Das Wort verwandelt die Welt

 In FEATURED, Friedenspolitik, Kultur, Peter Fahr

Hermann Hesse

Der Dichter Peter Fahr fühlte sich durch den Pazifismus Hermann Hesses zu eigenem widerständigen Tun und Schreiben inspiriert. “Dass das Leben wert sei, gelebt zu werden, ist der letzte Inhalt und Trost jeder Kunst, obgleich alle Lobpreiser des Lebens noch haben sterben müssen. Dass Liebe höher sei als Hass, Verständnis höher als Zorn, Friede edler als Krieg, das muss ja eben dieser unselige Weltkrieg uns tiefer einbrennen, als wir es je gefühlt.” Der große Schriftsteller Hermann Hesse widerstand in den Jahren nach 1914 dem Sog der allgemeinen Kriegshysterie und schrieb dazu Worte, die über die Jahrzehnte hinweg in unsere ebenfalls dunkle Epoche hinüberleuchten. Peter Fahr fand zwischen seinem Leben und dem Hesses, der lange in der Schweiz lebte, viele Parallelen. Auch er wurde schließlich zum Friedensdichter. In Zeiten der Anfechtung bleibt nur das unbedingte Festhalten an der einmal als richtig erkannten Menschlichkeit und die Geduld des Wassers, das am Ende stärker ist als der Stein. Dieser Beitrag ist ein Auszug aus Peter Fahrs Vortrag “Der Mensch ist ja keine feste und dauernde Gestaltung. Hermann Hesse und mein Eigensinn”, enthalten in der Essay-Sammlung “Der Atem der Worte”, die gerade bei Edition Königstuhl erschienen ist. Peter Fahr

 

Hermann Hesse zog 1912 mit seiner Frau Maria Bernoulli, genannt Mia, und den drei Kindern Bruno, Heiner und Martin von Gaienhofen am Bodensee an den Stadtrand von Bern. Die Familie bewohnte ein altes Landhaus am Melchenbühlweg in der Hinteren Schosshalde. Die Entfernung von da bis zu der Laubeggstrasse, in der ich heute wohne, beträgt weniger als einen Kilometer. Bei Kriegsbeginn 1914 meldete sich Hesse freiwillig, wurde aber als dienstuntauglich zurückgestellt und im Jahr darauf der Deutschen Gesandtschaft zugeteilt, wo er von nun an im Dienst der „Deutschen Gefangenenfürsorge“ Internierte mit Lektüre versorgte, Gefangenenzeitschriften herausgab und 1917 einen eigenen Verlag für Kriegsgefangene aufbaute. Der Grosse Krieg, wie der Erste Weltkrieg genannt wurde, entwickelte sich zu einem Massaker, einer blindwütigen und sinnlosen Schlächterei.

Hesse, der sich stets für die Völkerverständigung eingesetzt hatte, veröffentlichte im November 1914 seinen Aufruf „O Freunde, nicht diese Töne“, in dem er sich vor allem gegen kriegsverherrlichende Schriftsteller wandte:

„Alle diese Äußerungen, vom frech erfundenen ‚Gerücht‘ bis zum Hetzartikel, vom Boykott ‚feindlicher‘ Kunst bis zum Schmähwort ganzer Völker, beruhen auf einem Mangel des Denkens, auf einer geistigen Bequemlichkeit (…). Uns andern, die es mit der Heimat gut meinen und an der Zukunft nicht verzweifeln wollen, uns ist die Aufgabe geworden, ein Stück Frieden zu erhalten, Brücken zu schlagen, Wege zu suchen, aber nicht mit dreinzuhauen (mit der Feder!) und die Fundamente für die Zukunft Europas noch mehr zu erschüttern. (…) Dass das Leben wert sei, gelebt zu werden, ist der letzte Inhalt und Trost jeder Kunst, obgleich alle Lobpreiser des Lebens noch haben sterben müssen. Dass Liebe höher sei als Hass, Verständnis höher als Zorn, Friede edler als Krieg, das muss ja eben dieser unselige Weltkrieg uns tiefer einbrennen, als wir es je gefühlt. Wo wäre sonst sein Nutzen?“

Kaum war der Artikel erschienen, wurde Hesse in der deutschen Presse heftig angegriffen und als „vaterlandsloser Gesell“ beschimpft. Die Verkäufe seiner Bücher gingen zurück, was ihn verstörte. Seinem Freund, dem Maler Hans Sturzenegger, schrieb er:

„Ich weiß heute aus Erfahrung: ein Gedicht machen und ein Lied singen, ist nicht nur hübscher, sondern auch unendlich viel gescheiter und wertvoller, als eine Schlacht gewinnen oder als eine Million fürs Rote Kreuz zu geben. Es ist nichts mit dieser ‚organisierten‘ Welt der Politiker und Generäle, und von unsern Künstlerträumen ist der verrückteste immer noch mehr wert.“

Hesses konsequenter Pazifismus inspirierte mich. Er überzeugte mich, der Gewalt mit Höflichkeit, Gelassenheit, Freundlichkeit und Güte zu begegnen. Als junger Mann las ich, von Hesse darauf verwiesen, das Buch „Taoteking“ von Laotse und erhielt Antworten auf brennende Fragen:

„Wenn der Mensch geboren wird, / Ist er weich und schwach; / Wenn er stirbt, / Ist er fest und stark. / Wenn die zehntausend Wesen, / Wenn Gräser und Bäume wachsen, / Dann sind sie weich und saftig; / Doch wenn sie absterben, / Dann sind sie dürr und trocken. // Wahrlich: / Das Feste, Starke ist des Todes Begleiter; / Das Weiche, Schwache des Lebens Begleiter. // Deshalb: / Sind die Waffen stark, dann siegen sie nicht. / Sind die Bäume stark, dann werden sie gefällt. / Das Starke, Grosse liegt darnieder; / Das Weiche, Schwache ist hochgestellt.“

Solche Gedanken führten mich zum zivilen Ungehorsam. Ich war wegen Migräne bei körperlicher Anstrengung vom Wehrdienst befreit und zum Zivilschützer ausgebildet worden. Als man mich zum Schutzraumleiter machen wollte, verweigerte ich den Zivilschutzdienst und verzichtete auf meinen Schutzraumplatz in Kriegszeiten. Die dadurch eingesparten Geldmittel sollten für den Aufbau eines Schweizerischen Friedensinstituts eingesetzt werden. Meine Verweigerung brachte mir dreißig Tage im hiesigen Bezirksgefängnis ein.

Das folgende Gedicht bringt meine pazifistische Überzeugung auf den Punkt:

wir haben zeit

ihr unterwerft
was ihr verkennt
ihr seid der stein

ihr strebt nach dem
was wissen schafft
ihr habt den staat
den markt die macht

wir haben die geduld

ihr habt soldaten
waffen hass
ihr habt den gott
der euch verzeiht

wir haben die geduld
wir haben zeit
die welle teilt den stein

(…)

Als junger Mann ließ ich eigene Texte auf Plakaten aushängen. Ein Passant schmierte auf ein Plakat: „Fahr zur Hölle!“ Ein unmöglicher Rat. Die Hölle war kein Ort, wohin ich fahren konnte. Ich war ja schon da.

Ich schreibe trotzdem. Das Inferno ist gegenwärtig. „Hölle ist nichts als ein Wesen“, sagt Meister Eckhart. Diese Zeit ist infernalisch, diese Zeit ist wesentlich.

Schon Goethes Faust hat vorgeführt, dass der Mensch den Tod mehr fürchtet als den Teufel. Seine Seele zu verlieren, ist schlimmer, als sie zu verkaufen. Das Böse schreckt weniger als das Nichts.

Mit Hermann Hesse frage ich:

„Wo ist der Punkt, von welchem aus diese ganze Hölle von Krieg, Korruption, Entseelung zu überblicken und zu überwinden ist? Wo kann man anknüpfen, um auf Erden wieder etwas wie Geist, etwas wie Würde, etwas wie Sinn und Schönheit zu ermöglichen?“

Für den Dichter mag die Antwort im genauen Hinsehen, Erkennen und Benennen liegen. Der Blick sieht die Wirklichkeit und zeigt Gegenwärtiges, die Vision sieht die Möglichkeit und offenbart Künftiges. Der Blick ist notwendig, die Vision Not wendend.

Wo Lügen zu Wahrheiten verkommen, wiegt ein aufrichtiges Wort mehr als eine Handvoll Phrasen. Diese Zeit braucht Dichter, die radikal menschlich sind. Die Menschlichkeit befreit das Wort. Und das Wort verwandelt die Welt.

Anzeigen von 35 Kommentaren
  • Bernhard Schlegel
    Antworten
    Lieber Herr Fahr

    Ich bin, wie Sie wissen auch Pazifist. Und als solcher wünsche ich dennoch Menschen wie Putin den Tod. Weil eben schon zu oft, der Stein stärker ist als das Wasser. Kain schlug damit den Kopf seines Bruders ein und Wladimir bomardiert Kinderspitäler. Ich sah unlängst einen sehr bedeutenden Film. Auf Netflix. Schatten in meinen Augen. Dieser Film zeigt schonungslos den Irsinn des Krieges auf in kleinen Geschichten, die sich zu einem Opus fügen. Dort werden etwa Widerstandskämpfer gegen Hitler für die grosse Sache geopfert, von Menschen, die unsere Verfassung hineinbombadieren wollen in ein Unrechtregime. Und dort wird durch Irrtum von den Befreiern ein katholisches Mädcheninternat in Schutt und Asche gelegt. Warum ich will, dass Menschen wie Putin sterben? Weil sie gottgleich sind und Pech und Schwefel regnen lassen. Der Mensch, der sich zu Gott macht, ich glaube nichts, ist kein Mensch mehr. Tyrannenmord ist legitim. Er soll den Schritt markieren, worüber hinaus niemand mehr gehen soll. Nach Dürrenmatt ist der Friede überhaupt das zu schwerst erträgliche. Dazu braucht es Kraft. Wer diese nicht hat und den Krieg herbeiführt soll sterben. Der Tod ist die Aufgabe des Todes. Nicht des Menschen. Aber es gibt Ausnahmen. Werfe einen Stein in den Fluss und hoffe Putin stirbt.

    • Ulrike Spurgat
      Antworten
      Nur ganz kurz !

      Unfassbar was sie hier los lassen dürfen !!!!!!!!!!!!!!!!!!!

    • Juergen Wehrse
      Antworten
      “Aber es gibt Ausnahmen.”

      . . .  Puuh . . . Herr Schlegel!

  • Peter+Fahr
    Antworten
    Lieber Herr Schlegel

    Ich kann Ihre Emotion angesichts des Wahnsinns Krieg verstehen, doch ich vertraue ihr nicht. Wer einem Mörder den Tod wünscht, übersieht dabei, was den Mörder motivierte. Das kann nur er selbst ahnen. Wer einen Mörder, und sei‘s ein Massenmörder, gottgleich nennt und ermordet, ist selbst gottgleich und wird selbst zum Mörder. Er wechselt die Seite. Erst wenn wir fähig werden, die Gewalt durch Vergebung zu erlösen, erlösen wir uns selbst.

    Das sind, kurz und sehr oberflächlich gesagt, ein paar Gründe, warum ich Pazifist bin.

    Wir sollten jetzt keine Flaggen der Ukraine hissen (diese Nation ist Kriegspartei und so ist diese Handlung nationalistisch und kriegsfördernd), wir sollten die weiße Fahne hissen, die für den Frieden steht.

    In herzlicher Verbundenheit, die aber nicht ausschließt, dass ich mit Ihnen nicht einverstanden bin.

    Ihr Peter Fahr

    • Freiherr
      Antworten
      Also ich hätte überhaupt nix dagegen Kriegstäter zu eliminieren, aber dann ALLE.

      Verzeihen ist ganz sicher etwas sehr Gutes, hätte damit aber ein Riesenproblem wenn so ein Kriegsarschloch z. B. meine Kinder umbringt – da werde ich nicht der einzige sein.

      Das Verzeihen aus der Ferne, nicht betroffen von Kriegsverbrechen ist leicht.

      ” Meinen Nachbarn kann ich ruhig umbringen, seine Frau ist nett, die wird mir das verzeihen… “.

      ” Und Gott verzeiht mir sowieso alles, letztendlich… “.

      Es fehlt wohl eher eine Instanz des Rechts, die sofort eingreift wo immer auch Arschlöcher Kriege befehlen, eine Instanz die die Macht hat sofort einzugreifen, wenn nötig auch Kriegsverbrecher sofort auszuschalten, wie auch immer.

      Hätten wir ja, internationale Gerichtshöfe, aber leider ohne Recht.

      Hätte man Hitler sofort eliminiert, wäre tatsächlich viel Leid nicht geschehen, gleiches bei Stalin, Mao, Bush und auch Putin ( Afghanistan und Tschetschenien, Syrien ).

      Diesen Verbrechern ist es auch völlig wurscht ob man ihnen verzeiht oder nicht.

      Mit dem Verzeihen kommen wir nicht weiter, bis zum Sanktnimmerleinstag könnten wir verzeihen, wird Kriegsverbrecher nicht hindern.

      Sich nicht wehren, sich Verbrechern einfach ergeben ? – dann hätten wir ein noch größeres Problem, mit Sicherheit, wenn man sein Recht nicht mehr verteidigt, ohne Notwehrrecht hätten wir auch ein Problem.

      Ich bin, weil Mensch keine ethische und moralische Kompetenz, kein Gewissen dafür entwickelt, für eine Eingreiftruppe welche Kriegstäter sofortigst ausschaltet, JEDEN.

       

       

       

       

       

       

       

       

       

       

      • Ulrike Spurgat
        Antworten
        Genauso so ein Geschwätz wie meistens weil wenig sachlich und noch weniger differenziert dafür aber hochtrabend allwissend!!!

        Hiermit verabschiede mich fürs Erste !

        • Ulrike Spurgat
          Antworten
          Stelle beim nochmaligen Lesen fest dass ich das unfaire Wort “Geschwätz” ohne dabei darüber nachgedacht zu haben benutze: dieses nehme ich hier ausdrücklich zurück !
          • sicher ist sicher
            augeier…

            nä…da sind schon zwei augäpfel.

            ich gehe auch lieber aufrecht darum…nehm ich…naja eierbecher aus metall. sicherheit ist oberstes gebot, versteht sich! und auch das auge isst …sorry…sieht mit, deshalb massgeschneidert, vom Goldschmied.

            etwas dekadenz muss sein.

            hängen zwar etwas tiefer aber, nun, solange ich nicht drauflasche…

            .

            .

            .

            die leute sollen schliesslich nicht denken das ich mit mir selber laber.

        • Die Meinungsfreiheit
          Antworten
          Wenn ich ihre, manchmal tief unter der Gürtellinie tretende Reaktion auf anders denkende und schreibende wahrnehme, und das als bekennende Kommunistin, dann kommt mir ein kalter Schauer über den Rücken. Sie an der Macht, sehe ich ein schnelleres Ende der Meinungsfreiheit als die im derzeitigen suizidalen RAUBTIERKAPITALISMUS. Sie mögen vielleicht mehr Wissen in dem einen oder anderen Bereich ihr Eigen nennen können, doch dies garantiert noch lang nicht eine richtige Schlussfolgerung, schon gar nicht im weit großeren Umfang als dem ihres Wissens. Manchmal habe ich das Gefühl, das sie sich persönlich angegriffen fühlen, sobald auch nur einer etwas an den Kommunismus anzweifeln würde.

          Der Kommunismus ist wie alle anderen politischen Systeme die Völker lenken, abhängig vom “GUTEN WIE IM BÖSEN” AGIEREN der Machthabenden.
          .

          .
          ps. Ich stelle mich schon beim abschicken dieser meiner Worte auf tiefe Tritte in meine Genitalien ein…autsch!

          Und natürlich auf ihr allen anderen weit überragendes Fachwissen, das Maß aller von ihnen erlaubten, sachlichen Diskussionen.

          Emotionen anders Denkender, dass sind Schwache, nicht wahr…

          • Ulrike Spurgat
            behalten sie ihre Eier im Auge…………..

            Lach !

  • rr
    Antworten

    Eine hat die weiße Fahne schon gehisst.

    https://www.youtube.com/watch?v=HhcsUlzEwLc

  • Bernhard Schlegel
    Antworten
    Lieber Herr Fahr

    Liebe Frau Spurgat

    Lieber Freiherr

    Liebe rr

    Wissen wir, wie es ist unter Trümmern eingeklemmt elendlich zu verrecken, weil es Potentaten eben mal gefällt, ihre teuflische Macht zu zelebrieren? Ich gehe mit Freiherr einig, dass solches mit ALLEN Mitteln zu verhindern ist. Ich bin gegen die Todesstrafe schon immer. Aber Menschen wie Putin und Bush und viele andere erheben sich durch ihre Macht über jede Menschlichkeit. Wie kann es hingenommen werden, das ein Einzelner ein friedliches Land in die Steinzeit zurückbomben kann, einfach um seine zaristischen Phantasien zu befriedigen? Wie kann ich sagen: Lebe weiter, geniess Dein Dasein, ja Deinen gestohlenen Prunk, während Du arme Menschen blutig zermalmst? Die weisse Fahne sollte über der ganzen Welt wehen. Blutspritzer inklusiv, für die, die die ganze Menschheit auslöschen wollen, nur weil sie nicht mit der eigenen Vergänglichkeit umgehen können. Jedes Kind kann das. Putin ist schon tot. Er ist wie ein Zombie, der im Blutrausch Kinderblut trinkt um noch zu sein, obschon er sich überlebt hat. Wie alle Machthaber, die nun nach Aufrüstung geifern. Jedes Kind ist eine Million mal mehr wert als diese Gangster.

    Freundliche Grüsse und ja, Friede auf Erden, unbedingt.

    Bernhard Schlegel

  • Bernhard Schlegel
    Antworten
    PS: Nach Dürrenmatt ist Friede das am Schwersten zu Ertragende. Er hat wie meist völlig recht. Es müsste anstelle von Wehrpflicht eine Friedenspflicht eingeführt werden. Die Menschheit sollte sich dem Frieden verpflichten. Ich weiss, ich träume…
  • Volker
    Antworten
    Ich sage es mal deutlicher: Selbst einem Mörder darf man nicht seine Würde nehmen.

    Na, rattert es im Gehirn?

  • Ulrike Spurgat
    Antworten
    Hallo Herr Schlegel,

    folgende Gedanken werde ich nun hier abschließend auf den Weg bringen wollen.

    Erstens – und da werde ich mich gerne wiederholen – arbeite ich seit nunmehr fast 45 Jahren aktiv in der Friedensbewegung und für ein anderes System in Deutschland und für den Frieden in der Welt, und erlaube mir eine glaskare Bewertung Einschätzung und Analyse der heutigen Verhältnisse in ihrer Zeit. Und zweitens ist die soziale Frage untrennbar mit der Frage Krieg und Frieden verbunden.

    In den Poesie Alben und den Wunschbüchern der Kinder stand immer an erster Stelle was sie sich wünschen: “Frieden und Freundschaft mit allen  Menschen überall in der Welt und das erzählen sie noch Heute im Erwachsenen Alter.

    So wünsche ich dass all das was man jetzt wieder bereit ist für andere Menschen in Notlagen zu tun ebenso für die betroffenen Menschen in diesem Land die unter dem Radar verschwinden in der Bedeutungslosigkeit ihres Daseins um ihr kleines Überleben kämpfen. Und auch da wiederhole ich mich gerne: Man kann nicht das Eine tun und eine Anderes unterlassen ! Das ist sträflich zu nennen.

    Aus einem zutiefst antifaschistischen antimilitaristischen und kommunistischem Elternhaus kommend war und ist es für mich Ehrensache als aufrechte Tochter eines Kommunisten der das faschistische Lager mit schweren gesundheitlichen Folgen überlebt hat immer und überall für den Frieden aufzustehen. Selbst ein Berufsverbot unter dem Friedensfürsten Willi Brandt oder die faschistische Heimerziehung hätten mir erlaubt mich diesem heiligen Erbe all der Widerstandskämpfer entziehen zu dürfen.

    Eben erreicht mich die nicht überprüfte Info dass die Hartz 4 Regelsätze erhöht werden sollen ? Eine polititische Forderung seit in Kraft treten der unsäglichen Hartz Gesetze von vor fast siebzehn Jahren denn niemals haben die Beamten den tatsächlichen Bedarf der betroffenen Menschen ermittelt. Immer handelt es sich um Willkur und um ein poltisches Umsetzen unsäglicher Politik.

    Und ich schließe mal nicht mit Karl Marx oder Bertolt Brecht sondern mit Kurt Tucholsky: “Denn nichts ist schwerer und nichts erfordert mehr Charakter , als sich in offenen Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: NEIN.”

    “Die Verteidigung des Vaterlandes” in: Die Weltbühne , 6. Oktober 1921, S. 338f

    und:

    “Wohltaten , Mensch sind nichts als Dampf.// Hol dir dein Recht im Klassenkampf-!”

    “Asyl für Obdachlose”, in: Arbeiter Illustrierte”, 1928, Nr. 37

    Anmerkung: Herausgeber der Weltbühne war Carl von Ossietzky, politisch verfolgt und Freund und Mitkämpfer von Erich Mühsam, Bert Brecht, Ludwig Renn, Kurt Tucholsky u.A. war inhaftiert in Esterwegen in Börgermoor erlitt dort schlimmste Folterungen für seine politische Überzeugung die dem Frieden verpflichtet war. 1935/36 bekam er den Friedensnobelpreis verliehen. Auf interntionalen politischen Druck entließen die Faschisten ihn diesen armen gequälten Menschen der über sich selbst hinaus gewachsen war in die “Freiheit” wo er 1938 an den Folgen seiner Qualen im Lager in einem Berliner Krankenhaus verstarb. Die GESTAPO sass zu seiner Bewachung vor seiner Türe.

     

     

  • Freiherr
    Antworten
    In diesem Zusammenang, dieser Diskussion nun,

    möchte ich gleich mal mit dem ” Blanken Pazifismus ” aufräumen, schon weil es einen solche nicht gibt.

    Es kommt nur auf die jeweiligen Umstände an und dann wird sich dieser “reine” Pazifist sehr wohl auch wehren, wenn es um sein Leben geht oder das seiner Frau,Verwandten oder Kinder oder whatever, dann wird auch er zum Täter.

    Dann wird sich dieser selbsternannte “Reine ” Pazifist freilich nicht hinstellen und sagen: ” Oh, habe schon auf dich gewartet, endlich bringst du mich um oder vergewaltigst meine Frau, verschleppst meine Kinder, bombardierst mein Haus… ” – nein , wird er nicht, er wird sich wehren und das mit allen Mitteln die er hat, auch den Täter umbringen wenn es sein muss, es keine andere Möglichkeit des Selbstschutzes oder dem Schutz Anderer mehr gibt. Zu ALLEN Mitteln der Verteidigung ihrer Kinder würde eine Mutter greifen, wenn es darauf ankommen muss.

    Und mit dem ” Verzeihen” ist es dann auch nicht mehr so weit her, wie oft gerade von “Pazifisten ” aus der Distanz zum tatsächlichen Geschehen und den Auswirkungen eines Verbrechens behauptet wird.

    Gegen den Pazifismus als Grundhaltung hat ja niemand etwas, diese ändert sich aber schlagartig wenn es um dein Leben oder das deiner Schutzbefohlenen geht.

    Der religiös begründete ” blanke ” Pazifismus ist erst recht eine blanke Lüge  und ein Märchen – und Jesus hat sich keinesfalls freiwillig, quasi als freiwilliges Opfer für den Frieden  ans Kreuz nageln lassen, er wurde mit purer Gewalt ohne dem entrinnnen zu können hingerichtet, so wie es damals unter römischer Gewaltherrschaft üblich war.

    Es wird auch dem Pazifisten nichts anderes übrig bleiben als auch wehrhaft zu sein, kommt nur auf die Umstände an.

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    • Die A N N A loge
      Antworten
      Eine kleine Bitte an dich: könntest du bitte künftig weniger Papier verschwenden? Also ich meine NICHT  weniger schreiben, sondern den  unbeschriebenen Teil der Seite abschneiden? Die lange Fahne hinter deinem Text lässt meinen Scroll Finger auf Dauer  ermüden. 😃
  • Bernhard Schlegel
    Antworten
    Volker

    Ein Kindsmörder hat seine Würde verspielt. Komm mal in die Hose. Du Verharmlooser.

  • Bernhard Schlegel
    Antworten
    Liebe Frau Spurgat

    Geschätzter Freiherr

    Sie beide haben in vielem Recht und aus beiden Stimmen, die verschieden sind spricht Wahrheit. Putin jedoch will alle Stimmen erwürgen zu einer: Seiner. Da atmet kein Wort. Da verkommt das Wort zur blanken, tötlichen Lüge. Einem Frevel.

    • Ulrike Spurgat
      Antworten
      Ich widerspreche ihnen ganz entschieden ! und bin nicht bereit ihnen zu folgen was ihrer subjektive Meinung zu Präsident Putin angeht nur annähernd zu folgen.

      Ihr “Pazifismus” macht mir die mit wenig Ängsten zu tuen hat, Angst.

      Werde mich aber nicht weiter dazu äußern wollen denn ein Gespräch ist nicht möglich wenn man sich bereits in vielerlei Hinsicht festgelegt hat.

      Und bitte werden sie nicht persönlich wenn es um eine andere Haltung geht als die ihre. Volker ist ein hier hoch geschätzter Denker und Schreiber den ich nicht missen möchte.

      Das passt doch nicht mit “Pazifismus” zusammen was sie hier sagen wollen.

  • Bis das die Halbwahrheit uns scheidet
    Antworten
    Der Täter, dass Opfer und die Umstände…

    Sind es nicht die Opfer und eventuell die engsten Angehörigen, die einzig das Recht haben zu verzeihen?

    Wenn einer von zwei den anderen töten will, ist nicht immer der Überlebende auch gleich der Schuldige. RUSSLAND und die nicht nur-, nicht alle aber auch mit Rachegelüsten gedrillten ehemaligen Ostblockstaaten sowie die von einen Falschspieler angeführte EUROPÄISCHE(WIRTSCHAFTS)UNION…
    .
    “Wenn DREI sich streiten, freud sich der VIERTE”
    .
    Und wenn der VIERTE auch noch ein Falschspieler ist, dann ist der Beste Weg den Streit zu beenden dieser, sein falsches Spiel abzulehnen und wenn nötig, aus der Gemeinschaft auszuschließen.

  • Die A N N A -loge
    Antworten
    Trauerseen

    Trümmer übersäen Staub und Lehm,
    und ein Leid belagert weites Land.
    Tränen füllen tiefe Trauerseen-
    und der Liebste stirbt an einer Wand.

    Bomben krachen, Häuser geh’n in Flammen auf,
    der Verzweiflungsschrei entgleitet auf den Grund.
    Wo eben noch das Lachen war, verstirbt der Laut
    und die Tränen füllen Trauerseen bis zur Stund.

    Ich verzweifel’- nie begreife ich die Kriegsverfüger,
    das Säen, roh und blutig die Gewalt.
    Sind wir in Wahrheit denn nicht alle Schwestern – Brüder,
    geboren zu dem Zweck des Mensch sein in Gestalt?

    DALAI LAMA – SCHWESTERN UND BRÜDER
    https://youtu.be/5lJwnSGROtg

  • Bis das die Halbwahrheit uns scheidet
    Antworten
    Der Täter, dass Opfer und die Umstände…

    sind es nicht die Opfer und eventuell die engsten Angehörigen, die einzig das Recht haben zu verzeihen? Wenn einer von zwei den anderen töten will, ist nicht immer der Überlebende auch gleich der Schuldige. RUSSLAND und die nicht nur aber auch mit Rachegelüsten gedrillten ehemaligen Ostblockstaaten sowie die von einen Falschspieler angeführte EUROPÄISCHE(WIRTSCHAFTS)UNION…

    .

    “Wenn DREI sich streiten, freud sich der VIERTE”

    .

    Und wenn der VIERTE auch noch ein Falschspieler ist, dann ist der Beste Weg den Streit zu beenden dieser, sein falsches Spiel abzulehnen und wenn nötig, aus der Gemeinschaft auszuschließen.

    • Juergen Wehrse
      Antworten
      Das Thema spaltet uns ja gewaltig, noch mehr als Corona. Zu mir: nein, ich werde niemals Blau/Gelb zujubeln, wenn es zeitgleich Russenhass regnet. Das wird aber so praktiziert und schließt sich eigentlich aus (Phasenauslöschung in der Akustik). Sind wir in unserer täglichen moralischen Entrüstung wirklich glaubwürdig – oder latent scheinheilig und heuchlerisch? Am Ende gar rassistisch? Folgender Text russischer Veteranen thematisiert speziell die aktuelle Haltung Deutschlands, muss nicht repräsentativ sein – mir ging es aber gewaltig durch die Haut. Und wie!

      https://sascha313.wordpress.com/2022/03/26/109029/

      Und ja, ich bin beeinflusst worden von meinem Vater, der in Russland als einfacher Soldat entgegen seiner Überzeugung agieren sollte. Land und Leute Russlands: Es war die Liebe seines Lebens! Glaubhaft.

      • Ulrike Spurgat
        Antworten
        Nur kurz  und Danke ihnen sehr.

        Ich kenn den Text (Rupp) den sie hier öffentlich machen und auch den Blogbetreiber der diesen und so unendlich vieles andere an Informationen mit Wahrheitsgegalt mehr als seit vielen Jahren veröffentlicht. Eine zu empflehenswerter Blog.

        Brillant, klug  wissenschaftlich und mit teilnehmnder Vernunft tiefgehend genau in seinen Analysen.

  • heike
    Antworten
    2018 hat der Dalai Lama in einer seiner Ansprachen vorgeschlagen, das NATO-Hauptquartier nach Moskau zu verlegen und Russland in die EU zu integrieren.

    Wäre man seinem Vorschlag (und den langjährigen Bitten Putins um eine Beteiligung Russlands in der europäischen Sicherheitspolitik) gefolgt, dann gäbe es heute keinen Krieg. Und gäbe es keinen Krieg, dann könnte man die Rüstungsausgaben nicht in so exorbitante Höhen schrauben, was wiederum unsere amerikanischen Freunde und alle Rüstungskapitalisten sehr traurig machen würde. So entspannt, gelöst und gutgelaunt wie seit dem Beginn des Ukraine- Kriegs habe ich Joe Biden und Olaf Scholz  noch nie gesehen. Woran mag das wohl liegen? Endlich hat man Russland in den Augen der Weltöffentlichkeit wieder zu den machen können, was Amerika braucht: einen bösen, erbarmungslosen Feind. Man schützt nun Europa, indem man “die Ostflanke” schließt und die Nato-Gipfel Raketen nun endlich auch in der Ukraine aufstellen kann. Man den “kalten Krieg” ein zweites Mal aufwärmen und die Kapitalisten, das Kapital, scheffel(n)t wieder Milliarden. Kapitalismus braucht Kriege und Zerstörung, denn nichts bringt so schnell Profit wie diese.

    Diese Jahrhundert hätte ein Jahrhundert des gegenseitigen Vertrauens werden können, aber der Westen hat alle Versuche Putins, sich in Europa zu integrieren zurückgewiesen, ist Russland mit seinen Raketen immer mehr auf den Leib gerückt, bis Putin schließlich zugeschlagen hat, um sich und sein Land zu schützen ( Ich möchte nicht wissen, welchen psychischen Erpressungen und Angriffen er seit geraumer Zeit ausgesetzt war, und davon wird man auch nichts in einer Zeitung lesen.)

    Auf welche hinterlistige Weise, der amerika-hörige Westen Konflikte in der Welt geschürt hat, die schon zu viel Zerstörung geführt haben, ist nicht erst seit dem Irak-Krieg bekannt.

    Und die Friedensbewegung, die verhindert die Aufrüstung nicht, sondern liefert nur einen schönen Tarnmantel für die Augen der Welt, unter dem man eine enorme Aufrüstung betreiben kann.

     

     

    • Die A N N A loge
      Antworten
      Wenn, wann, dann…

      Ich kann die Bitten von Putin zum Beitritt in die EU nicht nachprüfen, habe einfach nichts davon mitbekommen. Doch, selbst wenn…was wäre das für eine Rechtfertigung für seinen brutalen Angriffskrieg?

      Wir sollten uns vor Augen führen: der Ukraine Krieg erfolgt nicht auf Verlangen des russischen Volkes, sondern auf Verlangen eines Mannes uns seines engsten Stabes. Die Friedensdemonstrationen, die Verhandlungen und der Wirtschaftsboykott wenden sich nicht gegen das russische Volk, sondern gegen einen machthungrigen und eiskalten Despoten, der mit Kalkül über Leichen geht. Leider gibt es zu viele dieser Despoten und zaristischen Herrscher auf dieser Erde, und genau darum kommen wir in den wichtigen Zielen der klimaneutralen Entwicklung nicht weiter. Im Gegenteil, jeder Krieg wirft uns weiter zurück.

      Es fällt mir schwer, an meinen pazifistischen Grundfesten gegenüber diesen “Weltherrschern” festzuhalten.

      Was für ein Recht haben Sie, über Leben und Tod, über Völker und den Fortbestand unserer Umwelt zu entscheiden?

      • heike
        Antworten
        Putin bemüht sich seit seinem Amtsantritt um ein gutes Verhältnis zum europäischen Westen. Ein Beispiel für diese Bemühungen ist die von Hope in einem seiner Kommentare verlinkten Rede Putins vor dem deutschen Bundestag, in der Putin neben vielen anderen Dingen auch anspricht, dass Russlands Etat für Bildung höher ist, als seine Militärausgaben. Sehr viel geringer ist der russische Militäretat auch im Vergleich zum amerikanischen. Es gab zahlreiche gut funktionierende russisch-deutsche Wirtschaftsbeziehungen und Freundschaften.

        Seit spätestens 2013 wurden in der Ukraine Konflikte geschürt, genährt und unterhalten, und diese Art Konfliktschürung und das Installieren von Krisenherden ist eine typische, und mittlerweile schon fast jahrhundertelang bewährtes Strategie der amerikanischen Machtelite, um durch Kriege ihren Einflussbereich zu erweitern. Um es kurz und prägnant auszudrücken: die guten deutsch-russische Beziehungen haben ihr missfallen, Putin wurde mehr und mehr unter Druck gesetzt, sein Land im Osten von Nato-Raketen umstellt, seine “rote Linie” war die Ukraine, auch dort sollten Raketen aufgestellt werden – und erst auf diese Ankündigung hin hat er den Angriff nach vorn begonnen.

        Viele Grüße an dich, ich hoffe sehr, es geht dir gut, ich selbst kämpfe mich so durch, aber da geht es mir/ uns ja nicht anders als vielen anderen in diesen bewegten Zeiten.

        Alles Gute 🤗🍀🌹🍀

        In Bernhard Trautvetters Artikel “Die Linke und die Friedensbewegung in kriegerischen Zeiten” stehen übrigens auch wissenswerte Tatsachen zu diesem Thema.

         

        • Die A N N A -loge
          Antworten
          Hallo Heike,

          Danke erstmal für deine liebe Grüße. Ich freue mich immer, wenn ich mir lieb gewonnene, altbekannte “Gesichter” wieder treffe. Ich versuche in diesen unruhigen Zeiten mir die Inseln der Ruhe zu bewahren.

          Was deine Meinung zu Putin betrifft, da werden wir uns vermutlich nicht einig werden, was aber auch unerheblich ist. Selbst wenn die Dinge zutreffen, die du beschreibst, gibt das noch lange keine moralische Rechtfertigung für einen Angriffskrieg, in dem tausende von unschuldigen Zivilisten sterben. Wenn sich zwei Menschen streiten, dürfen und sollen die Meinungsverschiedenheiten ausgetragen werden, mit Austragen von Argumenten, Feilschen, Wutschnauben, Verhandeln… Alles ist erlaubt, nur eins nicht: wenn einer die Pistole zu zückt um den anderen zur Strecke zubringen. Die Form des Recht Erstreitens spricht gegen jegliche Art von Moral, Menschlichkeit und gegen das Recht auf Leben.

          Herzliche Grüße 🙂

           

          • heike
            Liebe ANNA,

            natürlich hast du Recht, und Gewalt ist zu verurteilen. Und doch ist es wichtig zu verstehen, aus welchen Motiven heraus und aufgrund welcher Vorgeschichte es zum Gewaltausbruch kam und wer ein Interesse daran besitzt, diesen Krieg möglichst lang hinzuziehen.

            Ich traue den Amerikanern nicht, dazu haben sie schon zu oft der Welt ihre Lügengeschichten aufgetischt.

            So, weil ich weiß, dass du sowohl Gedichte als auch das Leben liebst, schreibe ich dir jetzt ein schönes Gedicht von Mascha Kaleko auf.

             

            Sozusagen grundlos vergnügt

             

            Ich freu mich, daß am Himmel Wolken ziehen

            Und daß es regnet, hagelt, friert und schneit.

            Ich freu mich auch zur grünen Jahreszeit,

            Wenn Heckenrosen und Holunder blühen.

            – Daß Amseln flöten und daß Immen summen,

            Daß Mücken stechen und daß Brummer brummen.

            Daß rote Luftballons ins Blaue steigen.

            Daß Spatzen schwatzen. Und das Fische schweigen.

             

            Ich freu mich, daß der Mond am Himmel steht

            Und daß die Sonne täglich neu aufgeht.

            Daß Herbst dem Sommer folgt und Lenz dem Winter,

            Gefällt mir wohl. Da steckt ein Sinn dahinter,

            Wenn auch die Neunmalklugen ihn nicht sehn.

            Man kann nicht alles mit dem Kopf verstehn!

            Ich freue mich. Das ist des Lebens Sinn.

            Ich freue mich vor allem, daß ich bin.

             

            In mir ist alles aufgeräumt und heiter:

            Die Diele blitzt, das Feuer ist geschürt.

            An solchem Tag erklettert man die Leiter,

            Die von der Erde in den Himmel führt.

            Da kann der Mensch, wie es ihm vorgeschrieben,

            – Weil er sich selber liebt – den Nächsten lieben.

            Ich freue mich, daß ich mich an das Schöne

            Und an das Wunder niemals ganz gewöhne.

            Daß alles so erstaunlich bleibt, und neu!

            Ich freu mich, daß ich … Daß ich mich freu.

             

            Viele liebe Grüße,

            Heike

             

  • heike
    Antworten
    Worte verändern sicher die Welt, denn sie sind ja ein Teil der Welt. Menschen, die tagtäglich immer wieder beschimpft werden, verändern sich mit der Zeit. Seelische Verletzungen sieht man oft lange Zeit nicht im Angesicht und Körper des Verletzten, aber irgendwann brechen sie sich doch Bahn nach außen.

    Viele begangene Aggressionen sind der Ausdruck einer vorher stattgefundenen, oft permanenten Verletzung, die das Opfer irgendwann nicht mehr ertragen konnte und dann ” die Flucht nach vorn” angetreten hat – was in den Augen der Öffentlichkeit das Opfer als den ursprünglichen Täter erscheinen lässt.

    Natürlich ist Gewalt keine Lösung, und man sollte immer versuchen, die Situationen und Konflikte gewaltfrei zu lösen. Aber es ist nicht immer einfach. Der erste Schritt dazu ist meiner Meinung nach, dass man lernt, sich zu artikulieren und anderen seine Gefühle mitzuteilen. Nur Ehrlichkeit gegenüber sich selbst und auch gegenüber dem anderen kann überhaupt zu einer Lösung führen. Wenn das Gegenüber keine Kommunikation mit dem Opfer oder dem vermeintlichen Widersacher eingeht, dann ist es trotzdem noch wichtig, sich selbst seine Gedanken und Gefühle klarzumachen, das verschafft eine notwendige Reflektion und einen eigenen Denkraum.

    Menschen, die das nicht tun, werden oft zu Mitläufern, sie überlassen das Denken den anderen und fügen sich “der Allgemeinheit”, will heißen, der aktuell größten Macht.

    Menschen, die die Angst oder das Entsetzen sprachlos gemacht haben, sind sehr, sehr zu bedauern, es ist ein großes Leid, das dahinter steht.

    Ich mag Herrmann Hesses Romane auch sehr. Aus ihnen spricht eine große menschliche Weite, ein Überschauen großer menschlicher Dimensionen und auch ein großes Stück des Weges, den Menschen gehen können, wenn sie sich dem Geist und schönen, friedlichen Dingen zuwenden und ihre Feinsinnigkeit entwickeln. Im Kriegsgeplärr geht so etwas unter, so etwas entwickelt sich nur in ruhigen, kontemplativen Zuständen, die sich einstellen, wenn keine Bedrohung vorliegt und Sicherheit, und damit auch Vertrauen, vorherrschen.

     

  • heike
    Antworten
    Noch ein schönes Gedicht von Wilhelm Busch:

     

    Es sitzt ein vogel auf dem Leim,

    Er flattert sehr und kann nicht heim.

    Ein schwarzer Kater schleicht herzu,

    Die Krallen scharf, die Augen gluh.

    Am Baum hinauf und immer höher

    Kommt er dem armen Vogel näher.

     

    Der Vogel denkt: Weil das so ist

    Und weil mich doch der Kater frisst,

    So will ich keine Zeit verlieren,

    Will noch ein wenig quinquilieren

    Und lustig pfeifen wie zuvor.

    Der Vogel, scheint mir, hat Humor.

     

     

  • Bernhard Schlegel
    Antworten
    Den Starken schützt die Lüge:

    Er sei unvergänglich

    Der Schwache, der die Wahrheit bekennt

    Brennt

    Wir anderen parlieren…

Schreibe einen Kommentar zu Bernhard Schlegel Antworten abbrechen

Beginnen Sie mit der Eingabe und drücken Sie Enter, um zu suchen