Last man standing

 In CD-Tipp, FEATURED, Kultur, Roland Rottenfußer

Alex Olivari hat in zwei Jahren den Soundtrack der Corona-Krise geschrieben – jetzt erschien das Album mit seinen Protestliedern. „Deutschland, zeig dein Gesicht! Wach endlich auf und kämpf für dein Recht!“ Mit dieser einprägsamen Zeile begann die Karriere von Alexa Olivari als vielleicht bekanntester „Corona-Protestsänger“ des Landes. Der Künstler hat zu dem Thema, das uns alle wohl oder übel beschäftigt, unermüdlich Lied an Lied gereiht. Er erwies sich dabei als zeitgeistresistent und setzte auf traditionelle Werte, die neue Aktualität erhalten in einer Zeit, in der maßgebliche Kräfte uns zu einer halt- und wurzellosen Knetmasse in ihren Händen formen wollen. Die systematische Zerstörung des Bewährten ist eine Herrschaftstechnik, wie der Sänger, Gitarrist, Texter und Komponist treffend analysiert. Olivari ruft mit den musikalischen Mitteln des Deutschrock zum Widerstand der menschlichen Seele gegen die drohende Deformation auf. Und zum Zusammenhalt – „gemeinsam durch den Sturm.“ Roland Rottenfußer

 

„Die Besten ihres Landes wurden stets zum Gespött gemacht“. Dieser Satz aus Alex Olivaris Lied „Durch den Sturm“ diente dem Titel seiner CD als Vorlage: „Die Besten ihres Landes. Lieder über Glaube, Mut und Freiheit“.  Und in der Tat: Oft wird erst im historischen Rückblick deutlich, wer sich dem Unrecht angepasst und wer widerstanden hat; wen wir nur bedauern können, weil der Betreffende sich aus Furcht vor Ausgrenzung wegduckte, und wenn wir bewundern, weil er für seine Überzeugung auch Opfer brachte. Alex Olivari dürfte zur letzteren Gruppe zählen.

Wie in vielen vergleichbaren Fällen, die die Corona-Krise hervorgebracht hat, steht auch hinter seinem Aufstieg die Geschichte eines Ausstiegs. Der Gitarrist und Musiker war ein typischer Mann der „zweiten Reihe“ gewesen, arbeitete zuletzt vor allem in der Band des Schlager-Rocksängers Matthias Reim. Als seine ersten selbst produzierten Protestlieder zur Corona-Thematik bekannt wurden, hat ihn das Management eiskalt gefeuert. Reim rührte keinen Finger für seinen langjährigen Mitmusiker. Verdammt, ich helf dir nicht.

Auch Olivaris Frau, Frauke Olivari, als Hintergrundsängerin die einzige Mitwirkende an seiner CD, musste ihre Band verlassen, weil sie ungeimpft bleiben wollte. Die gleiche Brutalität des neudeutschen Hygiene-Gutmenschentums. Alle anderen Instrumente auf der CD – Gitarren und Tasteninstrumente – spielte das Allroundtalent selbst. Seine Stimme ist kraftvoll, Die Gitarrensoli wirken eindringlich-virtuos, die Melodien einprägsam. Ein Wunder eigentlich, dass man den Mann vorher nicht gekannt hat – es gibt kaum „Prä-Corona“-Videos im Internet. Es sieht aus, als hätte Olivari erst mit dem Corona-Protestlied seine ureigene Bestimmung gefunden.

Und er ließ sich nicht den Mund verbieten, drehte im Gegenteil mit dem Einsetzen der Verfolgung und Ausgrenzung erst richtig auf. Praktisch jeden Monat kam er mit einem neuen, komplett selbst produzierten Video heraus – einige davon durchaus visuell aufwändig. Die meisten handeln mehr oder weniger deutlich von Corona. Es scheint, als habe Alex Olivari das Schweigen der meisten Künstler zum herrschenden Freiheitsabbau und zur verheerenden Spaltung im Land im Alleingang kompensieren wollen, indem er nicht ein, nicht zwei, sondern gleich ein knappes Dutzend derartiger Lieder schrieb. „Die besten ihres Landes“ könnte man beim Durchhören schon für ein „Best-of-Album“ halten, so viele „Knaller“ gibt es, die des Künstlers glückliche Hand für eingängige Melodien und Slogans unter Beweis stellen. Dabei hat er „nur“ die seit Beginn der Corona-Krise entstandenen Lieder in annähernd chronologischer Reihenfolge auf der CD vereinigt.

Mein persönlicher Einstieg war „Helden unserer Jugend“, Olivaris Abrechnung mit den eingebetteten Groß-Rockstars unserer Epoche. Die werden zwar nicht namentlich genannt, kulturgeschichtliche Grundkenntnisse genügen jedoch, um herauszufinden, wer behauptet hat, „Hinter dem Horizont“ gehe es weiter oder „Über den Wolken“ sei die Freiheit grenzenlos. Die Freiheitsliebe vieler domestizierter Rebellen erwies sich als höchst begrenzt. Wenn man weiß, dass Alex Olivari aus Köln stammt und dass seine „Credits“ eine Zusammenarbeit mit der Gruppe BAP beinhalten, kann man sich denken, welcher Alt-Rocker für ihn mit die größte Enttäuschung gewesen sein dürfte. „Verdammt lang her, seit ihr mal mutig wart“, wirft Olivari einem Mann vor, der dem Volk heute in Talkshows Herrschaftsnarrative einzuimpfen versucht. Der Satz „Habt ihr die Seiten gewechselt, oder wart ihr immer schon da?“ suggeriert, für Salonlinke könnte der rebellische Habitus immer schon Attitüde gewesen sein.

Ich forschte weiter nach Olivari-Songs, anfangs waren es noch gar nicht so viele gewesen. Ich erfuhr, dass sein erster Corona-Song, „Deutschland zeig dein Gesicht“ schon ein veritabler Hit geworden und auf vielen Grundrechte-Demonstrationen erklungen war. Das Lied trifft den richtigen Ton und ist stark in der Analyse: „Mit Angst und Schrecken lässt sich’s besser regieren. Ein Riss geht durch unser Land.“ Im Kern aber ist es ein Motivations- und Mobilisierungslied, das die Gemeinschaft derer beschwört, die begonnen haben, sich zu wehren. „Auch wenn sie uns ignorieren und uns diffamieren. Wir halten durch und bleiben hier. Nehmt euch wieder in den Arm. Kommt euch wieder näher. Habt keine Angst und nehmt kein Blatt vor den Mund.“

Dabei wird so mancher schon die Verwendung des Wortes „Deutschland“ im Lied verdächtig finden. Denn – so wirft Olivari seinen politischen Gegnern entgegen – „Ihr führt Krieg gegen Vater, Mutter, Kind, erklärt alle zu Nazis, die nicht eurer Meinung sind.“ Man kann sich denken, mit welchen Vorwürfen der Künstler in der Kulturszene konfrontiert war – schon weil er überhaupt „Corona-Skeptiker“ ist und dann auch, weil er bewusst ein „konservatives“ Vokabular einsetzt. So heißt es in dem Lied „Dieb in unserem Garten“ sehr kraftvoll: „Wo ist unsere Wut, wo ist unsere Ehre? Wo steht geschrieben man solle sich nicht wehren? Ist da noch Leidenschaft in diesen Herzen? Was ist unsere Heimat uns noch wert?“

Wer diesen Worten nicht sogleich mit einem Abwehrreflex begegnet, wird vielleicht feststellen, dass sie zu einem verschütteten, lange verleugneten Seelenanteil des Hörers sprechen. Da ist eine Kraft und Leidenschaft, eine kämpferische Verve, die viele Künstler sonst hinter zynischem Relativismus verstecken würden. Ist es denn nicht wahr, dass viele in diesem Land ihre Ehre verloren haben? Dass sie verlernt haben zu kämpfen, weil man ihnen eine weichliche Friedfertigkeit eingeredet hat, die vor allem den Mächtigen dient? Olivari motiviert uns – auch unterstützt durch kräftige Gitarrenriffs und singbare Melodien –, endlich aufzustehen und für unser Recht zu kämpfen. Gerade unsere Kinder sind es, die wir kollektiv auf das Schlimmste verraten haben. Sie liegen dem Sänger besonders am Herzen.

Und die Heimat? Alex Olivari ist Kölner mit kroatischen Wurzeln. Im Video zu „Dieb in unserem Garten“ sieht man ihm am Adria-Strand Gitarre spielen. Dennoch, so scheint der Sänger sagen zu wollen, ist auch das Festhalten an Deutschland als Heimat wichtig. Die innere Entwurzelung der Menschen in einem langjährigen Prozess propagandistischer Beeinflussung hat mit dazu geführt, dass die meisten von uns in der Corona-Krise so leicht „umzublasen“ sind, dass man jetzt über uns verfügen kann wie über seelenlose Puppen, dass wir nur noch freundlich und resigniert nicken, wenn der „Dieb in unserem Garten“ uns die Früchte unserer Arbeit stielt.

Und auch die Religion gehört für Alex Olivari zu den „konservativen“ Faktoren, die uns tragen und halten können, wenn unsere Verbindung zu ihr nicht unwiederbringlich verloren gegangen ist. „Komm mit, wir gehen gemeinsam durch den Sturm. Es ist so gut, dass wir uns haben, und wir sind von guten Mächten getragen“, heißt es in Anlehnung an Dietrich Bonhoeffer, den von den Nazis ermordeten Widerstandskämpfer. Oder, noch deutlicher: „Wir werden gewinnen, denn Gott wird auf unserer Seite stehen.“ Und so ist auch materialistische Areligiosität für Olivari ein bedenkliches Symptom, da die religiöse Neigung der meisten Menschen mit ihr ja nicht völlig verschwindet, sich vielmehr den „falschen Göttern“ zuwendet. „Ihr sagt, Gott sei Opium fürs Volk. Eure Religion ist die totale Kontrolle.“

Auch das vielleicht ungewöhnlichste Lied der CD ist eines, das sich einer religiöser Metaphorik bedient: „Babylon“. Das Lied enthält einiges an mythologischen Anspielungen. „Babylon“, das ist Berlin – nicht nur in der berühmten Serie mit Volker Bruch. Dem biblischen König erschien eine geheimnisvolle Schrift an der Wand, das „Menetekel“. Ungefähr besagte sie: Die Tage deiner Herrschaft sind gezählt. Du wurdest gewogen und für zu leicht befunden. In einer dekadenten, verrohten Gesellschaft wurden dem „Moloch“, einer heidnischen Gottheit, Menschenopfer gebracht – was wiederum an Fritz Langs berühmten Film „Metropolis“ erinnert. Die personifizierte Stadt Babylon schickt ihre Kinder auf den Strich und bläst zur Menschenjagd. Doch einige haben begonnen, sich zu wehren: „Und wir schwenken Freiheitsfahnen. Am Straßenrand da stehen die Untertanen. Ihre Augen so blind und ihr Herz aus Beton – Babylon.“

Und – konservativ oder nicht – es ist wichtig, sich zu erinnern und aus dieser Erinnerung Kraft zu ziehen, denn der Untertanengeist speist sich auch einer fast unheimlich zu nennende Flexibilität, mit der die meisten auf Zuruf in Windeseile in die „neue Normalität“ übergewechselt sind. Es zeigt sich eine verbreitete Unfähigkeit, an Bewährtem festzuhalten und einmal erworbene Rechte entschlossen zu verteidigen. Daher auch der sehr schöne „Weiß du noch“-Einstieg im Lied „Finger weg von unserem Leben“: „Weißt du noch, wir spielten im Dreck völlig durchgefroren, glücklich, wild und ohne Sorgen. Und ohne Polizei.“ Oder: Weißt du noch, wir hingen auf den Demos rum. Keiner nahm’s uns krumm. Heute wären wir Leugner.“ Der „Dieb“ hat unseren Kindern eine unbeschwerte Jugend gestohlen und uns allen Freiheit und Unbefangenheit. Und während er sein Programm der Unterwerfung und der Austreibung allen Lebens aus unserem Leben gnadenlos weiter verfolgt, bekommen wir schon Nackenschmerzen vom vielen Nicken und Sich-Beugen.

Nun aber zum Abschluss noch etwas Aufbauendes, womit auch die CD ausklingt. „Das Blatt wird sich wenden“ hießt der letzte Song. Und dessen mitreißender Wirkung kann man sich nur schwer entziehen „Ich kann kaum noch atmen in diesem Land“, klagt der Sänger da. „Die Kiste flimmert, sie hat das Land betäubt, uns zu Zombies erzogen, zu Sklaven gebeugt.“ Über die Gegenwart zu klagen, ist berechtigt und auch notwendig. Aber wer hat sich schon mal bildlich vorgestellt, es gebe ein großes Freudenfest nach dem Sturz dieses alles erstickenden Corona-Regimes? Alex Olivari hat es getan: „Und wir werden jubeln, wenn die Ketten zerspringen. Wir tanzen in ihrem Palast, werden Lieder der Freiheit singen.“

Es fehlt oft an Optimismus und einer begeisternden Vision in diesem Land, das durch diktatorische Maßnahmen ganz niedergedrückt wirkt und dessen Bürger durch Gewöhnung an eine falsche Fügsamkeit schon ihr ganzes Selbstvertrauen verloren haben. Doch dieser verhängnisvolle Prozess ist umkehrbar. Demonstrationen helfen dabei, das Erleben von Gemeinschaft, das Auftauen eingefrorener Gefühle – oder eben gute Lieder. Daher ist „Das Blatt wird sich wenden“ neben anderen auch geeignet, um das Neue Jahr einzuleiten. Packen wir’s an!

Die CD kann hier bestellt werden: https://www.ao-ton.com/shop

 

P.S. Etliche der Videos von Alex Olivari wurden bei youtube mittlerweile rauszensiert.

Neues Lied (nicht mehr auf der CD enthalten): “Wir laufen für die Freiheit”

 

 

 

Anzeigen von 5 Kommentaren
  • Freiherr
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    Ja ! – diese eindeutige Ausrichtung hört man nicht so oft, leider.

    DIE FREIHEIT !

    auch ein klasse-Gitarrist.

    Übrigens:

    der Text bei ” Für die Freiheit ” ist eins-zu-eins die gleiche Aussage wie sie von der Freiheitsbewegung in USA und Canada ausgerufen wird, aber weil die sich Patrioten nennen, werden sie abschätzig angesehen.

    Es sind die selben Interessen und Ausrichtungen wie hier der Demokratische Widerstand, exakt.

     

     

     

     

     

     

     

  • Nils W.
    Antworten
    Vielen Dank für den schönen Artikel, die kleine Übersicht zum Schaffen von Alex Olivari! Ein wunderbarer, couragierter Künstler, und ein Beispiel, das zeigt : es geht auch anders, niemand muss im Strom mitschwimmen. Schließt Euch an! 😉
  • M.o.W.
    Antworten
    …leider bin ich nicht so optimistisch. Heute waren noch weniger da als letzte Woche, und ungefähr nur noch 1 drittel von vor 4 Wochen. Auch wenn die Maskierten im Städtchen bei der Kundgebung, Plakate haltend; “Impfen statt schimpfen” und heute auch “standby Ukraine” unter den gehissten Fahnen “Deutschland, Ukraine und EU” auf dem Marktplatz auch nicht mehr geworden waren. Ist es die Ermüdung? Ist es Resignation? Ist es Angst?..am 17. wird noch mal debattiert, und Anfang April so Lauterbach, v.d.Leyen, Dahme, Sahin etc. will, die Impfpflicht und die Zementierung der coronaren Biopolitik beschlossen. Obendrüber kehrten die Tornados heimwärts, ein Helikopter kreiste zufällig und ein Krankenwagen kam auch noch des Weges. War die Stimmung gut? Meine nicht.  Was heißt hier Freiheit? Was heißt hier Volk?
    • Erasmus von Pinkewitz
      Antworten
      Ja, liebe M.o.W., das sehe ich (leider)  ähnlich. Könnte sein, dass es Resignation ist. Die “kreative Zerstörung” bzw. “Transformation”  ist mit dem Ukrainekrieg möglicherweise in eine neue, schlimme Phase eingetreten. Die Benzin und Saltölpreise steigen, in steter Korrelation zu den Werten auf der politischen Absurdistan-Skala. Ich habe nach über 2  Jahren Widerstand und dem Versuch, andere aufzuklären, kaum noch Kraft dafür, und sage mir beim Anblick der Besetzungsliste im Deutschen Bundestag und des  ARD/ZDF-Saal-Publikums gelegentlich (leise und nur für mich): “sie wollten es so, und nun bekommen sie es eben. Wie bestellt, so geliefert. Mögen Sie sich noch lange an ihren Harald-Lesch, Richard-David-Precht- und Eckart-Hirschhausen-Büchern freuen und sich  damit trösten”. Ich bin weg, ich bin da raus,  ich lebe auf einem exterrestrischen Planeten, fern ab vom Lauterbach-und Drosten-Nebel, ich brauche weder “2G”, noch Frau Professor Brinkmann für meine Sinnfindung oder ein gesundes Leben, und alle die diesen Zirkus noch aktzeptieren und mitmachen, können das gerne, aber ohne mich. Bitte. Danke. Namaste.-
  • FreedomNews
    Antworten
    …schon 3x sind sie nun vom beltway weg in D.C. Capitol Hill gerollt, die Polizei versucht die Ausfahrten dafür zu sperren, würden aber dann den gesamten riesigen Verkehr mit sperren – immer neue Taktiken denkt sich der Volksconvoy aus.

    Truck convoy rolls into DC with horns blaring – YouTube

    Sie bleiben hart bei den Verhandlungen im Capitol, weiterer Senator reicht die Hand, auch der Ruf anch einem ” Nuremberg 2.0 ” wird lauter. ” We remind you that you work for us ! ” – Die Regierung hat fürs Volk zu arbeiten und nicht umgekehrt !

    Wie hier versuchen die Medien es zu ignorieren aber das ist vergebliche Mühe, sie sind auch da sehr gut organisiert.

    Es häufen sich Militärhubschrauber ” the fight’s gettn tight… ”

     

     

     

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