Faschismus in der Bundesrepublik?

 In FEATURED, HdS-Klassiker, Holdger Platta

Fenster, Lager Auschwitz Birkenau

Einige Überlegungen zum Thema „Vergleichen/Gleichsetzen“ von Drittem Reich und Bundesrepublik sowie zu den Konsequenzen daraus. Nicht ohne Grund veröffentlichen wir heute noch einmal einen Artikel von Holdger Platta aus dem Jahre 2015. Unser Eindruck ist, dass wieder einmal einigen Rechtsschützern der Bundesrepublik Deutschland die Nerven durchgehen und von diesen wackeren Streitern für unsere Demokratie wieder einmal nicht unterschieden wird zwischen legitimer (und erforderlicher!) Kritik am Abbau von Menschenrechten in diesem Land und vermeintlich überzogenen Vergleichen der Geschehnisse und Prozesse bei uns – seit Jahren schon – mit der Endphase der Weimarer Republik, mit einem Staatswesen, das schon längst Republik nicht mehr war und nur noch von sogenannten Präsidialkabinetten regiert wurde, von rechtsbürgerlichen Politikern, die jeweils vom Alt-Monarchisten Paul von Hindenburg an die Schalthebel der Macht bugsiert wurden und dort, an der Staatsspitze ihr Unwesen treiben durften. Selbstverständlich ist der Strafbefehl gegen Professor Rudolph Bauer Anlass für diese Wiederveröffentlichung, gegen einen radikaldemokratisch-engagierten Publizisten, der auch bei uns schon zahlreiche Artikel veröffentlicht hat. Aber lest selbst, was von solch staatsfrommen Überreaktionen gegenüber besorgten und mahnenden Kämpfern für die Aufrechterhaltung der Grundrechte in unserem Land zu halten ist. Holdger Platta hat in einer sehr differenziert argumentierenden Analyse dieses Thema zum Gegenstand seines Beitrags gemacht. Wann darf man von Parallelen heute und damals sprechen, wann muss man es sogar? HdS-Redaktion

 

Ja, ich weiß: es ist nicht unproblematisch, Verhältnisse und Vorgänge in der BRD so ohne weiteres mit denen im Dritten Reich zu vergleichen. Aber:

Wenn wir prinzipiell Vergleiche zwischen BRD und Drittem Reich zurückweisen müssten, weil dieses Vergleichen unausweichlicherweise und prinzipiell Verharmlosung des Dritten Reiches implizieren würde, dann stünden wir vor einem für uns sehr problematischen Zusammenhang:

Das Dritte Reich schützte gleichsam total die BRD vor jeder ernsthaften grundlegenden Kritik (= immer dort und immer dann, wo und wenn sich die Verhältnisse in der BRD den Verhältnissen im Dritten Reich anzunähern, zu ähneln oder zu gleichen beginnen). In Kürzestform also:

Je mehr Ähnlichkeit und so weiter, desto mehr Verweigerung, diese Ähnlichkeit konstatieren zu dürfen.

Anders gesagt:

Prinzipiell ließe sich deshalb – bezüglich des Dritten Reiches – aus der Geschichte für die BRD nichts lernen! Die furchtbare Einmaligkeit des Dritten Reiches mit dessen Verbrechen machte die Bundesrepublik Deutschland zum Tabu, und zwar genau immer dann, wenn es darum geht, Faschismus-Gefahren auch heute zu erkennen und beim Namen zu nennen. Was, anders akzentuiert, bedeutet:

Der gutgemeinte Impuls, bei diesen Beurteilungen der BRD das Dritte Reich vor dessen Bagatellisierung zu schützen, dieser Beweggrund führte zu dem potentiell lebensgefährlichen Resultat, die Faschismus-Gefahren, die womöglich innerhalb der BRD lauern, zu bagatellisieren. Die Bagatellisierungsangst gegenüber der deutschen Vergangenheit führte zu einem Bagatellisierungszwang gegenüber der Gegenwart. Wir „beerdigten“ gleichsam unseren Antifaschismus in der Geschichte. Das Unmaß der Verbrechen im Dritten Reich schlüge zum Vorteil jeder Gegenwart aus, welche dieser Vergangenheit sich anzunähern, zu ähneln oder zu gleichen beginnt.

Nun räume ich ein: das, was ich bislang geäußert habe, mag der Logik nach richtig sein. Aber es scheint mir erforderlich zu sein, auch noch etwas anderes hinzuzufügen, nämlich etwas zur Psychologie dieser Prozesse:

Zur Logik und Psychologie des Antifaschismus und dessen Wirkungen auf andere

Auf emotionaler Ebene trifft nämlich mit Sicherheit zu, dass Äußerungen über die BRD, sie begänne – in bestimmten Bereichen, bei bestimmten Ereignissen usw. -, dem Dritten Reich zu ähneln, selbstverständlich auch von starken Affekten bei uns hervorgerufen werden, von Empfindungen, die womöglich nach außen hin oft weniger wie Besorgnis wirken, sondern vielmehr als Ausleben unserer eigenen aggressiven Impulse. Das Schlagwort „Faschismus“ wirkt deshalb – so es auf die BRD bezogen wird – sehr schnell auch wie eine Totschlagvokabel. An Martin Walsers völlig indiskutable „Auschwitz-Keule“ muss man dabei gar nicht erst denken.

 Deshalb tun wir gut daran, diesen Eindruck, dass da bei unseren entsprechenden Äußerungen auch starke negative Emotionen eine Rolle spielen, nicht einfach mit Hinweis auf die oben kurz skizzierte Logik weg zu argumentieren. Das Nämliche gilt aber auch umgekehrt: ebenso wenig sollten wir die von mir oben skizzierte Logik wegpsychologisieren! Und zu Logik wie Psychologie deshalb noch ein paar weitere Bemerkungen:

Zur Logik bzw. zur intellektuellen Dimension:

  • Logischerweise kann man nur Vergleichbares miteinander vergleichen – z.B. Anfangsphänomene des Faschismus seinerzeit mit Anfangsphänomenen des Faschismus heute, faschistische Sprache damals mit faschistischer Sprache heute und so weiter und so fort…
  • Realistischerweise sollte man davon ausgehen, dass Faschismus heute durchaus in ganz anderen Erscheinungsformen auftreten dürfte als damals: was damals die SA-Uniform war, kann heute durchaus der Nadelstreifenanzug eines Wolfgang Clement sein; was damals Euthanasieprogramm für ganze Bevölkerungsgruppen war, das ist dann heute eben der „Masterplan für Massenmord“, wie er von den Chemnitzer ‚Wissenschaftlern’ als Gutachten zum Existenzminimum der Erwerbslosen vorgelegt worden ist. Ich komme darauf noch zurück.

 Zur affektiven – oft unbewussten – Dimension:

* Auf emotionaler Ebene wäre stets der Besorgnis-Charakter unserer Überlegungen zu betonen, auch die grundsätzlich ethische Grundorientierung dieser Kritik (Stichwort „Menschenrechte“). Formulierungen, die ausschließlich oder überwiegend der Befriedigung eigener – im Übrigen verständlicher! – aggressiver Bedürfnisse dienen, sollten zumindest auf deren Erforderlichkeit hin überprüft werden, und sie sollten – bei gegebener Erforderlichkeit – von uns selber ganz ausdrücklich beim Namen genannt werden. Meine Begründung: einen Clement wegen dessen „Parasiten-Kampagne“ auch affektiv aufs heftigste abzulehnen, wirkt nur dann, unter dieser Prämisse ihrer Benennung,  – im doppelten Sinne des Wortes – nicht mehr im Sinne der Beeinträchtigung unseres Urteils über ihn. Anders: wenn wir imstande sind, diesen Zorn, etwa auf Clement, auch expressis verbis mitzuteilen (und vorher noch: bei uns selber diesen Zorn wahrzunehmen), mindert das zumindest die Gefahr einer – emotionalen und kognitiven – Abwehr unserer Analysen. Denn wir dokumentierten mit dieser Benennung auf klarste Weise: wir bleiben imstande, zu uns selber in Distanz zu treten, trotz  und gerade angesichts unserer Emotionalität.

Zur affektiven – oft unbewussten – Dimension:

 

* Auf emotionaler Ebene wäre stets der Besorgnis-Charakter unserer Überlegungen zu betonen, auch die grundsätzlich ethische Grundorientierung dieser Kritik (Stichwort „Menschenrechte“). Formulierungen, die ausschließlich oder überwiegend der Befriedigung eigener – im Übrigen verständlicher! – aggressiver Bedürfnisse dienen, sollten zumindest auf deren Erforderlichkeit hin überprüft werden, und sie sollten – bei gegebener Erforderlichkeit – von uns selber ganz ausdrücklich beim Namen genannt werden. Meine Begründung: einen Clement wegen dessen „Parasiten-Kampagne“ auch affektiv aufs heftigste abzulehnen, wirkt nur dann, unter dieser Prämisse ihrer Benennung,  – im doppelten Sinne des Wortes – nicht mehr im Sinne der Beeinträchtigung unseres Urteils über ihn. Anders: wenn wir imstande sind, diesen Zorn, etwa auf Clement, auch expressis verbis mitzuteilen (und vorher noch: bei uns selber diesen Zorn wahrzunehmen), mindert das zumindest die Gefahr einer – emotionalen und kognitiven – Abwehr unserer Analysen. Denn wir dokumentierten mit dieser Benennung auf klarste Weise: wir bleiben imstande, zu uns selber in Distanz zu treten, trotz  und gerade angesichts unserer Emotionalität.

* dass dennoch unsere Analyse – in Sache wie Sprache – auf Abwehr stoßen wird, liegt auf der Hand: wir bedrohen damit eine – im Grunde ja sehr positive – Identifizierung vieler Menschen mit der BRD. Und die Erkenntnis, dass eine bestimmte Identifizierung sozusagen überholt ist, weil dasjenige, mit dem sich diese Menschen positiv identifizieren,  tatsächlich  so  positiv  nicht mehr ist, diese beunruhigende Einsicht schmerzt! Kurz: wer sich in Gebiete der Abwehr begibt, darf sich über entsprechende Abwehr nicht wundern. Vor allem zu Abwehrmechanismen wie Abspaltung, Projektion und Sündenbocksuche wird dann überwiegend gegriffen: wir, die Boten der schlimmen Nachrichten, sind schuld, nicht die Geschehnisse sind es; wir, die Analytiker der faschistischen Aggressionen, die in „Parasiten-Kampagnen“ und „Masterplänen zum Massenmord“ stecken, sind dann, dank projektiver Verschiebung, die Aggressoren, nicht die Urheber dieser Nachrichten sind es; wir, die ihre Angst und Besorgnisse äußern und zu äußern vermögen, sind dann diejenigen, die bei unseren Adressaten auf dem Wege der Abspaltung Angst auslösen dürften, nicht die Betreiber einer allmählichen Faschisierung der BRD lösen diese Angst aus.  Und nicht zuletzt:

* Wir stellen die anderen Menschen – unsere LeserInnen und/oder ZuhörerInnen – mit unseren Analysen vor eine überaus furchteinflößende Entscheidungssituation: auch sie ‚müssen’ sich nun – so empfinden sie das – irgendwie zu irgendwas entschließen angesichts dieser beängstigenden Nachrichten, die wir ihnen ungefragterweise ins Haus geschickt haben. Leicht wirkt da unsere Nachricht auf die Betreffenden wie ein Schuldvorwurf, deshalb nämlich, weil die Betreffenden – unbewusst zumeist – auch ihrerseits nun unausweichlich Schuld empfinden, zum Beispiel, diese Veränderungen nicht bemerkt und nichts dagegen unternommen zu haben. Schnell stoßen damit aber viele unsere AdressatInnen, aufgrund unserer Mitteilungen, an ihre eigenen Grenzen: weder emotional noch kognitiv sehen sie sich dieser Herausforderung, vor die sie unverhofft gestellt sind, gewachsen. Kurz: je furchtsamer, je ich-schwächer der Betreffende ist, der unsere ‚Nachrichten’ erhält, desto näher liegt für ihn die Befreiung von diesen latenten Insuffizienzgefühlen darin, uns ‚Übertreibung’ vorzuwerfen oder ‚Unsachlichkeit’, uns ‚Aggressivität’ zu unterstellen oder ‚Befangenheit’. Kurz: der Betreffende schützt mit seiner Verteidigung der BRD, sie sei das alles nicht, was wir ihr zuschreiben, in Wahrheit vor allem sich selber. Wie damit umgehen?

Auch hier fällt mir zur Stunde nur das Folgende ein: genau dieses ansprechen und aussprechen. Also: diese inneren – zumeist seelischen und zumeist unbewussten – Prozesse aus dem Dunkel der Unbewusstheit befreien und ans Licht holen, damit die Betreffenden und wir das geschilderte Abwehrgeschehen gemeinsam bearbeiten können: sie, die Empfänger der Nachrichten, und wir, deren Überbringer. Eine Utopie, an deren Realisierung wir uns konsequent machen sollten – im eigenen Interesse und im Interesse der anderen Menschen. Meines Erachtens führt kein Weg vorbei an dieser Aufklärung der skizzierten Vorgänge innerseelischer und intellektueller Art.

Und damit zu einem wichtigen, einem konkreten Beispiel:

Zur Knobloch-Kritik am Kabarettisten Lerchenberg

Erst mit Verspätung hatte ich davon erfahren, dass Charlotte Knobloch, zu dieser Zeit, im Frühjahr 2015, noch Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland, Anstoß genommen hatte an Herrn Michael Lerchenbergs Kabarett-Rede zum Bier-Anstich der Münchener Paulaner Brauerei. Lerchenberg hatte dem damals noch lebenden FDP-Vorsitzenden Guido Westerwelle vorgeschlagen, alle Hartz-IV-Bezieher auf dem Ex-Gebiet der DDR gleichsam in ein großes Arbeitslager einzusperren, und damit, nach Ansicht vieler Politiker aus der sogenannten Mitte der Gesellschaft, unzulässigerweise KZ-Assoziationen geweckt. Spontan vermutete ich:  Frau Knobloch hatte uns warnen und sagen wollen, dass man nicht vergleichen dürfe ( und schon gar nicht gleichsetzen dürfe), was Deutsche während des Dritten Reiches jüdischen MitbürgerInnen angetan hatten und was seit dem 1. Januar 2005 im wachsenden Maße den Zwangsarbeitslosen in der Bundesrepublik angetan wurde und wird.

Ich konnte diese Reaktion – so glaube ich zumindest – sehr gut verstehen. Aber sie hatte mich auch stark irritiert. Beides möchte ich erläutern:

Faschismus nicht bagatellisieren…

Natürlich verstand ich sofort, dass bei jedem Vergleich heutiger Geschehnisse, Entwicklungen, Aussagen mit denen während des Dritten Reichs (sowie der ‚Aufstiegsgeschichte‘ der NSDAP in Deutschland) eine enorme Gefahr gegeben ist: das nämlich, was damals geschah, dadurch zu verharmlosen und/oder auch zu missbrauchen für heutige politische Zwecke. Wo immer ich diese Gefahr der Bagatellisierung oder des Missbrauchs zu sehen oder zu verspüren glaube, setze ich mich selber – seit Jahrzehnten meiner publizistischen Praxis inzwischen – gegen solche Relativierungen und Instrumentalisierungen von Auschwitz zur Wehr. Doch es gibt eine Kehrseite dieser dringlichst wieder und wieder erforderlichen Behutsamkeit und Genauigkeit, und diese möchte ich folgendermaßen auszudrücken versuchen:

…aber auch die Gegenwart nicht!

 Wir stehen nach meinem Eindruck in wachsendem Maße in der Gefahr, gegenwärtige  Aussagen, Entwicklungen und Geschehnisse zu verharmlosen, und zwar in der Gestalt scheinlegitimierender Rückverweise auf das Dritte Reich. Da heute alles noch nicht so furchtbar wie damals ist – dies die untergründig wirksame Logik -, ist heute eigentlich gar nichts wirklich schlimm. Es habe jedenfalls, was heute geschieht, nichts, aber auch gar nichts mit dem zu tun, was damals während der Endphase der Weimarer Republik und während des Dritten Reichs geschah. Heißt: zum Schutz der Unmenschlichkeiten in der Gegenwart greift diese Art von ‚Argumentation‘ unablässig aufs Vergleichen mit Auschwitz zurück. Adorno – manche erinnern sich bestimmt: Ziel jeder Erziehung habe zu sein, dass Auschwitz nie wieder sei –  hat diese fatale Reinwaschungslogik gegenüber allem, was heute geschieht, einmal so ausgedrückt (er bezog sich ebenfalls auf Auschwitz dabei): „Das Unmaß des Verbrechens schlägt dem Verübten zum Vorteil aus.“ Er hatte zum einen damit gemeint, dass die schiere Unvorstellbarkeit von Auschwitz diese Verbrechen gleichsam vor ihrem Erfassen schützt. Doch zum anderen wollte Adorno mit diesen Satz auch noch auf anderes hinweisen: dass die Ungeheuerlichkeit von Auschwitz gleichsam seine gesamte Vorgeschichte belanglos erscheinen lässt (= weil das alles noch so ungleich weniger böse und schlimm war) und dass alles auch gleichsam belanglos erscheint, was heute an Entsetzlichkeit Auschwitz noch nicht gleicht. Unser Antifaschismus und unsere Mitmenschlichkeit geraten damit aber in Gefahr, in der Geschichte beerdigt zu werden. Und diese Abwehr des Vergleichens – was keinesfalls automatisch und logischerweise ein Gleichsetzen ist! -, diese Wahrnehmungsunfähigkeit droht blind zu machen für das, was sich heute womöglich schon wieder vorzubereiten beginnt.

Ich möchte das verdeutlichen an einem einzigen Beispiel:

Adolf Hitler hat in seinem Buch „Mein Kampf“ wieder und wieder „die Juden“ mit „Parasiten“ und „Schmarotzern“ verglichen. Dies war noch nicht Auschwitz, aber es war agitatorische Vorbereitung auf Auschwitz. Hinter dieser entmenschlichenden Metaphorik, die Menschen galt, lauerte gleichsam schon die chemische Vergiftung dieses „Ungeziefers“ mit Gas. Keinem muss ich erklären, was dieses, keine siebzehn Jahre später, für Juden bedeutete: eben genau dieses, die Vernichtung von Menschen, von unzähligen Juden aus ganz Europa (und von anderen Bevölkerungsgruppen gleich mit), mithilfe von giftiger Chemie, mithilfe von Zyklon B. – Meine Frau und ich, Jahrgänge 1950 und 1944, sind weinend durch Auschwitz gegangen – im Stammlager, vor allem aber dann in Auschwitz-Birkenau -, als wir diese Erinnerungsstätten furchtbarster fabrikmäßig betriebener menschlicher Grausamkeit vor vielen Jahren ‚besuchten‘. Abends, in Krakau zurück, waren wir außerstande, über diesen Tag miteinander zu sprechen.

Aber heute packt mich dieses Grauen wieder: es war ein Bundesminister, ein angeblicher Sozialdemokrat zudem, der im Herbst des Jahres 2005 mit genau derselben „Parasiten“-Vokabel wieder auf Menschen zielte. Natürlich wieder nur – wie Hitler im Jahre 1924 – mit menschenverachtendem Gerede, nicht schon mit „Auschwitz“ direkt. Doch ist da der

Unterschied noch so groß? Wieder ging es gegen eine Minderheit, wieder gegen Menschen, die wehrlos sind. Und wenig später setzte ein weiterer Sozialdemokrat noch eins drauf und zitierte aus dem (gefälschten) zweiten Thessalonicher-Brief des Apostel Paulus in gefälschter Version: „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen.“ Man möge die Härte meines Satzes entschuldigen über die Härte dieses Satzes, aber diese Aussage Münteferings war im Grunde und Kern ein Todesurteil, sie, diese Aussage, stellt nichts anderes dar als die Quintessenz aus zwei anderen Sätzen (und den einen der beiden Sätze haben meine Frau und ich ja damals über dem Eingangstor vom Stammlager Auschwitz lesen müssen, und der andere ist heute noch nachzulesen in Buchenwald): „Arbeit macht frei“ und „Jedem das Seine“.

Ich meine, wir sollten deswegen nicht übersehen, dass wir bereits wiederum in einer Entwicklung begriffen sind, hier in Deutschland, die – nein, nicht „Auschwitz“ selber, aber: – der Vorbereitung eines neuen „Auschwitz“ zu gleichen beginnt. Und heute wie damals nimmt die Zahl ‚präventiver‘ Selbstmorde unter den Betroffenen zu, nimmt die Angst zu, das Sich-Verstecken und Wegducken der betroffenen Menschen, das Abrücken anderer Menschen von ihnen ( nicht selten bis in deren eigene Familien hinein), heute wie damals nimmt die Anzahl verbaler und tätlicher Angriffe auf die nunmehr stigmatisierte Bevölkerungsgruppe zu, heute wie damals arbeiten bereits ganze Verbände, Organisationen wie eben auch ‚führende‘ Politiker daran, die Ausgrenzung einer ganzen Bevölkerungsgruppe, der Zwangsarbeitslosen,  voranzutreiben in diesem Land und andere Bevölkerungsgruppen (die „Steuerzahler“, die „Leistungsträger“, die „Mitte der Gesellschaft“) aufzuhetzen gegen diese zwangsarbeitslos gewordene Minderheit. Dass während des Dritten Reichs alles so schlimm wurde, so unsagbar furchtbar und entsetzlich und schlimm, darf uns nicht daran hindern, zu erkennen, dass erneut die Gefahr heraufbeschworen wird, dass alles wieder so schlimm und entsetzlich und furchtbar werden könnte wie damals. Übertreibung? Ja, noch ist es eine Übertreibung. Aber: wie lange noch? Wenn die Gegenwart Auschwitz gleicht, ist es wieder einmal zu spät!

Alte und neue Erscheinungsforen von Faschismus

 Ich sage es noch einmal in anderen Worten: wenn wir uns ausschließlich fixieren auf die Erscheinungsformen von Faschismus damals, auf Hakenkreuz und Massenaufmärsche, auf SA-Saalschlachten und den Davidstern zuerst auf den Fensterscheiben von Läden am 1. April 1933 und später dann, ab dem September des Jahres 1941, auf Mänteln und Jacken, wenn wir uns darauf beschränken, Faschismus nur dort erkennen zu können und erkennen zu wollen, wo er die „Juden“ meint und auf die „Juden“ trifft, mit tödlicher Grausamkeit am Ende, dann haben wir – so meine ich allen Ernstes – Faschismus nicht wirklich begriffen! Faschismus kann auch auftreten mit Anzug und Schlips, Faschismus kann auch von einer ganz anderen Ecke her kommen als von rechts, Faschismus kann heute auch ganz andere Bevölkerungsgruppen treffen, als es damals der Fall war: Faschismus wäre auch dieses. Faschismus immer noch in einem Anfangsstadium (wie ja auch Hitlers „Mein Kampf“ ’nur‘ Anfangsstadium war, noch nicht Endpunkt!), aber doch auch dieses schon Faschismus.

Viele von uns kennen Raul Hilbergs Lebenswerk über die Vernichtung der europäischen Juden. Man lese, bitte, noch einmal nach, wie er diese verschiedenen Phasen der Judendiffamierung, Judendefinition, Judenerfassung, Judenentrechtung, Judenverfolgung und Judenvernichtung akribischst nachgezeichnet hat! Vielleicht ist dann zu verstehen, dass ich an Lerchenbergs Äußerungen nicht wie Frau Knobloch Anstoß nehmen konnte, sondern im Gegenteil dankbar war, dass endlich diese neuerlich in Gang

gebrachte Stigmatisierungspropaganda gegenüber Menschen – dieses Mal ’nur‘ anderen Menschen gegenüber – öffentlich angeprangert wurde.

Ich hoffe, es ist nachzuvollziehen, dass ich hier nicht eine neue Opfergruppe ‚erfinden‘ oder deren Schicksal hochdramatisieren möchte, auf dass endlich die alte Opfergruppe vergessen werde. Es ist genau umgekehrt: ich möchte nicht, dass wir im Blick auf die alte Opfergruppe übersehen, dass es bereits neue Opfergruppen gibt. Der Blick auf Geschichte sollte uns sehend und nicht blind machen gegenüber dem, was heute geschieht. Jedenfalls verstand ich mein Studium der Geschichte so, begriff ich so deren Wichtigkeit für mich und deren Bedeutsamkeit für uns alle (insbesondere für Menschen wie mich auf der Täterseite, in der Nachfolgeverantwortung zur Tätergeneration).

Mit keinem Wort will ich damit die Verstehbarkeit weg reden, die den Äußerungen von Charlotte Knobloch zuzuschreiben ist, ich möchte aber gleichzeitig darum bitten, wahrnehmen zu können, dass es inzwischen auch neue Schmerzen gibt, die Menschen alltäglich zugefügt werden, neue Demütigungen, Diskriminierungen, Beleidigungen, Verletzungen – und wieder einmal von staatlicher Seite aus, wieder einmal von oben her, wieder einmal einer Minderheit gegenüber.

Natürlich:

Faschismus, das waren der terroristische Überwachungsstaat und die systematische, fabrikmäßig betriebene, Ermordung von Juden und anderen (zumeist zusammengefasst unter dem Begriff ‚Auschwitz’).

Insofern steckt in dieser spontanen – fast möchte man sagen: reflexartigen – Reaktion auf die Behauptung, womöglich seien auch heutige Geschehnisse oder Prozesse bereits als ‚faschistisch’ zu bezeichnen, ein zutiefst humanes Moment bzw. ein zutiefst humanes Motiv! Es tritt in dieser heftigen Reaktion zutage, dass der Betreffende sehr genau weiß, was Faschismus tatsächlich ist: die schlimmste Menschenverrohung, die sich denken lässt, ein Menschheitsverbrechen schlechthin, im Kern und im Wesentlichen kaum etwas anderes als furchtbarste Menschenverfolgung und Genozid. Dieses Wissen zeigt, dass der betreffende Mensch gerade nicht, was die Vergangenheit Deutschlands angeht, Opfer von Verleugnungs- und Verdrängungstendenzen im eigenen Inneren ist; und dieses Wissen, diese spontane reflexartige Zurückweisung des Faschismus-Vorwurfs zählt daher auch zum Humansten in uns: es schützt die Vergangenheit vor ihrer Verharmlosung durch  Abwehr unangemessener Skandalisierung von Geschehnissen und Prozessen in unserer Gegenwart. Auch als sachlich falsch oder verkehrt erscheint uns diese Abwehr deshalb nicht. Faschismus: das ist doch unüberbietbares Unmaß des Verbrechens, im Namen des Staates zudem, Faschismus, das ist  Bruch mit jeglicher Menschlichkeit, Faschismus, das ist mit nichts anderem vergleichbar, deswegen auch die dem Faschismus – völlig zu Recht! – zugeschriebene ‚Singularität’. Wie kann man da auch nur irgendetwas oder annähernd in der Bundesrepublik als faschistisch oder Faschismus bezeichnen?  Und dennoch ist an dieser Stelle eine Frage an diese Frage zu stellen, eine wichtige Frage sogar. Die Frage lautet: ist Faschismus (und ‚faschistisch’) tatsächlich nur das – Auschwitz nämlich und Terrorstaat? Ist das die ganze Wahrheit, wenn von Faschismus zu sprechen ist? Was auch die Frage heraufbeschwört: ist diese zutiefst humane Reflexreaktion auch eine durch und durch reflektierte Reaktion?

Ich möchte diese Frage mit einer Gegenfrage konfrontieren, mit einer Frage, die zu beantworten wahrlich nicht belanglos ist. Die Frage lautet: wird durch die Tatsache, wenn wir dieses – Auschwitz und Terrorstaat – zum alleinigen Maßstab nehmen, der es rechtfertigt, von ‚Faschismus’ und/oder ‚faschistisch’ zu sprechen, nicht unweigerlich eine Barriere errichtet, die alles blockiert, was Fragen nach der vergleichsweise ‚harmlosen’ Vor– und Verursachungsgeschichte des Faschismus stellt? Und geht aus dieser Reduktion von Faschismus auf Auschwitz und Terrorstaat nicht sogar ein totales Benennungsverbot hervor gegenüber der Vor- und Verursachungsgeschichte des Faschismus? Schlicht deswegen, weil da alles noch erheblich harmloser war? Konkret:

Darf – gemessen an dem furchtbaren Unmaß von Auschwitz – die Kleinigkeit eines einzigen Buches, Hitlers Machwerk „Mein Kampf“ nämlich, nicht mehr als faschistisch bezeichnet werden? Ist es faschistisch eben deswegen nicht, weil es im Vergleich zu Auschwitz halt nur Banalität ist, eine Kleinigkeit, Geschreibsel, das völlig zu vernachlässigen ist? Oder, um ein zweites Bespiel zu erwähnen: ist der Slogan, mit dem die NSDAP ihren ‚Durchbruchswahlkampf’ im Spätsommer 1930 bestritt, der Slogan „Schlagt sie zusammen!“, deswegen nicht faschistisch, weil es doch nur Propaganda war und läppische Kraftmeierei, lediglich Geschrei und Druckerschwärze – gemessen am tatsächlich existierenden terroristischen Gestapo-Staat später? Zugespitzt: gewalttätige, faschistische Slogans, die gibt es demzufolge gar nicht? Faschismus, das ist nur reale Gewalt, und zwar systematisch ausgeübte, terroristische Gewalt von Seiten eines Staates? Faschismus als Denken und Psychologie, Faschismus als Propaganda und Verwaltungshandeln vor der Schwelle zu Auschwitz, diesen Faschismus gibt es nicht?

Welche Fragen stelle ich damit eigentlich? Und zu welcher Antwort bringen sie uns? – Nun, mir scheint:  ich stelle damit Fragen nach Anfangsphänomenen des Faschismus, und – was bedeutend wichtiger ist – ich stelle damit Fragen nach den Ursachen von Faschismus, nach frühen Erscheinungsformen von Faschismus und Anfangskausalitäten, die gleichsam naturgemäß – der Logik wie der Sache nach – noch ungleich kleiner und unbedeutender erscheinen müssen als das, was schließlich als Resultat aus diesen Anfängen erwächst, und ebenso logischerweise auch noch ungleich kleiner und unbedeutender sind. Im Vergleich und als Erscheinungsformen von Faschismus mögen diese frühen Phänomene von Faschismus allesamt „Bagatellen“ sein, in ihrer kausal-konditionalen Funktion für den Geschichtsverlauf, für Aufstieg und Sieg des Faschismus, sind sie es nicht, ganz im Gegenteil. Es handelt sich um genau jene Anfänge, die gemeint sind, wenn im Zusammenhang von Faschismus – gerade bei der Auseinandersetzung darüber im Nachkriegsdeutschland – derart oft von der Maxime des „Principiis obsta!“ (= „Wehret den Anfängen!“) die Rede war. Genau dieses sind die Anfänge, im Denken und im Fühlen, im Schreiben und in der Propaganda, die später dann – mit anderen Ursachen zusammen – zu den Folterkellern der Gestapo führten und zum deutschen KZ-System. Kurz:

Der graduell selbstverständlich immense Unterschied zwischen „Mein Kampf“, einem bloßen Buch, und Auschwitz, diesem gigantischen Menschenmassenvernichtungssystems, mag schier unüberbrückbar groß erscheinen: gleichwohl ist das eine Vorbote und Mit-Ursache des anderen, und in der – faschistischen! – Qualität sind beide einander gleich! Anders: vielleicht  immer sind die Ursachen von Massenverbrechen kleiner als die Massenverbrechen selbst. Als Ursache, da genügt hin und wieder schon ein bloß mündlich ausgesprochener Befehl (wie ein Teil der Historiker annimmt, was die sogenannte „Endlösung der Judenfrage“ betrifft!). Kurz: es gehört zur Logik eines jeden Geschehens, dass der Anfang zumeist sehr viel  kleiner erscheint als dessen Ergebnis, unscheinbarer als das womöglich furchtbarste Geschehen, das dieser Anfang dann heraufbeschwört. Gleichwohl gehört beides, der ‚kleine’ Anfang wie das alles Menschenmaß sprengende Ende, qualitativ derselben Kategorie und Geschichte an. Woraus, für mich jedenfalls, unabweisbar folgt:

Wir können und dürfen nicht erst dann von ‚Faschismus’ sprechen und gegen ihn anzuschreiben sowie anzugehen versuchen, wenn dieser bereits wieder das gesamte Staats- und Gesellschaftswesen usurpiert hat und wenn es bereits wieder ein Auschwitz gibt – das heißt, erst dann also, wenn es wieder einmal zu spät ist. Würden wir unser Verständnis von Faschismus auf dessen entsetzlichste Realisierungsformen reduzieren – auf Terrorstaat und Auschwitz – und damit nur vom Ende her verstehen, dann etablierten wir damit gleichzeitig eine Art von Verbot, die Maxime nämlich, alles, was Vorgeschichte dazu ist, nicht als faschistisch  bezeichnen zu dürfen. Ein derartiges Benennungsverbot, das den Begriff ‚Faschismus’ demzufolge ausschließlich beschränken würde auf Auschwitz und Terrorstaat, auf historische Zeiträume  und Tatsachen also, da sich der Faschismus bereits etabliert hat und seine Schreckensherrschaft in die allerfurchtbarste Phase eingetreten ist, ein derartig reduziertes Faschismusverständnis etablierte in unserem Wahrnehmen und Denken, in unserem Sprechen und Schreiben und Handeln  die Maxime eines prinzipiellen Zu-Spät! Dieses wäre die eine furchtbare Folge daraus. Und die andere (wie es Adorno in „Was ist Aufarbeitung der Vergangenheit?“ formuliert hat): „Das Unmaß des Verübten schlüge dem Verbrechen zum Vorteil aus.“ Heißt: nur, was in seiner Entsetzlichkeit Auschwitz gleichkommt, dürfte deshalb noch als Faschismus oder faschistisch bezeichnet werden. Alles, was dahinter zurückbliebe oder davor steckenbliebe, bliebe von dieser Bezeichnung verschont. Dieses Faschismusverständnis schlüge um zur Schutzfunktion für jeden Faschismus, der noch nicht das Entsetzlichste zu realisieren begonnen hat.

Und damit zurück in unsere Gegenwart:

  • Wer aus Opfern, welche die Millionen Arbeitslose in der Bundesrepublik nahezu ausnahmslos sind – fast niemand von ihnen wurde oder bleibt freiwillig arbeitslos! -, Schuldige macht – und eine weitestverbreitete Propaganda tut dies seit Jahren -;
  • wer darüber hinaus diese vermeintlich Schuldigen mit unsagbarem Leid überzieht, wer diesen Millionen Menschen also ein Leben weit unterhalb des Existenzminimums zumutet, sie demütigt, ausgrenzt und mit Feindseligkeiten der verschiedensten Art überzieht:

der etabliert in einem wichtigen Teilbereich der Gesellschaft – im Teilbereich ausgerechnet der Sozialpolitik – bereits heute einen neuen Faschismus und bereitet erneut einen Faschismus in der Bundesrepublik vor. Münteferings Aussage „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen!“  ist ein KZ-Spruch, auch wenn es die dazugehörigen KZs noch nicht gibt. Der Planungsvorschlag von Thießen/Fischer, vor Jahrenden in die Welt gesetzt, nämlich den Regelsatz für die Hartz-IV-Betroffenen herabzusetzen auf 139,- Euro pro Monat, ist faschistisch, auch wenn dieser Faschismus – zum Glück – nicht in die Tat umgesetzt worden ist. Anderes zu behaupten, wäre Lüge an der Wahrheit vorbei. Wer das verbal wattieren wollte – also kommunikationsstrategisch die Begriffe „Faschismus“ oder „faschistisch“ vermiede -, wer das als Faschismus in Abrede stellen wollte, stellte sich auf die Seite der Verdrängung. Ist das der Platz wirklicher Antifaschisten? Noch einmal:

Wir dürfen nicht – so meine Ansicht – aus zutiefst humaner Bagatellisierungsscheu gegenüber den Ereignissen im Dritten Reich einem zutiefst inhumanen Bagatellisierungszwang gegenüber heutigen Geschehnissen zum Opfer fallen. Wir würden damit unseren Antifaschismus in der Geschichte begraben und hätten aus der Geschichte nichts gelernt.

„Das Böse“, sagte der ehemalige Generalsekretär der UNO, Kofi Annan, einmal, „braucht das Schweigen der Mehrheit.“ Ich hoffe nicht, dass wir uns zu den Verschweigern gesellen wollen.

Die Geschichte des Antisemitismus ist nicht zu Ende geschrieben, ich befürchte, leider noch lange nicht. Die Geschichte anderer Verfolgungen aber auch nicht. Übersehen wir weder das eine noch das andere. Und vor allem:

Spielen wir nicht die eine Mitmenschlichkeit gegen die andere Mitmenschlichkeit aus! Mitleidswillkür darf es nicht geben im Namen von Humanität, sie höbe sich mit dieser Empathie-Lotterie selber auf. Humanität ist eine ganze Sache oder gar nicht.

 

 

 

 

Anzeigen von 3 Kommentaren
  • Michael H.
    Antworten
    Ich bitte um Nachsicht, aber ich vermisse in dem Artikel Anführungsstriche beim Begriff „Drittes Reich“, er wird in dem Artikel mehrfach verwendet. –

    https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/gesellschaft/hmp-drittes-reich-nazis-hitler-ursprung-100.html

    • Holdger Platta
      Antworten
      Naja, lieber Michael,

      natürlich könnte man als Zeichen eigener Distanzierung die von Dir gewünschten Gänsefüßchen verwenden (das hätte dann übrigens auch für die Selbstbenennung der NSDAP zu gelten, die ja weder „sozialistisch“ noch eine „Arbeiter“-Partei war – und auch über das andere bei diesem Parteinamen könnte man streiten). Aber die Benennung „Drittes Reich“ wird auch in den meisten Büchern der Fachliteratur ohne Gänsefüßchen verwendet – und daß ich mich in diesem Artikel nicht auch noch auf diese Weise von der Nazi-Zeit distanzieren muß(te), dürfte doch klar sein oder…?

      Herzlich, Holdger

  • Achim
    Antworten
    Sehr aufschlussreicher Artikel, der zeigt, wie wichtig doch eine angemessene Formulierung bleibt. Die Sache wird aber noch schwieriger, wenn heute „die Völkischen“ sich als Freiheitskämpfer andienen und die Vergleiche missbrauchen, um ihr eigentliches Ansinnen als „Antifaschismus“ zu tarnen. Dann wird das Thema, zumindest für Laien, völlig unkontrollierbar und ist nicht mehr zu durchschauen, dieser Aspekt sollte unbedingt weiter beleuchtet werden.

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