Zwischen Krisenbewältigung bei uns und Krisenanstieg in Griechenland

 In FEATURED, GRIECHENLAND, Holdger Platta, Über diese Seite

308. Bericht zu unserer Spendenaktion „Helfen wir den Menschen in Griechenland!“ Mittlerer Spendenanstieg wieder bei uns, aber immer deutlichere Abstiegstendenzen in Griechenland: Die Menschen in diesem wunderschönen Mittelmeerstaat kommen aus ihren Nöten nicht heraus, ganz im Gegenteil. Und große Gewerkschaften dort scheinen die Ärmsten der Armen ebenfalls vergessen zu haben. Holdger Platta

 

Liebe HdS-Leserinnen und liebe HdS-Leser,

ein bisschen Erholung vom Spendentief aus der Vorwoche (= 50,- Euro, überwiesen von drei LeserInnen an uns) gab es während der letzten sieben Tage schon: 150,- Euro gingen dieses Mal auf unserem Hilfskonto ein, vier SpenderInnen sorgten für dieses Ergebnis. Vielen Dank für diesen Zuwachs! Und besonders erfreulich für uns: auch die Tatsache, dass wir uns auf Facebook mit einer neuen Website plazieren konnten – siehe https://facebook.com/IHWGriechInnenhilfe/ –, scheint zu diesem Anstieg beigetragen zu haben (etwa 140 Facebook-Nutzer haben inzwischen mit unserer neuen Website Bekanntschaft gemacht). Damit sind derzeit 1.555,64 Euro auf unserem Konto für die GriechInnenhilfe vorhanden.

Dazu – aus gegebenem Anlass – eine Erklärung, die vielleicht auch für Euch HdS-LeserInnen nicht ganz unwichtig ist:

Niemand aus unserem HelferInnenteam bekommt irgendwelche Entgelte für sein Engagement bei unserer Hilfsaktion. Das war und bleibt Selbstverständlichkeit für uns alle und galt von Anfang an. Aber hin und wieder entstehen doch Kosten, die aus dem Spendentopf für die GriechInnenhilfe bezahlt werden müssen (und legitimerweise auch bezahlt werden dürfen). In der letzten Woche betraf es eben die Neueinrichtung der erwähnten neuen Facebook-Seite für unsere Hilfsaktion (mit rund 75,- Euro). Sie war erforderlich geworden, weil uns Akteuren der Administratoren-Zugang zur alten Facebook-Seite für die GriechInnenhilfe gesperrt worden war. Es kann hier durchaus offen bleiben, wer für diese Sperre gesorgt hatte. Fakt jedenfalls ist, dass Kosten dieser Art nicht ganz ohne negative Auswirkung bleiben auf unsere Hilfstätigkeit. Und in der Tat waren in diesen Tagen umständliche Rechnereien erforderlich – und sind immer noch nicht abgeschlossen –, wie viel Euro unser Helfer Tassos Chatzatoglou in roundabout zwei bis drei Wochen nach Griechenland wird mitnehmen können. Dazu aber mehr – so hoffe ich zumindest – in meinem nächsten Bericht!

Ohne Einschränkung halten wir an unserem Bemühen fest, allen notleidenden Menschen, denen wir bisher zu helfen vermochten, auch weiterhin helfen zu können.

Heute lasst mich noch einmal eine Nachricht aufgreifen, die ich der letzten Ausgabe der „Griechenland Zeitung“ (GZ) vom 9. März entnehmen konnte, die Tatsache nämlich, dass die zwei großen Gewerkschaften in Griechenland, die „Dachgewerkschaft Öffentlicher Dienst“ (ADEDY) sowie die „Dachgewerkschaft für die Privatangestellten“ (GSEE) zu einem Generalstreik aufgerufen haben, und zwar zu einem 24-stündigen Generalstreik am 6. April.

Diese Nachricht zeigt zweierlei: die Arbeitnehmervertreter sind sich der finanziellen Probleme ihrer Mitglieder durchaus bewusst. Aber: sie beschränken ihre Forderungen auch auf ihre Mitgliederschaft. Die noch viel brisanteren Probleme der Erwerbslosen in Griechenland bleiben draußen vor. Wir in Deutschland haben das in allzu unguter Erinnerung noch aus dem Jahre 2005: Ex-DGB-Chef Michael Sommer wollte damals, mit aller Ernsthaftigkeit, die neue Hartz-IV-Gesetzgebung als „Armutsschutz“ verkaufen (und vertrat dann diese These bei zig Fernsehauftritten, im Rahmen von Talkshows und Interviews; lest gegebenenfalls meine HdS-Dokumentation zu diesen Geschehnissen nach, hier anzuklicken unter https://hinter-den-schlagzeilen.de/selbst-der-dgb-war-fuer-hartz-iv!). Gerne logen sich Gewerkschafter damals weg von jenen ArbeitnehmerInnen, die keine ArbeitnehmerInnen mehr waren! Doch zurück nach Griechenland:

Selbstverständlich fordern ADEDY und GSEE Gehaltserhöhungen. Diese sollen mindestens die Inflationsentwicklung in Griechenland auffangen können (ich komme darauf noch zurück). Es soll auch eine Steuerbefreiung durchgesetzt werden bei allen Gehältern, die unter 12.000,- Euro pro Jahr betragen. Außerdem soll ein Mindestlohn von 751,- Euro durchgesetzt werden. Und nicht zuletzt: sogar das Gesundheitswesen soll in Griechenland „gestärkt“ werden. Die GSEE in einer Mitteilung dazu: „Die Krisen suchen unser Land eine nach der anderen heim und hinterlassen schwere Einschnitte bei den Arbeitnehmern“. – Wie wahr, kann man dazu nur sagen! Aber hinzuzufügen ist gleichwohl die Frage: Und die verheerende Situation Eurer Ex-KollegInnen interessiert Euch nicht? Euch interessieren nicht die brutalen Lebensverhältnisse Eurer Mitglieder von einst??? – Ich nenne das bestenfalls halbiertes Engagement für die Arbeitskräfte in Griechenland, bestenfalls halbiertes Eintreten für Menschenrechte und Humanität! Und wie gesagt: Deutschland lässt grüßen, im Übrigen bis in diese Tage hinein!

Womit ich auch beim Thema Geldentwertung bin – also beim Thema Inflation in Griechenland!

Diese Inflation hat im Februar dieses Jahres den höchsten Stand seit 25 Jahren erreicht: 6,3 Prozent! Und nebenbei: auch die Schuldenquote ist in Griechenland wieder angewachsen auf fast 200 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (sie lag schon mal, Anfang 2018, bei “nur noch” 180 Prozent). Aber dieser Anstieg der Inflationsrate nimmt sich um so bedrohlicher aus, als er vor allem Artikel des täglichen Lebensbedarfes betrifft (und erneut weise ich darauf hin: eine Entwicklung, die Erwerbslosen noch ungleich härter trifft als jene Menschen in Griechenland, die noch „glückliche“ Besitzer eines Arbeitsplatzes sind). Ganz konkret rede ich zum Beispiel von Brot! Zwischen acht bis zehn Prozent sind bei diesem täglichen Nahrungsmittel die Preise gestiegen, Tendenz ungebrochen! Folge: der Verbrauch bei Brot ist in den Anfangsmonaten dieses Jahres um sage und schreibe 20 Prozent zurückgegangen. Verantwortlich dafür, so der Präsident des Griechischen Bäckerverbandes Michaelis Moussios, sei aber vor allem der Anstieg der Strompreise in Griechenland (leider: auch hier läßt Deutschland grüßen!). Um das Dreifache (!!!) seien da inzwischen die Preise angestiegen!

Jeder von Euch kann erahnen, was das auch für die von betreuten Hilfsbedürftigen bedeutet – und damit auch für unsere Hilfsaktion! In Wirklichkeit steuern wir auf eine Situation zu, wo es keinerlei Rückgang bei unseren Spendeneinnahmen geben dürfte, sondern – ganz im Gegenteil – einen deutlichen Anstieg! Ich gestehe es: Auch unsere Sorgen nehmen deshalb zu. Und eine wirkliche Lösung für dieses Problem wüssten auch wir nicht zu nennen. Die Lage in Griechenland ist entsetzlich, und auch unser Entsetzen nimmt wahrlich nicht ab.

Was anderes verbleibt uns deshalb, als um so intensiver hinzuweisen auf die nach wie vor gegebene Erforderlichkeit der Hilfe für die verelendeten Menschen in Griechenland und auf die Steigerung dieser Erforderlichkeit? Im Namen aller HelferInnen in unserem Team bitte ich also erneut um Eure Hilfe. In diesem Sinne wie stets:

Wer von Euch uns Gelder für unsere Hilfe für Menschen in Griechenland zukommen lassen will, der überweise uns diese bitte unter dem Stichwort „GriechInnenhilfe“  auf das Konto:

 

IBAN: DE16 2605 0001 0056 0154 49

BIC: NOLADE21 GOE

Inhaber: IHW

 

Wer eine Spendenbescheinigung benötigt – ab 201,- Euro erforderlich –, wende sich bitte an Volker Töbel, entweder unter der Postanschrift Tewaagstraße 12, 44141 Dortmund, oder unter der Mailadresse vtoebel@web.de.

 

Mit herzlichen Grüßen

Euer Holdger Platta

 

 

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