Alternativlos – nicht schon wieder

 In FEATURED, Jens Fischer Rodrian, Politik

Jens Fischer Rodrian war über viele Jahre Musiker in der Band von Konstantin Wecker (Schlagzeug, Gitarre). Er arbeitet als Musikproduzent und Filmkomponist. Er tritt auch solo oder mit seiner Frau, der Sängerin Alexa, auf. Hier kritisiert der die Maßnahmen rund um Corona unter dem Aspekt ihrer vermeintlichen Alternativlosigkeit. Der demokratische Prozess fordere eine offene Debattenkultur. Jens Fischer Rodrian

Seit Wochen sehen wir Bilder von überfüllten Krankenhäusern in Italien und N.Y., 6 Patienten werden, begleitet von vielen Ärzten und Pflegekräften, nach Deutschland geflogen, Lastwägen, die Leichen abtransportieren, leere Strassen in Europas Metropolen, um nur einige zu nennen.

Alle anderen Themen, Flüchtlingsnot, Stellvertreterkriege, Hungersnöte, Kindesmissbrauch, sexuelle Übergriffe, Femizide und allem voran der Klimaschutz, der unseren Kindern das Leben retten könnte, teilen sich die letzten fünf Minuten der heute-Sendung.

Was soll diese einseitige Berichterstattung bewirken?

Diese Bilder machen Stimmung und schüren Angst, nicht nur vor dem Virus, sondern vor jedem, der mit dem Thema anders umgeht, in seinen Untersuchungen zu anderen Ergebnissen kommt oder mit dem Maßnahmenkatalog nicht einverstanden ist.

Das „alternativlose“ Handeln der Bundesregierung, wird so gerechtfertigt und schafft das trügerische Bild starker Führung. Die Umfragewerte der agierenden Politiker steigen, in Bayern ist die absolute Mehrheit für die CSU wieder in greifbare Nähe gerutscht.

Man scheint aus dem fatalen Gebrauch des „Unwortes“ alternativlos nichts gelernt zu haben.

Alternativlos heisst übersetzt „Keine Widerrede!“, wie es Juli Zeh in einem SZ Interview so treffend beschreibt.

Alternativlos heißt in letzter Konsequenz, dass der demokratische Prozess als solcher in Frage gestellt wird, denn das Ringen nach Lösungen durch eine lebendige Streitkultur ist, neben dem Versammlungsrecht, ein fundamentaler Grundpfeiler jeder demokratischen Grundordnung.

Sich davon zu verabschieden, käme der Entmündigung des Bürgers gleich. Wohin das führen kann, sollten wir wissen. 

Anzeigen von 4 Kommentaren
  • Konjunktiv statt IST
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    Was mich immer wieder nervt, sind die Konjunktive statt Präsens !
    Man kritisiert ja völlig zurecht Zustände hier im Land, setzt aber immer ein wäre, sei, könnte, würde davor – so als ob der kritisierte Zustand noch nicht eingetreten WÄRE.
    “könnte zu einer Entdemokratisierung führen… ”
    ” wäre eine Einschränkung der Freiheit… ”
    ” würde das Sozialsystem beschädigen… ”
    ” könnte zu einer Totalüberwachung führen… ”
    ” wäre dann ein Polizeistaat… ”
    ” würde zu einer diktatorischen Herrschaft führen… ”
    ” sei nicht mit der Verfassung vereinbar… ” u.s.w.
    Man setzt also tatsächlich bereits gegebene furchtbare Zustände immer in den Konjunktiv –
    anstatt ein deutliches IST ! mit Ausrufezeichen zu setzen, den Tatsachen entsprechend ganz einfach: ” IST längst schon keine Demokratie mehr ! ”
    ” IST Totalüberwachung, IST eine totalitäre Herrschaft !, IST Verfassungsbruch !, IST ein Polizeistaat ! u.s.w
    Mit diesen Konjunktiven stellt man tatsächlich schon gegebene furchtbare Zustände auch in Frage, relativiert und verharmlost diese, führt zu Selbsttäuschungen und verhindert letztlich den Widerstand.
    So schläft der mehr als nur berechtigte Widerstand im Konjunktiv dahin – “könnte” ja sein dass alles mal von selbst wieder gut wird…
    Die Konjunktive vor und die Fragezeichen hinter furchtbare Zustände gesetzt heben den IST-Zustand auf, egalisieren diesen sogar, SIND dann kein Grund zu Beunruhigung –
    und solange die Leute alles in diesen Konjunktiv stellen, müssen sich die Herrscher keine Sorgen machen, können das Unrechtssystem weiter vorantreiben.
    Leute ! – alles was an Unrecht und Unfreiheit gegeben ist, IST schon Realtität !
  • c.g.
    Antworten
    meditation im öffentlichen raum – wär das was?

    https://kenfm.de/ignorance-meditation/

    ich habe mir das video angesehen und finde die idee gut. auch die lesung auf dem marienplatz hat mir gefallen.

    c.g.

     

     

  • Gerold Flock
    Antworten
    Ich hätte da schon eine Theorie warum das mit der Diktatur so gut funktioniert.

    Die Firmen in dieser Schein-Demokratie und im Kapitalismus funktionieren zu 99,5% Prozent sowieso diktatorisch-zentralistisch und eben nicht dezentral.

    Die Firmen und die meisten Selbstständigen Unternehmer bekommen wegen der Corona-Pandemie staatliche Soforthilfe-Gelder.

    Die Arbeitnehmer und Angestellten in der Regel aber nur Kurzarbeitergeld.

    So kann die allgemeine versteckte totalitaristische Diktatur, die in der kapitalistischen-neoliberalen Arbeitswelt  herrscht, supergut weiter funktionieren und gehändelt werden.

    Die meisten Arbeitnehmer sind zudem verschuldet. – Die bekommen also 60 % Kurzarbeitergeld und jobben dann zusätzlich 8-10 Stunden für 2-3 Euro in der Stunde. – Die denken leider …so. Lieber 2-3,- Euro in der Stunde statt nichts und  zusätzlich die 60% Kurzarbeitergeld.

    Die Unternehmer und Mittelständler haben aber nur geringe Verluste. – Wenn überhaupt. Da sie ja die staatlichen Zuwendungen und Sonderzahlungen bekommen und die Kohle die sie mit ihren Arbeitsknechten verdienen kommt noch dazu.

    Die lachen heimlich über ihre Arbeitsknechte, die da nun für 2,- …3,- Euro in der Stunde malochen bis zum Burnout.

    Die haben tatsächlich kaum Verluste wegen der Staatsknete und sehen nun auch noch wie ihre Arbeitssklaven, wegen der Pandemie weit unter dem Mindestlohn sich für  das Unternehmertum kaputtschuften.

    Das gefällt dem Unternehmertum.

    Da machen die natürlich keinen Mucks gegen die staatliche Corona-Diktatur.

    1. Bekommen sie Geld.

    2. Verstärkt das auch noch die Arbeits-Diktatur.

    Also: Da muß sich wirklich kein Mensch mehr fragen. – Warum sich da im unternehmerischen Mittelstand und auch in den Groß-Konzernen niemand empört.

    Die, die sich empören müßten. Die Arbeitssklaven und Kurzarbeiter usw. Die sind so unter Druck und Existenzängsten. – Denen bleibt vor lauter Maloche  fast nichts…ausser Stress und Angst und unterm Strich gar nichts. Ausser noch mehr Frust.

    So schaut´s aus

    Ich hab mich schon gefragt:

    Warum mein Manager so lächelt und gut drauf ist?

    Die haben vielleicht sogar mehr Kohle als vor der Pandemie? – Das könnte tatsächlich sein.

    Denn wegen UBER und anderer Konkurrenz war ja im Taxigewerbe sowieso schon Flaute. Tja. – Woanders in anderen Branchen wird es ähnlich mies zugehen. – Denk ich mal.

     

     

     

  • c.g.
    Antworten
    sehenswert, mutig, bedenkenswert: es zeigt, dass jede und jeder etwas tun kann

    https://m.youtube.com/watch?v=pgjA9E2HXWQ

     

    c.g.

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