Der besondere Hinweis:
Nichts ist für immer
Es ist so weit: Unser Magazin „Hinter den Schlagzeilen“ stellt seinen Betrieb ein. Alte Einträge werden aber noch eine Weile hier zu lesen sein. Die mit diesem Medienprojekt verbundene Absicht haben wir hier verewigt. Dieser Abschied schmerzt. Es waren nicht sehr viele, aber doch einige Leser, die hier und in der Kommentarspalte eine Art journalistische Heimat gefunden hatten. Ein Rückblick und ein paar Abschiedsworte von Redakteur Roland Rottenfußer (mehr …)
Bunter Totalitarismus
Ein „Kritisches Wörterbuch“, verfasst von Rudolph Bauer, macht deutlich, dass der Barbarei des Handelns stets eine Barbarei der Sprache vorausgeht. Das „Wörterbuch des Unmenschen“, verfasst von Dolf Sternberger, Gerhard Storz und Wilhelm E. Süskind und 1957 veröffentlicht, enthält eine Sammlung von Begriffen, die in Deutschland von den Nationalsozialisten — und ihren Handlangern in den Institutionen und Medien — verwendet wurden, um die NS-Ideologie zu verbreiten und das Staatsvolk auf eine gemeinsame weltanschauliche Linie zu bringen (1). Der Bremer Künstler und Antifaschist Rudolph Bauer, der wegen seiner herrschafts- und systemkritischen Bildmontagen, die zum Beispiel die gegenwärtige Kriegstreiberei anprangern, schon mit der geballten Macht von Exekutive und Judikative konfrontiert wurde, hatte vielleicht diesen Gedanken im Hinterkopf, als er sich seinem neuesten Buchprojekt zuwandte. Herausgekommen ist das im pad-Verlag erschienene „Kritisches Wörterbuch des Bunten Totalitarismus“. Gunther Sosna (mehr …)
Automatisierte Herrschaft
Der Feudalismus der Zukunft lässt keinen Widerstand mehr zu — weil er vollkommen ohne Menschen auskommt. Schon seit Jahren arbeiten Konzerne, Oligarchen, Stiftungen und Lobbyisten an einer Privatisierung von so ziemlich allem. Nun ist die Lebensmittelversorgung dran — was alle Menschen weltweit in eine Abhängigkeit von diesen Akteuren bringen wird. Doch auch alle anderen, momentan noch staatlichen Dienstleistungen und Besitztümer sollen in den privaten Besitz übergehen. Es entsteht eine neue Gesellschaftsordnung, in der Oligarchen und Konzerne wie Feudalherren regieren. Widerstand dagegen ist unausweichlich, wird jedoch mit der voranschreitenden Technik auch immer schwieriger. Felix Feistel (mehr …)
Jens Fischer Rodrian: A´isch, sie leben!
„Das Meer weint – Der Wind schweigt – Sie überleben – noch. Stiller Tanz – Die Zeit treibt – Sie leben – noch. Letzte Chance – Hoffnung bleibt – Sie Leben.“ Ein bewegendes Lied über die Menschen in Gaza – musikalisch geprägt von einem treibenden Rhythmus und „indianischem“ Gesang (Alexa Rodrian). Auf einem „merkwürdigen“ verfallenden Gebäude, das wie verloren in einem ausgedehnten Waldgebiet steht, sitzt der Sänger und geht seinen düsteren Gedanken nach. Eine Drohnenkamera entfernt sich vom Schauplatz und fängt einen aussagekräftigen Schriftzug ein. Es sind solche Lieder, die wir heute wieder brauchen und die deutlich machen, wozu engagierte Kultur fähig ist. „Ich wünsche mir von Herzen ein freies Palästina-Israel, in dem Juden, Muslime, Christen, Atheisten, Beduinen … friedlich miteinander leben und dieselben Rechte haben – ein Land, das für die vertriebenen Palästinenser wieder zur Heimat wird.“ (Jens Fischer Rodrian)
Katheter statt Fürsorge
Pflege in Deutschland bedeutet heutzutage nicht selten, dass Alte und Schwerkranke in ihrem eigenen Urin sitzen. In einer beklemmend prägnanten Sprache berichtet Jana Kerac aus einer deutschen Wirklichkeit, die auf ARD und ZDF nicht zu finden ist und so konkret auch in alternativen Medien nur am Rande vorkommt. Es ist die Wirklichkeit alter Menschen in Pflegeheimen. Über die Darstellung der konkreten Verheerung hinaus zeichnet Kerac das Bild einer „optimierten“ Zivilisation, die ihre Menschen verraten, ausgeliefert und aufgegeben hat. Es ist auch ein Bild davon, was aus der im Grundgesetz garantierten Würde des Menschen geworden ist. Herausgekommen ist weniger ein Bericht als ein Aufschrei des Entsetzens. Jana Kerac
Auschwitz ist nur die halbe Miete
Von der Möglichkeit, dem Morden ein Ende zu machen. Spätestens seit meinem 16. Lebensjahr erzeugt Auschwitz in mir eine nicht endende Erschütterung. Die Fähigkeit des Menschen, die Humanität, und damit die Würde seines eigenen Geschlechts, mit Füßen zu treten, bleibt mir unverdaulich. Und doch lernen wir nichts aus unseren Untaten. Nichts, oder doch so wenig, dass Kriege gegeneinander immer aufs Neue möglich sind, sofern man uns nur die passende Ausrede zur Verfügung stellt. Dann haben wir für Mord nicht nur eine Rechtfertigung parat, sondern halten ihn sogar für moralisch zwingend. Aber was ist die Quelle all dieser Ausreden? Bobby Langer (mehr …)
Protest wirkt
Dass Julian Assange freigelassen wurde, ist das Verdienst der vielen, die sich für ihn einsetzten — auch bei anderen Themen braucht es jetzt wirksame Massenbewegungen. Julian Assange wurde freigelassen, weil sich Tag für Tag, Woche für Woche, Jahr für Jahr Hunderttausende von Menschen weltweit aufgemacht haben, um die Inhaftierung des wichtigsten Journalisten unserer Generation anzuprangern. Von diesen Menschen wird nicht gesprochen, und sie sind oft unbekannt. Sie sind jedoch Helden. Sie bewegen Berge. Sie umzingelten das Parlament und standen im strömenden Regen vor den Gerichten. Sie waren hartnäckig und unerschütterlich. Zusammen haben sie sich gemeinsam Gehör verschafft und Julian gerettet. Chris Hedges
Griechenland
braucht unsere
Hilfe!
braucht unsere
Hilfe!
Keinerlei Verbesserungen in Griechenland
50. Bericht zu „Patenschaft für Panagiota“. Längst überfällig, teile ich heute nochmal einiges zur Gesamtsituation in Griechenland mit. Gut sieht es in keinerlei Hinsicht aus. Die Trends zur Verelendung und Verarmung der Menschen halten an, die ultrakonservative Mitsotakis-Regierung schaut weiterhin tatenlos zu, und der Niedergang der SYRIZA scheint ebenfalls nicht mehr aufzuhalten zu sein. Und die Lage bei uns, die neuesten Spendenzahlen, der aktuelle Kontostand? – Lest bitte selbst! Holdger Platta (mehr …)
Das Reich der Freiheit
beginnt in der Tat erst da,
wo das Arbeiten,
das durch Not und äußere Zweckmäßigkeit
bestimmt ist, aufhört.
(Karl Marx)
Hinter den
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Klassiker
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Der kollektive Todestrieb
Wenn uns das Leben auf dieser Erde lieb ist, müssen wir der gefährlichen Tendenz zur Selbstzerstörung widerstehen. „Jeder will leben und Leben erhalten“. Diese Auffassung ist verbreitet, dennoch ist sie naiv. Immer mehr Menschen, Kulturen, ja die ganze Menschheit zeigen einen Hang zur Selbstzerstörung. Individuell beobachten wir wachsende Selbstmordneigung, zumindest Lebensüberdruss, eine müde Unlust, sich dem Leben zu stellen und es zu gestalten. Freiwillige Kinderlosigkeit, Unfruchtbarkeit, aber auch die systematische, zumindest fahrlässige Gefährdung und Traumatisierung von Kindern breiten sich aus, als wollten Teile der Gesellschaft die Zukunft, die von unserem Nachwuchs repräsentiert wird, gar nicht mehr haben. Die westliche Kultur – und hier vor allem Deutschland – gefällt sich in resignierter Selbstaufgabe, gibt zivilisatorische Errungenschaften willig preis. Die ökologische Katastrophe scheint die Existenzberechtigung des Menschen als solchem obsolet zu machen. Unter dem Dauerbeschuss kränkender Pauschalbeschimpfungen scheinen viele zumindest unbewusst bereit, den eigenen Untergang als reinigenden Akt zu begrüßen. Todestrieb und Todessehnsucht sind aus der Geschichte und Literatur bekannte Seelenregungen. Die Psychotherapie hakte dergleichen als bedauerliche, aber prinzipiell heilbare Einzelfälle ab. Als kollektives Phänomen allerdings wird der Flirt mit der Selbstauslöschung zu einer Gefahr, die alles Leben auf dem Planeten bedroht. Roland Rottenfußer (mehr …)