Gespräch mit einem Nahrungsmittel ,Teil 1/3
1. Teil: In Gefangenschaft Was wäre, wenn eine überlegene außerirdische Spezies uns einfangen und “Menschenhaltung” praktizieren würde? Würden sie uns gut behandeln – oder doch eher so, wie wir mit Tiere umgehen? Wir können nur hoffen, dass die in dieser Satire ausgebreitete Vision niemals Wirklichkeit wird. Zunächst aber hat der Held unserer Geschichte mit einer ganz besonderen, unglücklichen Liebesgeschichte zu kämpfen. Roland Rottenfußer
“Ich hatte gehofft, dass du es bist“, sagte ich. „Ich hatte befürchtet, dass du es bist“, sagte Patrizia.
Schon im Auffanglager, in das sie uns nach den medizinischen Voruntersuchungen brachten, hatte ich meine Augen nicht von ihr abwenden können. Patrizia hatte ein feines Gesicht mit Augen, die einen unwillkürlich fesselten, weil man dahinter komplizierte und abgründige Gedankenbewegungen vermutete. Gemessen an diesem Antlitz eines melancholischen Engels, strahlte ihr Körper mit den hervortretenden Rundungen eine überraschend direkte Sinnlichkeit aus. Ich hatte mich in der grotesken Hölle unserer plötzlichen Gefangenschaft schnell und fast verzweifelt in sie verliebt. Und ich spürte mit der gleichen Gewissheit, dass sie meine Zuneigung nicht teilte.
Nach einigen Tagen im Lager beobachtete ich, dass die Menschen von ihren Bewachern immer paarweise abtransportiert wurden: ein Mann und eine Frau, scheinbar willkürlich, ohne Rücksicht auf eventuelle Sympathien. Was hatten die vor? Wollten sie uns paaren, um neue Menschen zu züchten? Dieser Gedanke ließ mit Blick auf Patrizia manche Fantasien sprießen. Schließlich hatte ich eine unbestimmte Zeit nicht mehr die Gelegenheit gehabt, mich sexuell zu betätigen. Ja, wie lange eigentlich? An meine Entführung erinnere ich mich kaum noch. Nur an das grelle Licht vor meinem Schlafzimmerfenster. Dann waren sie plötzlich da, direkt neben meinem Bett. Ich verfiel in eine Art Trance zwischen Schlafen und Wachen. Diese Benommenheit war getränkt von einer unerklärlichen Euphorie. Da war keine Angst mehr, nur absolute Klarheit über einen Punkt: Allem, was die Fremden von mir wollten, hatte ich mich unausweichlich zu fügen. Ich erinnere mich, große Erleichterung darüber empfunden zu haben. Da war keine Entscheidungsnot mehr – nur Hingabe an das, was geschehen sollte.
Schon während unseres Transports im Stauraum eines kleinen Raumschiffs musterten Patrizias schöne Augen mich abschätzig. Sie lag direkt neben mir, durch ein unsichtbares Energiefeld auf eine Liege gefesselt. Deutlich war zu spüren, dass unsere plötzliche Nähe für sie alles andere als freiwillig gewählt war. Meine zaghaften Versuche, ein Gespräch anzuknüpfen, prallten an ihr ab. Vielleicht dachte sie ja an dasselbe wie ich: „Menschenzucht“ – nur dass dieser Gedanke für sie eher Bedrohung als Verlockung war. Gegen Ende der Reise fielen wir dann wieder in eine schlafähnliche Trance.
Als ich mein Bewusstsein wiedererlangte, befand ich mich in einem bürgerlichen Wohnzimmer, eingerichtet wie im Deutschland der 90er-Jahre. Auch ein Schlafzimmer gab es, Küche, Bad und Toilette – ein komplettes Apartment mit allem Lebensnotwendigen. Statt der Fenster gab es allerdings nur Tapeten mit Motiven bayerischer Alpenpanoramen. Nur an einer Stelle konnten wir durch eine Glasscheibe ins Freie sehen. Sie gab den Blick auf eine Art Wildgehege frei, das von einer einheimischen Tierart bewohnt war. Ich taufte sie die „Riesenrüsselspringer“. Die Tiere hatten einen kompakten Rumpf, ungefähr so groß wie bei einer Kuh, tellergroße Mäuseohren, einen kurzer Elefantenrüssel und dünne Beine, mit denen sie federnd hüpfen konnten wie Kängurus. Schon wegen dieser seltsamen Gestalten gelangten Patrizia und ich sehr bald zu der Überzeugung, in einer Art Zoo gelandet zu sein.
In dieser Meinung bestätigte uns noch eine andere Tatsache: Wir wurden beobachtet. Etwa in der Höhe unseres Kopfes wurde unser Apartment von einer durchsichtigen Röhre durchquert, die wir von innen nicht betreten konnten, die jedoch durch eine Öffnung nach draußen führte. Sie war ungefähr einen Meter hoch und einen Meter breit. Wir mussten leicht den Kopf einziehen, wenn wir in den anderen Teil unseres Wohnzimmers gelangen wollten. Eine Abzweigung der Röhre führte auch in unser Schlafzimmer, zu dem es keine verschließbare Tür gab. Zu den Stoßzeiten waren gleichzeitig 30 bis 40 Außerirdische in der Röhre und starrten uns aus ihren großen Augen an. Die Gesichter dieser Wesen waren zu einer faszinierenden Vielfalt an mimischen Ausdrucksformen fähig. Gedämpft durch die Glaswand hörten wir oft das Gemurmel der Besuchergruppe. Patrizia und ich nannten die Aliens intern die „Ynxx“ – nach einem Zischlaut, der besonders häufig von ihnen zu hören war.
Die Ynxx waren nur ungefähr halb so groß wie Menschen. Ihr bewegliches Köpfchen mit den dominierenden rotbraunen Augen war halslos mit dem zylinderförmigen Körper verbunden. Ihr Gesicht war behaart wie das von madagassischen Halbaffen, die runden, pergamentenen Ohrensegel waren wie bei Bären weiter oben am Kopf angebracht. Arme und Beine waren im Verhältnis zum plumpen Körper lang und dünn, aber offenbar kräftig. Sie trugen Kleidung in verschiedenen Farben und Mustern, nicht unähnlich den unseren. Außergewöhnlich war die Fortbewegungsart der Ynxx, die jeder Schwerkraft zu trotzen schien. Diese Wesen gingen nicht nur am Boden der Röhre, sie konnten sich ebenso gut seitlich oder an der Decke an dafür bestimmten gläsernen Balken entlang hangeln. Dabei halfen ihnen kräftige Froschfinger und -Zehen, mit denen sie sich stundenlang festkrallen konnten. Ihre um 360 Grad drehbaren Köpfe ermöglichten es ihnen, in jede Richtung zu schauen – egal, welche Körperhaltung sie gerade einnahmen.
Patrizia vermutete, dass die Schwerkraft auf diesem Planeten geringer war als auf der Erde. Darauf deuteten auch die fast zeitlupenhaften Bewegungen der Riesenrüsselspringer hin, die wir im Nachbargehege beobachten konnten. In den für Menschen bestimmten Räumen mussten die Ynxx die Schwerkraft irgendwie manipuliert haben, so dass erdähnliche Verhältnisse herrschten. Auch die Atmosphäre, die Zusammensetzung der Gase in der Luft, musste auf dem Ynxx-Planeten eine andere sein. Anders war es nicht zu erklären, dass unsere Wärter, wenn sie den Käfig betraten, stets eine Art Astronautenanzug mit integrierter „Taucherbrille“ anhatten, während die Besucher in der Röhre quasi Freizeitkleidung trugen. Man konnte die Röhre in unserem Käfig also mit den Besuchertunnels in großen Ozean-Parks vergleichen, mit deren Hilfe Menschen mitten durch ein Fischbecken spazieren konnten, ohne mit Wasser in Berührung zu kommen. Auf diese Weise kam man Haifischen, Kraken oder bunten Korallenfischen faszinierend nahe, als wäre man selbst Teil des Aquariums.
Die ständige Nähe der Ynxx war allerdings gewöhnungsbedürftig. Hatte man ihre Anwesenheit einmal für eine Weile vergessen, so konnte man über ihre Nähe plötzlich tödlich erschrecken. So kam es vor, dass ich, wenn ich vom Esstisch aufstand, plötzlich drei Ynxx-Gesichter einen halben Meter vor mir hatte – sechs Augen, die mich neugierig und scheinbar belustigt anstarrten. Schlimmer war es im Schlafzimmer, denn die Ynxx schienen nicht den gleichen Schlafrhythmus zu haben wie wir. Ihr Tageszyklus war rund dreimal so lang wie der unsere. Mit Rücksicht auf unsere Gewohnheiten wurde das Licht in der Glasröhre zwar regelmäßig für einige Stunden ausgeschaltet und das einzige Fenster verdunkelt, so dass ein „Tag“ im Käfig annähernd so lange dauerte wie auf der Erde. Dies hinderte die Besucher jedoch nicht, uns auch in unseren „Nächten“ ausgiebig zu studieren. Blickte man vom Bett aus nach oben, konnten 20 Augen auf einen gereichtet sein, die rötlich in der Dunkelheit leuchteten.
Patrizia fühlte sich durch die Zoobesucher weniger gestört als ich. „Es liegt daran, dass du zuhause am Computer arbeitest und nicht viel raus kommst“, sagte sie. „Ich habe in meiner Firma Überwachungskameras im Büro. Wenn ich dann in den U-Bahnschacht steige: Überwachungskameras. In der U-Bahn: Überwachungskameras. Wenn ich den Platz vor meinem Haus überquere: Überwachungskameras. Im Treppenhaus: Überwachungskameras. Eigentlich ist der Unterschied zwischen dem Leben hier und auf der Erde gar nicht so groß.“ Patrizia hatte natürlich Recht. Vielleicht hatte ihr schönes Gesicht auch deshalb permanent einen so neutralen, undurchdringlichen Ausdruck: Sie war daran gewöhnt, dass man sie ständig ansah und musste deshalb ihre Gesichtszüge kontrollieren. Es störte mich nur, dass sie mir auf diesem Weg wieder mal zu verstehen gab, dass sie einen besser bezahlten Job hatte als ich. Es schien, als wolle sie mir immer und immer wieder zeigen: „Du spielst nicht in meiner Liga, weder beruflich, noch was dein Aussehen betrifft.“ Dem selbstbewussten Seminarleiter, mit dem sich Patrizia im Auffanglager so auffällig gut verstand, hätte sie sich sicher schon am ersten Tag hier im Zoo hingegeben. Keinen Sex mit mir zu haben, schien sie dagegen nicht als allzu große Entbehrung zu empfinden.
Ich betrat unser Schafzimmer nur selten. Nachts überließ ich es Patrizia, wohl in der Absicht, den Kavalier zu spielen. Ich selbst schlief dann auf dem unbequemen Wohnzimmersofa. Statt ihrerseits auf einen gerechten Ausgleich zu pochen, nahm Patrizia mein Opfer nur allzu gern an und nahm es bald wie ein Gewohnheitsrecht in Anspruch. Wie ich von Anfang an befürchtet hatte, war für sie die gemeinsame Nutzung des Doppelbetts tabu. „Bilde dir bloß nicht ein, dass was läuft“, hatte sie mich schon am ersten Tag angeraunzt. „Aber ich habe nichts dergleichen gesagt“, verteidigte ich mich. „Gesagt hast du nichts, aber ich spüre doch diese Erwartungshaltung, die in der Luft liegt: Wir sind Tag und Nacht auf engem Raum zusammen. Also bin ich ihr Lebensgefährte. Also habe ich auch Anspruch auf Sex. Ich sage dir gleich von vornherein: Wenn jemand mit so einer Anspruchshaltung kommt, ist bei mir der Ofen aus.“ Ich versicherte ihr, dass ich keinen Anspruch auf sie erheben würde. Darauf sagte sie mit fast beleidigtem Unterton: “Ah, du findest mich also nicht attraktiv!?“ Ich: „Natürlich finde ich dich attraktiv.“ Sie: „Ah, ich wusste es. Wie du mich die ganze Zeit anstarrst! Aber bilde dir bloß nichts ein.“
So wurde die sexuelle Spannung für mich allmählich unerträglich, während bei Patrizia auch nach mehreren Wochen nichts Derartiges spürbar war. Da mir seit unserer Entführung keinerlei sexuelle Betätigung möglich gewesen war, erschien mir alles an Patrizia mit der Zeit immer reizvoller und leuchtender. Ihre braunen, etwas dünnen Haare, die anfangs einen abgezirkelten Pagenschnitt geformt hatten, verwilderten immer mehr. Sie schmiegten sich in klarem Farbkontrast an ihre weißen Wangen und den schlanken Hals, der in das entzückende Relief der Schultern und des Brustbeins mündete. Die Lippen in ihrer natürlichen, fast violetten Tönung ruhten weich aufeinander wie das Symbol einer unaussprechlichen Verheißung. Manchmal konnte ich nicht umhin, nachts auf dem Sofa zu onanieren. Wen ich mir dabei vorstellte, kann man sich denken. Ich wusste nie genau, ob Patrizia schlief, wenn ich es tat. Die Tür war offen, und ich musste sehr leise sein. Die Blicke von ein paar dutzend Ynxx ein paar Meter von mir entfernt waren auch nicht gerade hilfreich dabei, den Erregungsaufbau voranzutreiben. Wenn Patrizia mich dabei erwischte, sagte sie nichts. Ich bemerkte es nur am nächsten Morgen an ihrem amüsierten und zugleich etwas verächtlichen Blick.
Was die Verpflegung betraf, gab es nichts zu klagen. Zweifellos hatten die Ynxx unsere Essgewohnheiten gut studiert. Leider war zu viel Wurst und fettiges Fleisch dabei. Ich hatte mich dieser Ernährungsweise zuhause schon entwöhnt, lebte fast vegetarisch. Man musste natürlich froh sein, als „Zootier“ so gut behandelt zu werden und keinen ungenießbaren Ynxx-Fraß vorgeworfen zu bekommen. Offenbar hatten unsere Bewacher für uns sogar Rinder und Schweine entführt und auf diesem Planeten angesiedelt. Von weitem gesehen unterschied sich ihre Ernährungsweise übrigens gar nicht so sehr von unserer. Der Wärter, der das Essen brachte und die Zimmer säuberte, biss manchmal in etwas, das einem Hamburger ähnlich sah: eine Teigsemmel mit etwas Graubraunem in der Mitte, das wahrscheinlich Fleisch war. Man konnte das nur beobachten, wenn man durch das Fenster ins Freie schaute. War der Wärter in unserer Wohnung, so trug er, wie alle Ynxx, einen „Astronautenanzug“ und aß nichts.
Begeistert waren wir anfangs auch davon, dass in der Mitte des Wohnzimmers ein großer Flachbildfernseher stand. Womit hätten ein Mann und eine Frau allein in einem Zimmer auch sonst ihre Zeit verbringen können? Wir hatten in unserem Gefängnis Ozeane von Zeit zu überqueren. Außer den Mahlzeiten gab es fast keine Höhepunkte in unserem Tagesablauf. Ich behalf mir mit etwas Bodengymnastik, die mir gut tat, aber den endlosen Tag kaum kürzer machte. Dazu kam, dass Patrizia nicht sehr gesprächig war. In manchen Momenten glaubte ich zwar zu spüren, dass sie sich gern mit mir unterhielt, aber sie zog sich, gerade wenn wir im Gesprächsfluss waren, oft abrupt zurück – wohl um mir keine Hoffnungen auf „mehr“ zu machen. Der Fernseher war also lange Zeit mein bester Freund, jedenfalls so lange die DVDs reichten. Ein Live-Fernsehprogramm gab es ja nicht, dazu hätte man die Senderfrequenzen von der Erde empfangen müssen. Wir wussten auch gar nicht, wie weit wir von der Heimat entfernt waren. Vielleicht befanden wir uns nicht einmal in derselben Galaxie.
Von der Auswahl der DVDs war ich allerdings bald enttäuscht. Es war ein Sammelsurium aus Nachmittagstalkshows, Castingshows, Volksmusiksendungen, billig produzierten Vorabendserien und brutalen Actionstreifen. Abwechslung boten nur ein paar Pornos, die ich allerdings in Patrizias Nähe nicht anzuschauen wagte. Trotz anfänglichen Widerstrebens hatte ich nach einem Monat alle vorhandenen DVDs doppelt und dreifach angesehen. Patrizia interessierte sich ohnehin weniger für das Fernsehen und las im Schlafzimmer die wenigen vorhandenen Bücher: Fantasy-Romane, Anwalt-Thriller und seichte Werke über „Positives Denken“.
Einmal wagte ich sogar, mich deswegen bei meinem Wärter zu beschweren. Man muss dazu wissen, dass die Ynxx unsere Sprache verstanden und sprachen. Sie benutzten dazu einen Sprachkonverter, der ihre Antworten im blechernen Tonfall, jedoch korrekt wiedergab. „Wir haben diejenigen Nahrungsmittel, Bücher und Filme ausgewählt, die aufgrund von Forschungsergebnissen unserer Zoologen als typisch für Ihre Spezies angesehen werden“, sagte der Wärter. „Die meisten Menschen sind sehr zufrieden mit unserem Angebot.“ „Ja, ja“, sagte ich, „aber nicht alle Menschen haben den gleichen Geschmack.“ „Wenn Sie auf Ihrem Planeten Tiere halten, passen Sie die Haltungsbedingungen an die durchschnittlichen Bedürfnisse der betreffenden Spezies an“, antwortete der Wärter. „Sie fragen nicht, ob dieses oder jenes Pferd vielleicht statt Heu lieber Schokoladenpudding mag.“ Ich staunte immer wieder, über welche Sachkenntnis und sprachliche Ausdruckskraft unser Bewacher verfügte.
Als wir schon ungefähr zwei Monate hier waren, wurde Patrizia krank. Eigentlich hatte sie nur die üblichen Grippesymptome: Fieber, Erschöpfung, Husten und Schluckbeschwerden. Da wir aber nicht wussten, ob es sich nicht um einen außerirdischen Virus handelte, machten wir uns große Sorgen. Diese Krankheitsperiode war andererseits meine bisher schönste Zeit mit Patrizia. Sie sah beschissen aus, so weit das bei einer Schönheit wie ihr überhaupt möglich war, und sie roch nach ein paar Tagen streng nach Schweiß. Aber in ihrem Wesen war plötzlich etwas Sanftes, Hingebungsvolles, das ich zuvor nie an ihr bemerkt hatte. Ich brachte ihr heißen Tee, der zum Glück in unserer Speisekammer vorrätig war, gab ihr Taschentücher, schüttelte ihr Kissen auf und wischte ihr die Stirn mit einem kalten Tuch – eine Form der Intimität, die sie sonst nie geduldet hätte. Patrizia sah dabei mit einem Blick zu mir auf, der mir durch Mark und Beine ging: wund, bittend und zugleich ein bisschen ängstlich. Es war, als hätte die Krankheit eine Starre in ihr aufgebrochen.
Immer wieder bat sie mich in dieser Phase, ihr Geschichten aus meinem Leben zu erzählen. Und ihr Gesicht leuchtete in einem schönen Lachen auf, wenn mir ein selbstironischer Scherz gelungen war. Stundenlang durfte ich in ihre Augen sehen, die an den Rändern gerötet und von tiefen Schatten umgeben waren. Einmal nahm Patrizia mit ihrer schweißfeuchten Hand die meine, drückte sie und sagte „danke“. Ich musste mich immer wieder selbst auf den Boden zurückholen: ‚Heb nicht ab. Sie liebt dich niemals so sehr wie du sie liebst. Wenn sie wieder gesund ist, ist es vorbei mit der Romanze.’ Als Patrizias Husten schlimmer wurde, fragte ich sie, ob ich den Wärter verständigen solle. Vielleicht hätten die Ynxx eine hoch entwickelte Medizin, und es wäre für sie ein Leichtes, sie zu heilen. Patrizia verneinte. Sie hatte Angst, dass sie nicht mehr zurückkommen würde, wenn die sie holten. „Vielleicht lassen sie mich einschläfern wie einen räudigen Hund. Wir sind Tiere für die, weißt du, Tiere!“ Ich widersprach ihr nicht, zumal mir meine Rolle als Krankenpfleger außerordentlich behagte. Außerdem war Patrizias Krankheit nicht gerade ein gut gehütetes Geheimnis. Hunderte von Augen wanderten tagtäglich an ihrem Krankenbett vorbei. Einer der Besucher hätte die Zooleitung verständigen müssen, dass etwas nicht stimmte. Falls die Ynxx Patrizia also helfen konnten, so war es offensichtlich, dass sie ihr nicht helfen wollten.
Unerwartet wurde Patrizia am vierten Tag ihrer Krankheit von zwei Wärtern abgeholt. Wie immer in Gegenwart der Ynxx, erfasste mich bei ihrem Abtransport eine seltsame Lähmung des Willens. Es wäre mir nicht in den Sinn gekommen, zu protestieren oder die schmächtigen Ynxx gar körperlich zu attackieren. Erst als Patrizia verschwunden war, fiel mir ein: Ich hätte wenigstens fragen sollen, wohin sie sie brachten und ob sie wiederkäme. Entsetzliche Angst überkam mich, wenn ich an Patrizias Andeutung dachte, sie könne „eingeschläfert“ werden. Freilich hätte das bedeuten können, dass mir eine neue Partnerin zugewiesen wurde und dass diese sexuell aufgeschlossener war. Aber ich war Patrizia zu sehr verfallen, um an einem solchen Gedanken Freude zu finden. Lieber lebte ich mit Patrizia in der Hölle sexueller Entbehrung als mit einer anderen Frau im Himmel.
Schlimmer als Hartz 4 kann’s nicht kommen.(voreiliger Kommentar gestrichen)Wahrscheinlich eine groß angelegte Studie über das Schnarch- und Fortpflanzungsverhalten der menschlichen Rasse sowie deren Folgen. Man kann duchaus davon ausgehen, dass Ynxxis uns lange schon beobachten und begeistert darüber sind, wie sensibel Primitivlinge auf ihrer Erde herumtrampeln, sie sogar respektvoll als Mutter Erde (Streichelzoo) bezeichnen und liebkosen. Ynxxis betrachten uns einfach als putzige Kerlchen, die sie wohl nur streicheln sowie abknutschen möchten.
Nebenbei: Ist das hier Satire oder ein Softporno mit Patrizia? ++glucks++
Ein weiterer Grund wissenschaftlicher Ynxx-Analyse, um das Phänomen stresserzeugender Nahrungsaufnahme erklären zu können, einerseits alternativlos lebenserhaltend, anderseits lebensbedrohlich, was außerirdisches Stirnrunzeln erzeugt –Ynxxis ernähren sich von kosmischer Luft und Liebe. Primitivlinge essen dagegen Bratwürste mit Senf, klagen über Verdauungsprozesse wiederkäuender Vegetarierer, auch Paarhufer genannt, über Sojaburger ohne Geschmack, den Klimawandel und so einiges mehr.
Nebenbei II: ohne Worte, erspare mir jeglichen weiter Kommentar dazu.
🙂
Ich sollte es auch mal probieren, dann verstehe ich diese verschwurbelte “Satire”?
Na, vielleicht hilft auch liebevoller Blümchensex?!?