Der Eichhörnchenpark 1/2

 In Kurzgeschichte/Satire, Roland Rottenfußer

eichhoernchenEine Erzählung aus dem Zyklus „Uwe“ von Roland Rottenfußer, der in sehr großen Abständen in diesem Magazin veröffentlicht wird. Uwe ist ein behinderter junger Mann von wuchtiger Statur und eingeschränkter Intelligenz, jedoch begabt mit Intuition und einem großen Herzen. Nachdem das Behindertenheim, in dem er gewohnt hatte, wegen Geldmangels geschossen wurde, hat der Erzähler ihn – obwohl selbt finanziell in prekärer Situation – bei sich zuhause aufgenommen. Uwes besondere Perspektive wirft ein Licht auf die schöne neue Welt der neoliberalen Globalisierung und des Sozialabbaus. Hier lernen wir sein Lieblingstier und seinen Lieblingsplatz kennen – eine Idylle, die von Anfang an durch Profitinteressen bedroht ist … (Roland Rottenfußer)

Um von Uwes Tod zu erzählen, ist jetzt der Zeitpunkt noch nicht gekommen. Zunächst ist es nötig, mitzuteilen, dass sein Seele schon einige Wochen vor diesem Ereignis aufgehört hatte zu leben: genauer gesagt an dem Tag, als uns verboten wurde, den Eichhörnchen-Park zu betreten. Man muss dazu wissen, dass Uwe alles, was er liebte, ganz und gar liebte. Weder unterlag diese Liebe irgendwelchen Einschränkungen noch schwächte sie sich mit der Zeit ab. Auch die Frage, ob fremde und vernünftige Personen ihn gemessen an seinen 30 Lebensjahren für kindisch halten könnten, focht Uwe in keiner Weise an. Ein Beispiel ist die Geschichte mit seinem berühmten Stoffesel, die ich hier voranschicke, um Uwes Wesensart deutlich zu machen.

Der Esel war die Beute eines Einkaufs, den wir zusammen, kurz nachdem der behinderte Mann zu mir gezogen war, bei Mega-Markt unternommen hatten. Heute verzichte ich möglichst auf solche gemeinsamen Unternehmungen – ich kaufe allein für uns ein. Damals aber war ich noch darauf bedacht, die Grenzen auszutesten. Wir gingen also durch die Reihen der Sonderangebote, und plötzlich bemerkte ich, dass Uwe verschwunden war. Ein paar Ecken weiter fand ich ihn auf dem Boden sitzend vor – einen etwas 30 cm großen Stoffesel im Arm, die überdicke graue Schnauze an seine Wange gedrückt, schutzbedürftig und hingegeben wie ein Kind, das eine Puppe umfasst. „Du musst ihn wieder zurücklegen. Er gehört uns nicht“, sagte ich. Uwe umklammerte das Tier noch fester.

Ein Verkäufer kam hinzu: „Sie müssen die Ware kaufen oder wieder an ihren Platz zurücklegen.“ Ich checkte kurz den Preis des Esels, der auf einem Wühltisch inmitten von Löwen, Bären und Schafen lag. Und ich checkte meine Geldbörse. Das Ergebnis war, dass wir den Esel – wenigstens heute – nicht würden mitnehmen können. Als ich ihn Uwe entreißen wollte, brach dieser jedoch in ein solch jämmerliches Geheul aus, dass ich – schon weil mir die Szene vor den anderen Kunden peinlich war – eine andere Lösung suchen musste. Ich legte alle Produkte, die Uwe nicht dringend brauchte, z.B. Kartoffeln oder Äpfel, zurück in die Regale und verließ den Mega-Markt schließlich mit einem Stoffesel mit kissenartig verdicktem Bauch, Nilpferdschnauze und kurzen Füßen. Außerdem enthielt meine Einkaufstasche 20 Dosen Tortenpfirsiche – sein unentbehrlicher Lieblingsnachtisch. Für mich selbst nahm ich nur einige Packungen Spiralnudeln und Tomatenmark mit, das Billigste vom Billigen.

Ich hatte Angst, dass mir Uwes Wünsche zu teuer kommen könnten und ich bald verarmt in einem Spielzimmer voller Stofftiere sitzen würde. Doch diese Befürchtung erwies sich als unberechtigt. Uwe liebte seinen Esel und nur seinen Esel, und er wünschte nichts darüber hinaus. Täglich zur Fernsehzeit saß er auf seinen Sessel etwa zwei Meter vom Bildschirm entfernt, meistens liefen Märchenfilme, die ich sonntags auf Festplattenrekorder aufgenommen hatte. Dabei hielt er den Esel so unter seine Achselhöhle geklemmt, dass die dicke Schnauze des Tiers hervorlugte. Der Kopf befand sich dabei in einer Position, als würde der Esel zusammen mit Uwe dem Handlungsverlauf auf dem Bildschirm folgen. „Lieber Esel!“ sagte mein Freund von Zeit zu Zeit, drückte dessen Schnauze an seine Wange und streichelte sie. Auch ich gewöhnte mir an, den Esel nach und nach wie ein Familienmitglied zu behandeln. Uwes beharrliche Liebe hatte der Puppe gleichsam Leben eingehaucht.

KrokusseWas Uwe noch mochte? Außer Dosenpfirsichen vor allem Krokusse, und die blühten ja bekanntlich in jedem Jahr nur für einige Wochen. Auch diese Vorliebe entsprang eher dem Zufall, fiel die Krokusblüte doch mit den ersten Wochen meiner Wohngemeinschaft mit Uwe zusammen. Als ich zum ersten Mal mit ihm in den Eichhörnchenpark ging (wie die Grünfläche nicht offiziell, jedoch intern zwischen Uwe und mir hieß), standen die großen, dunkellilanen Krokusse mit den orangefarbenen Stempeln gerade in einer besonders prallen, fetten Blüte, die durch das milde März-Sonnenlicht auf das schönste modelliert wurde. Mit einer Zartheit, die man seinen klobigen Händen nicht zugetraut hätte, strich Uwe über die samtene, kühle Oberfläche der Kelche. „Schöne Blum’!“ stieß er hervor, und als ich ihm deren Namen nannte: „Liebe Krokus’!“. Dabei leuchtete sein Gesicht auf, und die Augen pressten sich zu einem Ausdruck äußersten Vergnügens zusammen.

Uwe hat nie einen Krokus gepflückt oder auch nur verletzt. Es stimmt nicht, dass Menschen mit seiner Behinderung brutal und ohne Gefühl für das Eigenleben anderer Wesen alles zerdrücken, was sie in die Hände bekommen. In John Steinbecks Erzählung „Von Mäusen und Menschen“ ist der behinderte Lenny so ein unschuldig grausamer Kerl. Uwe war nicht so, er war voll überfließender Zartheit, wenn er liebte. Alles, was er wollte, war, jeden Tag in den Park zu gehen und die Krokusse anzuschauen, die es dort auch in den Farben dunkelgelb, weiß und in lila geädertem Weiß gab. Das ging natürlich nur ein paar Tage gut, dann verschrumpelten die zuvor weit geöffneten Kelche, bis sie schließlich unter einem schweren Regenguss, zu einer matschigen Masse zerdrückt, auf dem Wiesenuntergrund klebten. Ich konnte Uwe nicht beruhigen, keine Worte erdenken, die ihn über seinen Verlust hinweggetröstet hätten. Natürlich, die Krokusse kommen nächstes Jahr wieder. Natürlich, die Blüte der Krokusse ist nur das blasse Vorspiel eines viel größeren, farbenprächtigeren Blütenrausches in den Monaten April, Mai und Juni. Aber Uwe konnte das nicht verstehen. Er verstand nicht, was „Zukunft“ hieß und hatte nicht gelernt, wie man wartete. Er empfand nur das zum Verzweifeln trostlose Jetzt, das den Tod seiner schönen, lilafarbenen Freunde in sich trug.

Nichts aber liebte Uwe mehr als Eichhörnchen. Wenn er eines sah, wandelte sich sein Gesicht schlagartig zu einem Ausdruck unbeschreiblicher Beseligung. Er hyperventilierte, rang geräuschvoll nach Luft, lachte in seiner charakteristischen Weise, die man leicht mit einem Schluchzen verwechseln konnte und deutete mit seinem dicken Finger auf die Stelle im Baum, wo er eines der Tiere gesichtet hatte. Wenn ich ihn dann fragte, warum er sich so aufregte, stieß er stockend hervor: „Ein Eich-Hörn-Chn!“ Tatsächlich täuschte sich Uwe nie. Immer konnte ich an der bezeichneten Stelle beobachten, wie sich ein rotbrauner Blitz spiralförmig um einen Stamm bewegte, behände mit dem Köpfchen nach unten einen Baum hinab kroch oder schwerelos von Ast zu Ast sprang. Wenn sich ein Eichhörnchen auf den Waldboden verirrt hatte, konnte man besonders gut die bogenförmigen Sprünge beobachten, mit denen es sich fortbewegte, wobei Schwanz und Restkörper zwei nahezu gleich große Bögen bildeten – den beiden Schwingen eines Vogels gleich.

Die Ausstrahlung der Nagetiere war wach und aufmerksam, wenn sie etwa mit vier abgespreizten Beinen an der Borke einer großen Buche klebten, den Schwanz seitlich abgespreizt, den Kopf mit den Pinselöhrchen aufmerksam dem Betrachter zugewandt. Nach Augenblicken scheinbarer Erstarrung in dieser artistischen Haltung, bewegten sie sich elastisch, flink und mit vollkommener Körperbeherrschung, so schnell, dass ihnen das Auge oft kaum zu folgen vermochte. Dabei waren Eichhörnchen wahre Miniatur-Schönheiten, deren Fell man sich, auch wenn sie sich nie anfassen ließen, weich und flauschig denken konnte.

Ich habe niemals in meinem Leben – nicht vorher und nicht nachher – so viele Eichhörnchen gesehen wie in meiner Zeit mit Uwe. Er zog sie magisch an, als hätte die Kraft seiner Liebe sie angelockt. Wenn man mit Uwe in den Park ging, konnte man auf seinen „Eichhörnchen-Anfall“ fast warten. Ich weiß nicht, was meinen Freund so besonders an ihnen anzog, mehr als an all den Hasen, Igeln, Hamstern und kleinen Katzen, denen man gelegentlich in der Stadt begegnete. Vielleicht war es die unerhörte Freiheit, die sie durch die Dreidimensionalität ihrer Lebensweise genossen. Es scheint, als könnten Eichhörnchen mühelos zwischen der unteren und der oberen Welt wechseln – schwerer als die Vögel, die ganz der Welt des Himmels angehörten, aber leichter als wir Bodensäuger, die von der Schwerkraft unten gehalten wurden. Eichhörnchen überwanden Grenzen, die für uns Bewohner der unteren Welt absolut waren, Grenzen wie sie durch Verbotsschilder, Zäune und Mautabsperrungen gezogen wurden. Sie waren niemands Feind (sieht man vom gelegentlichen Verzehr von Insekten ab) und konnten ihren wenigen eigenen Feinden leichtfüßig über hauchzartes Geäst in die oberen Baumkronen entwischen. Sie waren zu klein, um die Begehrlichkeiten der Fleischesser zu wecken, zu groß, um als „Ungeziefer“ zu gelten und viel zu scheu, um einem Menschen zur Last zu fallen. Charmant und scheinbar zweckfrei, waren sie einfach da und ließen die Herzen derer hüpfen, die ihnen ihre Sympathie schenkten.

MagnolieOffenbar hatte Uwe von seinem Zimmerfenster im Hochkeller aus gelegentlich ein Eichhörnchen beobachtet, als er noch im Heim lebte. Dort eingesperrt, waren Begegnungen mit Tieren für die Behinderten nicht gerade häufig, und so gehörten die Eichhörnchensichtungen zu den wenigen wahren Höhepunkten des Heimdaseins. Die Nagetiere in unserem Park verließen ihre Baumhöhlen ungefähr um die Zeit, als Uwe seinen ersten Liebeskummer wegen des Sterbens der Krokusse überwunden hatte. Die Sonne war nach einer Phase matschig-weichen, schnell abtauenden Schnees kräftiger als je zuvor in diesem Jahr herausgekommen. Die Tulpen und Narzissen explodierten unter zaghaft sich öffnenden Magnolienknospen, die die Seele streichelten wie ein erdbeereisfarbenes Versprechen. Ich versuchte, Uwe auf die neu hervorquellende Schönheit aufmerksam zu machen, damit er die Krokusse, seine erste Liebe unter den Blumen, vergessen konnte. Nie vergaß er seine lila und honiggelben Lieblinge ganz, aber dann löschte die überwältigende Gegenwart der Aprilblüte die Kreidespuren des Vergangenen von der Tafel seines Herzens. Ich hörte ihn erfreut zu Hyazinthe oder Veilchen das Mantra seiner Sympathie sprechen: „Liebe Blum‘!“

Bald zeigten sich die ersten Eichhörnchen, schwarze und rote. Sie turnten nicht bei den Tulpen, sondern vor allem im Grenzbereich zwischen den Nadelgehölzen und der von Gärtnerhand liebevoll angelegten Farnschlucht, durch die sich plätschernd ein Bächlein zog. Dort wagten sich die Tiere bald nicht mehr nur vorsichtig spähend hinter den Stämmen hervor, sie vergnügten sich auch in verspielten Paartänzen im Gras oder im Gebüsch der Grenzregion. Ich selbst liebte die Vielfalt des Dr.-Kurt-Möbius-Parks (wie der Eichhörnchenpark offiziell hieß). Für eine Grünfläche mit freiem Eintritt was die Artenvielfalt enorm, was wohl vor allem dem Engagement des knorrigen Altgärtners Jonas Zierl zu verdanken war. Weit über die in Stadtparks übliche Bepflanzung hinaus, interessierte sich Zierl für seltene, besonders schöne Blütenpflanzen, Farne, Schachtelhalme und Gehölze und versuchte sie den wenigen Besuchern, die sich dafür interessierten, mit unerschöpflicher Geduld nahezubringen.

Zierl, rauschebärtig, alterszerknautscht und immer etwas nach Schweiß riechend, hatte Uwe und mich bald als regelmäßige und etwas ungewöhnliche Besucher akzeptiert. Er fand in uns dankbare Opfer für seine ausgedehnten botanischen Vorträge, denen ich, zuerst wirklich interessiert, später nur noch höflich nickend, lauschte, während Uwe, der nicht viel verstand, zufrieden war, die umstehenden Blumen zu betrachten. Jonas Zierl, dessen freundliches Gesicht von einem Netzwert grober und feiner Falten überzogen war, war ein lebendes Lexikon der heimischen Flora. Nicht nur konnte er die deutschen und lateinischen Namen der Pflanzen sowie deren Familienzugehörigkeit – Nachtschattengewächse, Korbblüter, Schmetterlingsblüter – mühelos herunterbeten, immer auch machte er interdisziplinäre Zusammenhänge deutlich. So wusste er, dass der duftende, blütenübersäte Weißdornbusch die Herzgesundheit fördert. Besonders lag ihm die seltene und schöne Küchenschelle am Herzen. Ihre Blüten waren außen violett und innen goldfarben, wobei alle Pflanzenteile mit einem weißen Flaumhaar überzogen waren, was im Gegenlicht der Spätnachmittagssonne reizvoll aussah. „Pulsatilla vulgaris“, sagte Zierl und erwähnte die Anwendung dieser Pflanze in der Homöopathie: als Mittel für besonders zarte, zur Hysterie neigende Seelen.

Gemeine Küchenschelle

Gemeine Küchenschelle

Besonders bemerkenswert fand ich seine freundliche Aufmerksamkeit gegenüber Brennnesseln, die er nicht – wie in anderen städtischen Parks üblich – ausriss. Zwar musste er Sorge tragen, dass sich die Nesseln nicht zu weit ausbreiteten, jedoch ließ er ihnen ein kleines Reservoir im Halbschatten des Waldrands bis hinüber zum abschüssigen Ufer eines glucksenden Bächleins. Er erzählte ausführlich von der harntreibenden, entschlackenden Wirkung der Nessel und davon wie man sie von ihrer hübscheren, weniger bissigen Schwester, der Taubnessel, unterscheiden konnte. Natürlich wusste Zierl in diesem Zusammenhang auch das Andersen-Märchen von den „Wilden Schwänen“ zu erzählen. Und hier hörte auch Uwe sehr genau hin. Seine Gesichtszüge hellten sich auf, wenn Herr Zierl erzählte, wie die stumme Elisa ihren verzauberten Brüdern unter Schmerzen die erlösenden Hemden aus Brennnesselgarn nähte.

Man muss manchmal Schmerzen ertragen, sich verkennen und verhöhnen lassen, um heilsame Wirkungen zu erzeugen, schien die Geschichte zu sagen. Und: Jede Pflanze hat ihr Schönes und Gutes und ist zu etwas Nützlichem bestimmt, von dem, der sie geschaffen hat. Verachte keine, mag sie auch auf den ersten Blick garstig und abschreckend wirken. Alles ist mit allem auf wunderbare Weise verbunden: der Schmerz mit der Freude, das Schöne mit dem Hässlichen. Uwe verstand das – zumindest intuitiv -, denn seine Augen konnten sich nicht vom Mund der Erzählers abwenden, bis die untergehende Sonne kühle Schatten über den Waldrand warf und die Kelche der Küchenschellen und Tulpen im Park sanft verschloss. Alles schien in Jonas Zierls Erzählungen zu einem sinnerfüllten Netzwerk verwoben zu sein. Da verknüpften sich menschliche Seelenzustände mit Mythen, Mythen mit Jahreszeiten und Wetterstimmungen, diese wiederum mit den Planetenkräften, letztere schließlich mit dem Blühen und Vergehen der Pflanzen. Nichts bestand isoliert und für sich allein.

Wir dankten Gärner Zierl für seinen Vortrag und gingen nach Hause, beschwingt von einem inneren Leuchten, das auch im Körper fühlbar war. Es war, als hätten wir die Kräfte der Frühlingssonne und aller ihrer Blütenfreunde getankt, aufgeladen noch zusätzlich durch die liebevolle Aufmerksamkeit des Gärtners. In diesen Tagen und Wochen waren Uwe und ich noch vollkommen glücklich.

Das war im vergangenen Herbst. Im Juni diesen Jahres hieß es dann plötzlich, der Eichhörnchenpark werde wegen Umbaus geschlossen: für zwei Monate. Uwe war gar nicht zu beruhigen. Er weinte, krakeelte und demolierte mehrfach mit Gewalt die Absperrungen, die den Zugang zum Park verbauten. Nur mit Mühe konnte ich ihn rechtzeitig von dort wegzerren, bevor die Polizei gekommen wäre und ihn mitgenommen hätte. Uwe versankt dann zuhause wochenlang in ein dumpfes Brüten, wollte morgens nicht aus seinem Bett aufstehen und nicht einmal seine geliebten Pfirsichdosen anrühren. „Will innen Eich-Hörn-Chnpark!“, forderte er mehrmals stündlich, und ich konnte ihn durch meine Versicherung, dieser werde bald wieder eröffnet, kaum besänftigen. Uwe kannte keine Zukunft. Ich verriet ihm lieber nichts davon, was mir die Nachbarin, Frau Bichl, erzählt hatte: „Der Dr.-Kurt-Möbius-Park wird privatisiert“. Was genau das zu bedeuten hatte, konnte ich damals noch nicht absehen. Aber eines ahnte ich bereits: Es würde mit Geld zu tun haben – Geld, das Uwe und ich nicht hatten.

(Den zweiten Teil dieser Geschichte lesen Sie morgen in diesem Webmagazin)

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