten Vorzeichen – bei den Genossen ein. „Im Verlauf der letzten Jahre“, schrieb er 1935, „häuften sich reaktionäre sexual- und kulturpolitische Nachrichten aus Sowjetrussland, die alle Hoffnungen enttäuschten.“ Reich zählte auf, was 1934 geschehen war: „Der Homosexualitätsparagraph wieder eingeführt.“ Die Abtreibung wurde „immer mehr bekämpft“. Es wurde „die Zwangsfamilie wieder hochgehalten“. Insgesamt „nimmt die Askeseideologie immer schärfere Formen an.“ Es scheint, als ob es Obrigkeiten generell nicht so mit der Lust haben. „Weil man Frierende besser regieren kann“, sang Konstantin Wecker.

(Den zweiten Teil dieses Artikels lesen Sie morgen auf dieser Seite)

* Die Definition des politischen Begriffs „links“ ist zugegebenermaßen schwer. Stärker problematisiert und aufgeschlüsselt habe ich den Begriff in meinem dreiteiligen Artikel „Links und Rechts – was heißt das?“ – 1. Teil hier, 2. Teil hier, 3. Teil hier. Ich finde die Meinung, wie sie etwa von HdS-Redakteur Holger Platta dazu vertreten wird, bedenkenswert und respektabel. „Links“, so Holdger, ist eng mit der Bewahrung der Menschenrechte und mit einem humanen Umgang miteinander verbunden. „Roter Terror“ wie im Stalinismus oder beleidigende Umgangsformen (wie sie von manchen Kommentatoren auf HdS gepflegt wurden) können demnach gar nicht für sich beanspruchen, „links“ zu sein. Vielmehr handelt es sich dabei um angemaßtes oder um Pseudo-Linkssein. In meinem Artikel verwende ich den Begriff „links“ nicht für ein humanes Ideal, sondern pragmatisch und entsprechend verbreiteter Definition für Menschen mit sozialistischer, kommunistischer bzw. antikapitalistischer Weltanschauung.

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