Lichtvolle Freunde

 In FEATURED, Gesundheit/Psyche, Roland Rottenfußer, Umwelt/Natur

Clematis (Waldrebe)

Acht Pfade, um die heilsame Wirkung von Pflanzen für sich zu nutzen. Die Erde ist ein Planet der Pflanzen. Noch. Die unbelebte Welt mit ihren Glas-, Beton- und Asphaltwüsten schiebt sich unaufhörlich voran und verdrängt das grüne, bunte Leben. Auch der Klimawandel schafft neue Wüsten. Nicht nur Umwelt und Gesundheit, auch unser Seelenleben wird durch „Pflanzenentzug“ beeinträchtigt. Seit Jahrhunderten lebten wir in enger Gemeinschaft mit Bäumen, Kräutern und Blumen – heute erleben viele die Natur nur noch als Fotomotiv auf ihrem Bildschirmschoner. Das schneidet uns ab von ihrer heilsamen Kraft und Schönheit. Wir müssen diese fatale Entwicklung umkehren und Pflanzen wieder eine Hauptrolle in unserem Leben einräumen. Dabei helfen uns die richtigen Informationen, Liebe und ein bisschen Übung. Roland Rottenfußer

„So ist sein verzaubertes Herz nicht menschlich mehr, sondern von kaltem Metall; wer keine Blume mehr liebt, dem ist alle Liebe und Gottesfurcht verloren.“ Der Vater in Ludwig Tiecks romantischer Erzählung „Der Runenberg“ macht sich Sorgen um seinen Sohn Christian. Dieser, gerade aus dem Gebirge in den heimischen bäuerlichen Betrieb heimgekehrt, will sich weder auf den Acker noch in den Garten begeben, er „scheint sich vor allen Pflanzen und Kräutern wie vor Gespenstern zu entsetzen.“ Was hat es mit dieser fast einer Geistesstörung ähnlichen Anwandlung auf sich?

Wir finden hier ein interessantes, mit Blick auf unsere Gegenwart geradezu prophetisches Szenario vor: Jemand ist an einer rätselhaften Abneigung gegen Pflanzen erkrankt – verbunden mit einer leidenschaftlichen Affinität zu allem Mineralischen. (In der Erzählung symbolisiert durch Reisen in steinige Gebirgslandschaften.) Aber auch mit dem die Seele deformierenden Geldbesitz. Betrachtet man unsere modernen Großstadtlandschaften, aber auch die modischen Kellergewölbe von vollendeter Künstlichkeit (Diskotheken z.B.), so gewinnen wir den Eindruck, dass sehr viele Menschen sich an eine Welt (fast) ohne Pflanzen gewöhnt haben. Wo sie diese dennoch antreffen – der Gummibaum im Büro, die verwilderte Wiese zwischen zwei Wohnblöcken –, bedeuten sie ihnen nichts: wie verschlossene Bücher scheinen Pflanzen aufgehört zu haben, zu uns zu sprechen.

Naturmalerei der Romantik: Brautzug im Frühling, Ludwig Richter

Der Grund für die Phythophobie (Pflanzen-Angst) von Ludwig Tiecks Helden Christian ist mindestens so interessant wie die bloße Existenz dieser „Krankheit“: Es ist die Vergänglichkeit der Pflanzen, die ihn mit Furcht, ja Ekel erfüllt. „In den Pflanzen, Kräutern, Blumen und Bäumen regt und bewegt sich schmerzhaft nur eine große Wunde, sie sind der Leichnam vormaliger herrlicher Steinwelten, sie bieten unserm Auge die schrecklichste Verwesung dar“, klagt Christian. Die ganze belebte Natur scheint ihm von einer großen „Klage“ erfüllt, von der Melancholie der Endlichkeit.

Dem vergehenden Lebendigen, das mit jeder Sekunde gleichsam dem unausweichlichen Ende entgegentreibt, kann man jedoch nur entkommen, indem man sich mit dem Toten, jedoch Unvergänglichen verbindet: dem kalten Metall oder dem Gestein. Auch Geldvermögen (Kapital) ist ja ein Versuch, den Verfall aufzuhalten, Werte gleichsam einzufrieren, indem man sie der Wirksamkeit der Zeit entzieht.

Ein Versuch jedoch, der, wenn er zu weit getrieben wird, die Seele krank machen kann. Denn am Vergänglichen hängen wir mit unserer Liebe, weil es uns – als ebenfalls vergänglichen Wesen – gleicht. Dies gilt für unsere Mitmenschen wie für Tiere und Pflanzen. Normalerweise ist es so: Wir lieben Vergängliches oder wir haben nie geliebt. Unbewegliche Dinge wie einen in der Ferne aufragenden eisgrauen Berggipfel bewundern und bestaunen wir als etwas Erhabenes, unserem Alltagsleben Entrücktes; für das Alpenveilchen auf unserer Fensterbank dagegen können wir eine fürsorgliche Zuneigung empfinden, weil es uns – bei allen Unterschieden der Lebensformen – ähnlich ist. „Denn alles Fleisch, es ist wie Gras“, heißt es in der Bibel. Und das sprießende und welkende Gras ist ein Gleichnis unseres Körpers.

Das größte Wunder

Pflanzen sind zugleich etwas höchst Geistiges. Sie gestalten Form aus Licht (Photosynthese) mit relativ wenigen zusätzlichen Hilfsmitteln: Wasser und Nährstoffen, die sie aus dem Boden ziehen. Tierische Organismen (Menschen zähle ich dazu) vollbringen demgegenüber das geringere Wunder, indem sie Feststoffe (Teile von Pflanzen und Tieren) verspeisen und daraus ihre ebenfalls festen Körper formen. Den eigentlichen Qualitätssprung von Licht zu Festkörper, von Energie zu Materie vollziehen dagegen die Pflanzen. Der Umwandlungsprozess, den sie durchlaufen, ist dem des Feuers – z.B. einer Kerze – entgegengesetzt, das Feststoffe (Wachs) schrittweise in etwas Flüchtiges (Licht und Rauch) umwandelt.

Die größten Wunder bei einer Pflanze sind zwei scheinbare Selbstverständlichkeiten: das Leben in ihnen und ihre Form. Warum wächst aus einem kleinen Samenkorn oder einer Zwiebel diese und keine andere Form? Welche Kraft belebt sie, welche bewirkt Wachstum und Verzweigung, Keimung, Blüte und Vermehrung in genau der vorgesehenen Form? Machen Sie sich einmal bewusst, wie außerordentlich dies alles ist!

Pflanzen bringen Licht in die Sichtbarkeit, und sie erschaffen daraus eine fantastische Vielfalt berückender Formen: Schönheit. Sie tun dies auf der Basis eines formschöpferischen „Programms“, das, wie allgemein angenommen wird, in den kleinsten Samenkörnern verborgen liegt und „schlummert“, bis es erweckt wird – im Fall von Krokussen z.B. von den ersten Strahlen der Frühlingssonne.

Manche, wie die Findhorn-Begründerin Eileen Caddy und der „Pflanzenschamane“ Wolf-Dieter Storl meinen sogar, dass die Morphogenese nicht vom Samenkorn organisiert wird, sondern von „Pflanzenseelen“, die man sich auch als riesige, bewegliche, feinstoffliche Wesen vorstellen kann. Der Idee nach sind es Kollektivseelen, die in den Werdeprozess jedes Einzelexemplars einer Pflanzenspezies eingreifen. Pflanzendevas wurden diese Gruppenseelen auch genannt. Tritt eine Pflanze in ihren Wachstumsprozess ein, fährt der „Deva“ in sie hinein wie ein Geist; welkt sie, so zieht sich diese belebende und organisierende Kraft schrittweise zurück.

Geben Sie Pflanzen eine „Hauptrolle“

Wir können nun schlussfolgern: Wo „Phytophobie“ – auch in ihrer milderen Form: der Gleichgültigkeit gegenüber pflanzlichem Leben – Menschen krank macht, da kann Phytophilie (Liebe zu Pflanzen) sie heilen. Und dies geschieht ja schon andauernd, auch wenn es nicht jedem gleichermaßen bewusst ist. Auch wer nicht genauestens über die gesundheitsfördernde Wirkung der Pflanzen informiert ist, genießt manchmal den wohlschmeckenden Kräutertee, den belebenden Waldspaziergang, die Freude über die im Kleingarten sprießenden Tulpen und Narzissen. Diese erscheinen vielen jedoch nur als Nebenaspekte in einem Leben, das vom Nichtbelebten dominiert wird: von den Steingebirgen der Hochhauslandschaften unserer Städte, den glatten Oberflächen unserer Bildschirme, von den Maschinen, den Fahrzeugen, den Wänden und Möbelstücken unserer Wohnung – dem Geld nicht zuletzt.

Mein Vorschlag ist nun, Pflanzen eine Hauptrolle in unserem Leben einzuräumen und daran zu gesunden. Denn Pflanzen strahlen eine ruhige, unaufdringliche Präsenz aus. Sie sind nie laut oder „übergriffig“ wie ein kläffender Hund oder ungebetener Werbeanruf. (Wobei ich nicht in Abrede stelle, dass auch Tiere und Menschen sehr liebenswert sein können und mitunter heilsame Wirkungen haben; dies ist aber nicht Thema dieses Artikels.) Der Lebensrhythmus von Pflanzen ist langsam, so dass wir durch ihre Betrachtung selbst zur Ruhe kommen können. Sie beglücken durch ihre Schönheit. Wie bei einem wertvollen Gemälde erschließt sich ihr vollständiger „Effekt“ jedoch nicht beim flüchtigen Darüber-hinweg-Gleiten unseres Blicks. Wir müssen länger dabei verweilen, bis sich gleichsam ihr Aroma für uns erschließt.

Pflanzen sind nicht nur ein Hobby von vielen wie Briefmarkensammeln. Diese Wesen gehören zu den ganz wesentlichen und überlebenswichtigen Hervorbringungen unseres Planeten. Sie begegnen uns fast überall – zum Glück, wenn wir lernen, dieses Glück zu würdigen. Eine besondere Liebe und Affinität zu Pflanzen, ein „grüner Daumen“, ist nicht ausschließlich eine Frage der Veranlagung. Man kann auch üben, sich einen vertieften Zugang zu Pflanzen zu verschaffen. Unsere Gesundheit und unser seelisches Gleichgewicht danken es uns immer.

Daher hier ein paar praktische Tipps. Ich nenne sie die

Acht Pfade, um die heilsame Wirkung von Pflanzen für sich zu nutzen:

Küchenschelle

1. Schönheit betrachten
Der erste Schritt ist, Pflanzen im eigenen Wohnumfeld nicht nur zu platzieren, sondern sie auch bewusst wahrzunehmen. Und die Bäume, Sträucher und Blumen zu registrieren, die uns außerhalb der Wohnung im Alltag begegnen, z.B. in der Nachbarschaft und auf dem Weg zur Arbeit. Bleiben Sie gelegentlich länger davor stehen. Welche Arten gibt es? Welche gefallen Ihnen besonders? Wie heißen sie? Ich selbst habe von Pflanzenbestimmungsbüchern sehr profitiert, weil man Lebewesen, die man benennen kann, intensiver (oder überhaupt erst) wahrnimmt. Vielleicht taucht beim Wiedererkennen bestimmter Exemplare auch so etwas wie Freude auf. „Begrüßen“ Sie die Pflanzen und würdigen Sie sie mehr als eines Blicks.

2. Auf Pflanzen meditieren
Hierzu müssen Sie keine „Esoteriker“ sein, nur hinschauen und eine Weile in der Gegenwart einer Pflanze verweilen. Setzen sie sich bequem vor eine Zimmerpflanze oder, wenn Sie allein sind, vor eine Wildpflanze in der Natur. Betrachten Sie diese sorgfältig und für einen längeren Zeitraum. Lassen Sie Ihren Blick über jedes Detail gleiten. Riechen Sie ihren Duft und berühren Sie sie (falls sie nicht zu zart dafür ist). Registrieren Sie den Einfluss der Jahreszeit und die Wechselwirkung mit der unmittelbaren Umgebung. Versuchen Sie das Leben in der Pflanze wahrzunehmen und – so weit der Begriff angebracht ist – ihre Seele. Können Sie sich vorstellen, dass die Pflanze auch Sie wahrnimmt? Können Sie spüren, dass sich Sympathie, ja Liebe für dieses Lebewesen in Ihnen regt? Vielleicht geraten Sie nach einiger Zeit in einen „gehobenen“ Bewusstseinszustand, fühlen sich entspannt und beglückt und sind eine regelrechte „Beziehung“ zu der Pflanze eingegangen, die Sie mit diesem Exemplar, aber auch mit anderen Vertretern ihrer Spezies weiter pflegen können.

Leberblümchen

3. Sich mit einer Pflanzenspezies anfreunden
Wählen Sie ein paar Arten aus, die Sie besonders mögen und die für Sie leicht zugänglich sind. Prägen Sie sich ein, an welchem Ort und zu welcher Jahreszeit diese zu finden sind und „pflegen“ sie diese Freundschaft. Mich zieht es im März immer zur Leberblümchenblüte in verschiedene Schluchtenlandschaften. Meist wachsen sie auf abschüssigem Gelände nahe einem Bach und sprenkeln den Waldboden mit ihrem leuchtenden Lilablau. Auch die violetten Küchenschellen (im April) und die rosa Sumpfgladiolen (im Juni), die etwas seltener sind, suche ich regelmäßig in ihrer natürlichen Umgebung auf. Unter den Bäumen pflege ich eine besondere Beziehung vor allem zu Birken und zu Linden, auch Lieblingszimmerpflanzen besorge ich mir immer wieder, z.B. die Bromelie oder den orangefarbenen Stern des Ornithogalum dubium. Diese Vorlieben sind für mich leicht organisierbare, sich wiederholende „Freuden des Alltags“.

Alpenveilchen

4. Zimmer- und Gartenpflanzen sorgfältig hegen
Für Pflanzen in der Natur sind wir nicht persönlich verantwortlich; im Garten, Zimmer und auf dem Fensterbrett jedoch sind es „unsere“ Pflanzen, um die wir uns in besonderer Weise kümmern müssen. Schon der Gang zum Gartencenter kann ein Vergnügen sein, wenn man vorfreudig genau die Blumenstöcke auswählt, die einen anzuleuchten scheinen. Man versucht sie dann optimal zu platzieren und sich, z.B. im Internet, ein bisschen über ihre Bedürfnisse und die ideale Pflege zu informieren. Jeden Tag sollte man sich nun ein paar Momente Zeit nehmen, um zu beobachten, wie sie sich verändern, wachsen und in einem bestimmten Stadium auch verfallen. Kenner glauben fest daran, dass die Pflanzen unsere Aufmerksamkeit und Liebe auch bemerken und – durch sie „beseelt“ – noch besser gedeihen. Ein Alpenveilchen mochte ich besonders gern, zumal es im Winter in Gartencentern nur wenige Alternativen zu ihren leuchtend rosa Blüten gibt. Als das Veilchen in seinen scheinbar natürlichen Sterbeprozess eintrat und alle Blätter gelb wurden, wollte ich mich mit dem Ende meiner „Gefährtin“ nicht so schnell abfinden. Ich entfernte abgestorbene Pflanzenteile, achtete sorgfältig darauf, nicht zu viel und nicht zu wenig zu gießen und verordnete dem Veilchen einen besseren Fensterplatz, der auch im Winter nicht überheizt wird. Als ich die Pflanze fast schon entsorgen wollte, zeigten sich ein paar winzige Knospen: Zukunftshoffnung. Heute scheint mein Alpenveilchen vor Kraft nur so zu strotzen und zeigt eine erfreuliche Blütenfülle. Es ist eine wertvolle Lernerfahrung, ein Lebewesen ganz anderer Art unter den eigenen Händen gedeihen zu sehen. Man kann dies im Rahmen seiner Möglichkeiten bei mehreren Spezies und in mehreren Umgebungen (Balkon, Beet, Fensterbrett usw.) wiederholen.

5. Wald- und Gartenbaden
Pflanzen helfen dem Menschen auf verschiedenen Ebenen: durch ihren Anblick, den Duft, den Luftreinigungseffekt und auch durch Absondern von Feinstpartikeln, den Terpiden, bei denen inzwischen verschiedene gesundheitsfördernde Effekte nachgewiesen sind. Es ist also nicht bloß „irgendwie so’n Gefühl“, wenn Menschen anmerken, ein Waldspaziergang tue ihnen einfach gut. Ähnlich wohltuend ist der Besuch botanischer Gärten und artenreicher Naturbiotope wie Schluchten, Feuchtwiesen, Moore, Flussauen und Bergwiesen. Hier wirkt die Kombination von Pflanzen mit attraktiven Landschaftsformen und dem guten Effekt von Bewegung besonders wohltuend. Wichtig ist auch, sich auf die Landschaft wirklich einzulassen und gelegentlich zu rasten, anstatt sie nur in düsteren Gedanken versunken zu durcheilen.

Gundermann

6. Kräuter selbst pflücken
Nach einem harten Winter leiden Tiere und litten früher auch Menschen unter Vitamin- und Nährstoffmangel. Da waren die ersten Kräuter, die die Sonne im Frühling hervorbringt, geradezu lebensrettend. Auch uns Zivilisationsmenschen tun sie gut, denn die Kombination aus wertvollen und heilsamen Stoffen, die in Bärlauch, & Co. stecken, sind auf synthetischem Weg schwer zu kopieren. Tiere essen die „richtigen“ Pflanzen ja instinktiv, ohne sich zuvor im Internet über ihre Wirkstoffe informiert zu haben. So wirken sie vorbeugend für eine ganze Reihe von Krankheiten. Gerade im Frühling kochte man aus einer selbst gepflückten Kräutermischung die „Gründonnerstagssuppe“, die natürlich auch an anderen Tagen genossen werden kann. Machen Sie ein Experiment: Informieren Sie sich – so noch nicht bekannt – über die Kräuter Bärlauch, Giersch, Gundermann, Spitzwegerich, Löwenzahn, Brennnessel, Knoblauchrauke, Sauerampfer und versuchen Sie, Exemplare davon in Wiesen und Wäldern zu finden. Versuchen Sie eine Suppe aus gemischten Kräutern und zur Abwechslung auch einen Salat mit gehacktem Grünzeug. Was Ihnen schmeckt, verwenden Sie in Zukunft öfter. Und im Sommer wachsen neue Heilpflanzen, etwa die Lindenblüte oder der Holunder.

Weißdorn

7. Selbst einen Tee herstellen
Mit einem Kräutertee nehmen Sie das heilsame Energiefeld einer Pflanze in sich auf. Überlegen Sie sich, welche Beschwerden Sie sanft behandeln, welche Organe Sie stärken, welche psychisch aufbauende Wirkungen Sie erzielen wollen. Und suchen Sie sich in der Fachliteratur oder im Internet die geeigneten Pflanzen dazu. Einige werden Sie selbst pflücken können, andere Kräuter werden Sie jedoch im Fachhandel bestellen müssen. Ich selbst habe mir u.a. Johanniskraut für die Seele, Weißdorn für das Herz und Thymian für die Atemwege verordnet. Ich mache aus sieben oder acht Kräutern einen durchaus schmackhaften Haustee. Das Geheimnis ist, den Tee über einen längeren Zeitraum als Kur zu trinken. Eine einmalige Gabe wird nicht viel bei Ihnen verändern. Manchmal bringt einen auch ein „Zufall“ auf die richtige Spur. So fühlte ich mich zu Aussehen und Duft des Mädesüß spontan hingezogen, der im August am Rand von Wassergräben unserer Umgebung wächst. Ich zog ein Buch zu Rate und fand heraus, dass die Pflanze gegen Schmerzen, Entzündungen und Erkältung hilft. Seither pflücke ich mir in der Saison immer einen Vorrat davon und trockne ihn.

8. Nahrhafte Speisepflanzen
Schließlich begegnen wir Pflanzen auch auf ganz alltägliche Weise: in unserer Nahrung. Es spricht sogar viel dafür, sich ausschließlich von Pflanzen zu ernähren, denn das schont Tiere, ist gut für Gesundheit und Umwelt. Mit Pflanzen nehmen wir deren umgewandelte Lichtenergie und eine Menge an wertvollen Stoffen auf. Biologische, ungespritzte und frische Kost ist vorzuziehen. Ernährung kann auch für sich schon Medizin sein, ihre Wirksamkeit hängt aber auch von unserer Konstitution und davon ab, welche körperlichen Probleme vorliegen. Jeder wird Speisepflanzen aufgrund von persönlichen Vorlieben auswählen; es lohnt aber, sich darüber zu informieren, welche mit besonders wertvollen Inhaltsstoffen aufwarten. Äpfel, Kartoffeln, Tomaten, Karotten, Weißkohl, Olivenöl und Reis bieten z.B. eine gute Basis; Dinkel, Linsen, Spinat, Soja, Nüsse, Datteln und Beerenobst sind großartige Ergänzungen.

Diese Tipps, die ich notgedrungen kurzfassen musste, sind lediglich Wegweiser, nicht der Weg selbst. Sie beschreiben Umgewöhnungsprozesse, die sich bei jedem Menschen über viele Jahre hinziehen können. Ich habe diese „Acht Pfade“ jedoch persönlich als außergewöhnlich hilfreich empfunden: für die Gesundheit, für mein allgemeines Wohlbefinden und die Lebensqualität.

Und nicht traurig sein über die Vergänglichkeit dieser wunderbaren Lebewesen! Pflanzen sind nicht nur Symbole des Welkens und Sterbens, sondern auch der Auferstehung. Alles, was uns erfreut und genährt hat, wird wiederkommen – wenn wir Menschen es nicht mutwillig zerstören. Der DDR-Liedermacher Gerhard Gundermann sagte es sehr tröstlich: „Immer wieder wächst das Gras.“

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