Der naheliegende Kandidat

 In FEATURED, Politik (Inland), Roland Rottenfußer

Fotograf: Hans Weingartz, Lizenz Creative Commons

Roland Rottenfußer fordert, seinen Namensvetter Roland Koch zum CDU-Vorsitzenden zu küren. Der ehemalige hessische Ministerpräsident vereint die brillantesten Eigenschaften der bisherigen Bewerber Merz, Laschet, Röttgen und Spahn auf sich. Er ist die Fleisch gewordene Essenz der CDU. Unverständlich, warum bisher niemand von ihm spricht, wenn es um CDU-Vorsitz und Kanzlerkandidatur geht – warum auch Roland Koch selbst in der ihm eigenen bescheidenen Art seinen Hut noch nicht in den Ring geworfen hat. Seine Kandidatur läge in der Logik der jüngeren Entwicklung in der Geschichte seiner Partei. Durch seine überragende Präsenz würde Koch das quälende Patt zwischen den bisherigen Kandidaten rasch beenden. Die Kanzlerschaft wäre ihm dann nicht mehr zu nehmen. Roland Rottenfußer

„Das wäre ein Stich ins Herz unserer Partei“, drohte der Berliner CDU-Chef Kai Wenger für den Fall, dass seine Thüringer Parteifreunde Bodo Ramelow zum Ministerpräsidenten wählen sollten. Ehrlich gesagt weiß ich nicht so genau, was mit „Herz der CDU“ eigentlich gemeint ist. Vielleich dasselbe, was Journalisten andeuten wollen, wenn sie sagen, ein neuer CDU-Vorsitzender müsse „die konservative Seele der Partei streicheln“. Kein Zweifel: diese Partei, die mit dem Kapital und der Kriegswirtschaft ein Herz und eine Seele ist, hat äußerst sensible Mitglieder. „Seelenpflegebedürftig“, sagt man dazu auch in der Therapieszene. Was es in dieser labilen Lage braucht, wäre vor allem eines: ein Kandidat der Herzen.

Aber sind die bisherigen Bewerber für den CDU-Vorsitz die richtigen? Welche Eigenschaften bräuchte denn ein Vorsitzender, der mit ziemlicher Sicherheit auch der nächste Kanzler unseres Landes wäre? Ideal wären 1. gutes Aussehen, 2. überwältigendes Charisma und ein kantiges Profil sowie 3. Regierungserfahrung in einem Bundesland. Nun verfügen die drei bisherigen Bewerber aber nur über jeweils eine dieser Eigenschaften: Aussehen (Röttgen), Charisma und Profil (Merz) und Regierungserfahrung (Laschet). Die jeweils anderen Qualitäten vermisst man schmerzlich.

Es bräuchte also eine integrierte Lösung, einen Mann – eine Frau kommt ja ohnehin nicht mehr in Betracht –, der all das auf sich vereint. „Alles das und mehr“, wie der Titel eines Lieds von Konstantin Wecker lautet. All diese Suchkriterien zusammengenommen deuten m.E. auf einen bestimmten Mann hin. Es mag viele aus meinem Munde überraschen – aber:

Ich schlage hiermit Roland Koch zum Vorsitzenden der CDU, zum Kanzlerkandidaten der Union und somit zum wahrscheinlichen nächsten Kanzler Deutschlands vor.

Was spricht für Roland Koch? Sehr viel:

– Niemand hatte Roland Koch in den letzten Jahren „auf dem Schirm“. Kaum jemand hat in den letzten Jahren an ihn gedacht oder ihn gar vermisst. Das verbindet ihn mit Friedrich Merz und Norbert Röttgen. Es gibt also keinen vernünftigen Grund dafür, dass ausgerechnet Koch bisher Bewerbungs-Zurückhaltung übt.

– Roland Koch ist eigentlich zu alt dafür, politisch noch einmal einen neuen Weg zu beschreiten. Er wäre 2021, am Wahlabend, 63. Nach zwei Amtsperioden als Kanzler wäre er dann 71. Damit liegt er absolut im Trend und passt zum heutzutage üblichen Profil der Bewerber um den CDU-Vorsitz.

– Roland Koch ist ein Mann. Wie Merz und Röttgen hat er jahrelang unter der Knute des Merkel-Matriarchats gestöhnt. Wie den beiden anderen wurde ihm von der Kanzlerin der ihm eigentlich auf Grund seiner Begabung zustehende Aufstieg zu höchsten Ämtern verwehrt. Es wäre ein Akt ausgleichender Gerechtigkeit, würde ihm jetzt späte Genugtuung zuteil.

– Roland Koch könnte die Hälfte der AfD-Wähler wieder zur CDU zurückzuholen. Friedrich Merz hat dies zwar versprochen, Roland Koch hätte jedoch mindestens dieselbe Befähigung dafür. Zumal Koch das Original ist, an dem sich alle ähnlich ausgerichteten CDU-Politiker orientieren: der Vater jenes Rechtsrucks, der in der Partei nach Jahrzehnten eines selbstverräterischen Linkskurses jetzt dringend ansteht. Roland Koch würde, wie er in einem Interview mit Cicero sagt, die Grenzen Deutschlands und Europas konsequent schützen. Auch die mangelhafte Ausrüstung der Bundeswehr bereitet ihm schlaflose Nächte. Und, besonders wichtig: Mit Roland Koch hätten wir die Garantie dafür, dass sich die Gräuel des Jahres 2015 niemals wiederholen würden. Schon als dies in Deutschland noch gar nicht so üblich war, machte der hessische Ministerpräsident mit migrationskritischen Sprüchen Wahlkampf: “Wir haben zu viele junge kriminelle Ausländer!” oder “Wir haben aber zu lange ein seltsames soziologisches Verständnis für Gruppen aufgebracht, die bewusst als ethnische Minderheiten Gewalt ausüben”. Zu große diesbezügliche Weichlichkeit nannte Koch „multikulturelle Verblendung“. Man sieht also: ein Kanzlerkandidat Koch bräuchte die Argumente der AfD nicht einmal – wie heute üblich – zu übernehmen; vielmehr könnte es sein, dass die AfD umgekehrt sehr viel von Koch gelernt hat.

– Roland Koch würde streng auf die Äquidistanz zu AfD und Linken achten. So schrieb er in einem Gastbeitrag für die Frankfurter Allgemein: „Die CDU darf weder mit der AfD noch mit der Linkspartei kooperieren. (…) Wenn die CDU aber gegen das Dogma verstößt, nicht mit radikalen Parteien zusammenzuarbeiten, beginnt ihr Zerfall.“ Diese lobenswerte Überzeugungstreue macht eine Kandidatur von Röttgen und Merz eigentlich überflüssig und beschämt den diesbezüglich wankelmütigen Laschet, der im Ernst die Rechte als größte Gefahr für unsere Sicherheit bezeichnete.

– Roland Koch würde seiner Partei zu einem klaren konservativen und wirtschaftsliberalen Profil verhelfen. Er würde die Seele einer Partei, die mit Merkel viel zu weit nach links gerutscht war, streicheln und die guten alten Tage eines Wolfgang Schäuble, Alfred Dregger oder Manfred Wörner wieder heraufbeschwören. Mit einem Kandidaten Koch dürfte man wieder anfangen zu träumen: Wiedereinstieg in die Kernenergie, Wiederabschaffung der Schwulenehe, Wiedereinführung der Wehrpflicht und das Motto „Gern wieder Krieg, nie wieder Willkommenskultur“ würden mit Koch auf der Regierungsagenda stehen.

– Roland Koch verfügt über reichlich Regierungserfahrung in einem Bundesland und hat bewiesen, dass man auch ohne erkennbare gewinnende Eigenschaften Wahlen gewinnen kann. Er verfügt über jene bräsige Behäbigkeit, von der sich insbesondere Wähler von Armin Laschet angesprochen fühlen dürften. Friedrich Merz hatte im Gegensatz dazu nie ein Regierungsamt in Bund oder Ländern inne.

– Roland Koch war dreimal bei einer Bilderberger-Konferenz anwesend, jener elitären und völlig intransparenten Veranstaltung also, bei der sich jährlich die Großen aus Politik, Medien und Finanzeliten treffen. Zum Vergleich: Jens Spahn war bei dieser verdienstvollen Veranstaltungsreihe bisher nur einmal eingeladen.

– Roland Koch hat reichlich Erfahrung in der Wirtschaft gesammelt. Nach seinem Ausscheiden aus der aktiven Politik 2010 arbeitete er u.a. für den Baukonzern Bilfinger Berger, für die deutsche Tochter der Großbank UBS und den Handy-Hersteller Vodaphone. Die Auswahl seiner Aufsichtsratsposten beweist Vielseitigkeit und Niveau. Koch blieb stets nah am Puls von Digitalisierung, Finanz- und Bauwirtschaft und ist somit bestens präpariert, um Deutschland in die Zukunft zu führen. So eng vernetzt, weiß Koch bestens über die Bedürfnisse der Vorstände von Banken und Konzernen Bescheid, an denen sich eine zukünftige deutsche Regierungspolitik zu orientieren hätte. Im Fall einer Kandidatur Kochs könnte Friedrich Merz seine enorme Fachkompetenz in Sachen Finanzwirtschaft also nicht mehr als Alleinstellungsmerkmal für sich beanspruchen.

– Roland Koch würde einen Unterschied machen. Zu den De-facto-Kommunisten Saskia Esken, Norbert Walter-Borjans und Robert Habeck würde er einen derart scharfen Kontrast darstellen, dass das neoliberale Lager innerhalb der Parteienlandschaft besser als bei den letzten Wahlen einen dramatischen Kampf der Ideen simulieren könnte. Die Aufmerksamkeit des Publikums würde mit ihm von den Rändern weg wieder zurück zur Mitte gelenkt.

Worauf wartet die CDU also noch? Wenn der große alte Mann des deutschen Konservativismus nicht selbst aktiv wird, muss man ihn eben zum Jagen tragen. Das bisherige laue Polit-Gestöpsel der Kandidaten würde mit Hilfe von „Orlando Furioso“ zum spannenden Schicksalskampf um die Zukunft Deutschlands werden.

Falls Sie also zufällig HdS-Leser sind, lieber Herr Koch, bitte erhören Sie mein Flehen: kandidieren Sie! Retten Sie Deutschland!

Anzeigen von 7 Kommentaren
  • Die guter SCHEINchristen
    Antworten
    DEM BÖSEN IMMER EIN SCHNIPPCHEN SCHLAGEND IHRE SPEZIALITÄT, DIE DER SCHEINchristen. SIE LASSEN SICH NUR DIE SCHWARZEN TEUFELSHÖRNER GEGEN ROTE TEUFELSHÖRNER ERSETZEN, UM NICHT AUFZUFALLEN…DIESE SCHEINchristen.

    .

    Schon sein Papa war ein glückliches “NSDAP-MITGLIED” und jahrzehnte langes treues “CDU-MITGLIED”.

    Wie der Vater so der Sohne…, Roland Koch, ein weiterer SCHEINchristliche SCHWARZ-GELD-FAN und personifizierte BRAUNE für die sogenannte Mitte!

  • Volker
    Antworten
    Blos net, da werd isch rebellisch!

    Koch sieht aus wie Exhibitionist wie Schleimspur, außerdem macht er auf Wirtschaft und tickt rechts.

    Falls Sie also zufällig HdS-Leser sind, lieber Herr Koch, bitte erhören Sie mein Flehen: kandidieren Sie! Retten Sie Deutschland!

    Roland, hast Du zu viel Bayerndiesel getankt? ++glucks ++

  • Ruth
    Antworten
    Roland Koch – zurück in die Zukunft!

    Ein Mann mit hervorragenden Fähigkeiten, mitreißend, überzeugend und so emphatisch  – ein Mann von edlem Charakter!

    Chapeau, so kann’s gehen – ein Schritt nach rechts oder zwei, egal, die CDU ist wieder vorn dabei!

     

     

  • Brand,Hildegard
    Antworten
    Lieber Roland Rottenfußer,

    beim Lesen der ersten Abschnitte Deines Artikels war ich zuerst zutiefst erschrocken – ob der  s o  positiven Werbung für  d i e s e n   Überraschungskanditaten der CDU und dachte: oh Gott, wer schreibt denn da  ” Hinter den Schlagzeilen” !?

    Dann die dialektische Kehrtwende in der Satire durch ironische Aufzählungen aller  “Vorzüge”  unseres  doch noch nicht  s o  steinalten, potenziellen Kanzlerkandidaten ( denn, sein Geist will wieder neu erblühen) .

    Jetzt bin ich aber wirklich froh, dass ich mich in meinem auch nicht mehr so jungen Gedächtnis und der Erinnerung darin doch nicht getäuscht habe.

    Mit allen wichtigen, fettgedruckten Gesichtspunkten dieser Satire werden meine Erinnerungsstücke doch noch bestätigt:

    Genau, so war es doch mit dem R. Koch :  – große Kumpaneien mit Finanzeliten, Banken und Konzernen;

    – ausländerfeindliche Parolen in aller Öffentlichkeit, als habe es die AfD     immer schon gegeben…

    ( Nebenbei – R e c h t e  Parteien, Organisationen und Ideologien waren seit Beginn der BRD noch nie verschwunden; waren versteckt oder sichtbar immer vorhanden. )

    – Dann : das Konservieren der ach so lieben, alten Werte, z.B. des Familien- und Eheverständnisses ( finden frau und man auch bei der AfD ) ;

    – und die Ideologie von der ach so ” sauberen” Kernenergie…

    usw….

    Na,

    hätte Frau Merkel als Frau dann nicht doch n bissle Recht gehabt mit ihrer  Öffnung der Grenzen ( “Wir schaffen das! ” ) , dem Abschalten der Atomreaktoren, dem gesetzlich verankerten Recht auf  die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare…wohl bemerkt –  Vieles unter dem “Schirm” der großen Koalition, aber  vor allem unter dem Druck einer offenen Zivilgesellschaft…!?

    Gleichwohl – welche Paradoxien in dieser  “V o l k s partei”  CDU –  , die nie aufgehört hat, Partei der Banken, Konzerne, bes. der Rüstungs – und Autokonzerne  zu sein , auch nicht unter Frau Merkel….!

    Fazit:

    Diese Partei gehört so oder so aufgelöst, ob mit dieser oder jenen Kanditatin ( die es ja z.Zt. nicht gibt ), ob mit diesem oder jenem Kandidaten.

    Stattdessen brauchen wir eine “Partei” ( wenn´s  ohne Partei nicht geht) ,

    – die  u.a.  für soziale Gerechtigkeit ( auch durch  Abschaffung der Hartz IV.-Gesetze ) , die  Aufhebung der Klassenunterschiede, wirkliche Chancengleichheit, z.B. in der Bildungspolitik, die Entmachtung von Großbanken und -konzernen, für  r i c h t i g   gute ” Klimapolitik” steht und sich mit allen Völkern solidarisiert, die durch neo-koloniale Raubzüge entrechtet wurden und werden.

    Eine solche Partei

    – sollte  n i c h t  die Erfüllungsgehilfin von Großbanken, Auto – , Rüstungs – Energiekonzernen sein,

    – sollte  n i c h t   -versteckt oder offen militärisch –  in immer mehr “Krisengebieten ”  der Welt aus Rohstoffinteressen mitmischen unter dem Deckmantel des Kampfes für Demokratie , Freiheit  und Sicherheit ( vgl. die Weißbücher der Bundeswehr im Laufe von über 20 Jahren: ” Ressourcensicherung”  ),

    -sollte  n i c h t  durch Rüstungsexporte z.B. nach Saudi Arabien und in das Nato-Mitgliedsland Türkei unendliches Leid mit verursachen.

     

    Ob Frau oder Mann als Kandidatin/ Kandidat: Für diese Partei, die CDU, kann niemand mit gutem Gewissen kandidieren…

    Und – alle real-exiszierenden Parteien müssten sich an den von mir oben aufgezeigten, b e s s e r e n  Maßstäben messen lassen…

    Hildegard

     

     

     

     

     

     

     

  • manfred
    Antworten

    Wenn unsere Volksvertreter  das politische Koordinatensystem immer weiter nach rechts rücken, dann gibt es schon bald nur noch rechte Parteien. Die Gedanken werden durch die Medien jetzt schon permanent nach rechts getrimmt. An der Sprache kann man es leicht erkennen. (LTI – Notizbuch eines Philologen (Lingua Tertii Imperii) ist ein 1947 erschienenes Werk von Victor Klemperer, das sich mit der Sprache des Nationalsozialismus befasst.)

  • anonymos
    Antworten
    Roland Koch als neuer Heilsbringer? Ich glaube einige haben den Schuß nicht gehört. Dieser korrupte, selbstgefällige und rücksichtlose Kerl? Mehr Schaden als Nutzen…meine Meinung
  • ert_ertrus
    Antworten

    (LTI – Notizbuch eines Philologen (Lingua Tertii Imperii) ist ein 1947 erschienenes Werk von Victor Klemperer, das sich mit der Sprache des Nationalsozialismus befasst.)

    Dasv Akronym LTI könnte neudeutsch mit LeistungsTrägerIdiom oder(Ideologie) transkribiert werden: die Sprache ist weniger martialisch, aber durch und durch perfide und manipulativ verrohend und verdummend.

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