Ist Gott notwendig?

 In FEATURED, Peter Fahr, Philosophie, Spiritualität

Die Frage nach dem Numinosen treibt den Menschen seit jeher um. Schamanen und Priester, Theologen und Philosophen haben sich mit ihr beschäftigt. Das Göttliche hat keinen Namen: Was wir Gott nennen, ist unsere Sehnsucht nach Gott. Das Absolute konfrontiert uns mit dem Unvollkommenen und Endlichen, das heißt mit uns selbst. Vorweihnächtliche Gedanken des Poeten und Essayisten Peter Fahr.

Der griechische Philosoph, Arzt, Priester und Wundertäter Empedokles (483/82 – 424/23 v. Chr.) sah in den vier Elementen Feuer, Wasser, Luft und Erde den Urgrund aller Dinge. Er lehrte, dass es Entstehen und Vergehen im eigentlichen Sinn nicht gibt, sondern nur Mischung und Entmischung, Verbindung und Trennung dieser Elemente. Nach einer Legende soll er vom Absoluten derart verzaubert gewesen sein, dass er sich in den Krater des Ätna gestürzt habe.

Bis ins 7. Jh. n. Chr. gab es namentlich in Syrien und Palästina die Säulenheiligen. Sie begaben sich in die Wüste und stiegen auf eine Säule. Das Kapitell trug eine Plattform, auf der sie viele Jahre fastend und betend zubrachten. Auch Symeon Stylites der Jüngere (521 – 592) erlebte in dieser Art von Selbstkasteiung den höchsten Grad geistiger Verbundenheit mit Gott und die beste Selbsterniedrigung vor dem Schöpfer. Er war die letzten 45 Jahre seines Lebens auf der Säule.

Leo Tolstoi (1828 – 1910), russischer Romancier und Moralist, scheint in jungen Jahren der Sklave seiner Leidenschaften gewesen zu sein. Erst als „Weiser von Nasnaja Poljana“ fand er Ruhe und inneren Frieden – durch den Glauben an Gott, wie er selbst behauptete. Verhielt es sich nicht eher so, dass Tolstois Sinnlichkeit mit zunehmendem Alter an Intensität abnahm, und sein Wesen deshalb ausgeglichener werden konnte? Entspringen Triebbefriedigung, reuige Beichte und geistiger Frieden nicht körperlich bedingten Seelenzuständen einer jeden menschlichen Entwicklung. Tolstoi steht im Verdacht, seine Möglichkeiten ausgeschöpft zu haben.

Die Frage nach Gott beantwortete die deutsche Schriftstellerin Luise Rinser (1911 – 2002) mit einer Geschichte: „Es war einmal ein kleiner Mann, der wissen wollte, was es mit Gott auf sich habe. Er bereiste viele Länder, befragte viele Menschen, alte und junge, doch keine Antwort war erschöpfend, niemand konnte ihm Gott erklären. Nach Jahren, am Ende seiner Kräfte, ruhte er sich in einem fremden Garten aus. Verzweifelt wie er war, fragte er den Apfelbaum, an dessen Stamm er lehnte, nach Gott. Da fing der Baum zu blühen an.“

Mut zum Glauben

Der Mensch wird in eine absurde Welt hineingeboren, die er nicht begreifen kann. Obwohl er sich vor dem Geheimnis des Daseins fürchtet, sucht er verzweifelt nach Antworten auf seine vielen Fragen und sehnt sich nach einem alles umfassenden Sinn. Gott ist die Erklärung für das Unerklärliche, er stellt das Mögliche für das Unmögliche dar, er macht den Sinn unserer unsinnigen Existenz aus.

Gott hat keinen Namen. Was wir Gott nennen, ist unser Traum von Heimat.

Das Wissen setzt den Verstand voraus, der Glaube das Vertrauen. Ohne Angst kein Wissen, ohne Mut keinen Glauben.

Ich glaube, was ich denke. Ist Denken überhaupt möglich ohne den Glauben? Mit anderen Worten: Können wir nur denken, woran wir glauben? Ist der Glaube die Voraussetzung des Gedankens? Einstein jedenfalls glaubte an seine Relativitätstheorie, bevor er sie theoretisch begründete. Vermutlich ist der Glaube die größere und bestimmendere geistige Kraft als das Denken. Wer glaubt, verändert die Welt – mit oder ohne Verstand und leider auch mit oder ohne Vernunft.

Geschichten vom Göttlichen

Die zeitgenössischen Esoteriker und Mystiker sind Literaten. Wie vor ihnen die Verfasser der Bibeltexte, wie der Anthroposoph Rudolf Steiner, wie die Philosophen, Schriftsteller und Dichter – wie alle geistig schöpferischen Menschen erzählen sie Geschichten. Wer diesen Geschichten traut, wer sich auf sie einlässt und sich mit ihnen auseinandersetzt, ist ebenso schöpferisch wie ihre Autoren. Wer sie aber dazu missbraucht, sich ein alles erklärendes Gedankengebäude aufzubauen, wird früher oder später erkennen müssen, dass er durch die endlosen Gänge eines Luftschlosses irrt.

Der Mensch ist die Summe seiner Geschichten. Die Geschichte der Menschheit umfasst die Summe all dieser Geschichten. Esoterik und Mystik sind fallende Körner in der Sanduhr der Zeit.

Es gibt nur eine einzige Gewissheit – die individuelle.

Wirklichkeit ist nur persönlich erfahrbar. Es gibt keine allgemeine Wirklichkeit. Wirklichkeit an sich ist ungewiss, deshalb lässt sich über Existenz an sich ebenfalls nichts mit Gewissheit aussagen. Existenz an sich entzieht sich jeder Deutung. Es gibt keinen allgemeingültigen Sinn des Lebens, auch er bleibt individuell. Abstrakte Begriffe wie Glaube und Gott beschränken sich auf das persönliche Erlebnis, die persönliche Erkenntnis.

Sein und Interpretation stehen in direktem Zusammenhang miteinander: Gewiss ist ausschließlich mein Gott. Und was ist mein Gott? Er ist, was er für mich bedeutet.

Jede Ideologie ist gesellschaftliche Manipulation und Selbstbetrug des Einzelnen.

Wissen, dass es darum geht, keine Ahnung zu haben.

Gibt es Gott?

Philosophie ist forschendes Fragen und Streben nach Erkenntnis des Zusammenhangs der Dinge in der Welt. Das eigentliche Bestreben der Philosophie ist die Wahrheitssuche. Die letzte Wahrheit ist Gott.

Agnostizismus ist die Lehre von der Unerkennbarkeit eines absoluten Gottes oder Seins. Auf eine von außen herangetragene Vermutung antwortet der Agnostiker: Vielleicht ja, vielleicht nein – diese Vermutung ist ebenso wahrscheinlich wie unwahrscheinlich.

Frage: Gibt es Gott? Antwort des Agnostikers: Ich kann nicht wissen, dass es Gott gibt, und ich kann nicht wissen, dass es ihn nicht gibt.

Ist es sinnvoll, wenn der Agnostiker selbst Vermutungen anstellt? Ja und nein. Ja: Das Spiel mit Möglichkeiten. Nein: Das Spiel bringt ihn der Erkenntnis nicht näher.

Frage: Ist Agnostizismus wahr? Antwort des Agnostikers: Das ist ebenso wahrscheinlich wie unwahrscheinlich. Frage: Könnte es sein, dass Sie sich einmal vom Agnostizismus abkehren werden? Antwort des Agnostikers: Das ist ebenso wahrscheinlich wie unwahrscheinlich; im Augenblick bin ich Agnostiker.

Der Agnostizismus, obwohl Teil der Philosophie, schafft kein Fundament, auf dem sich ein philosophisches System aufbauen ließe. Das Streben des Agnostikers kann sich nicht in Wertvorstellungen – Moral, Ethik, philosophische Maximen, politische Ismen … – begründen.

Die letzte Wahrheit

Leben heißt: Sich entscheiden, ja oder nein sagen und danach handeln. Das Lebensprinzip an sich ist dem Agnostiker fremd.

Der Mensch kann zeitlebens bloß während Augenblicken Agnostiker sein, da er den ideologischen Halt der Wertvorstellungen benötigt, um sein unerklärliches Dasein zu ertragen.

Die geistige Umnachtung Friedrich Nietzsches könnte die Endphase der konsequenten Entwicklung zum Agnostiker darstellen: Der Philosoph war bloß während Augenblicken Agnostiker. Erst der geistig Umnachtete, der keine Entscheidungen mehr traf, und körperlich Untätige, der keine Handlungen mehr vollzog, war immer Agnostiker.

Der Gläubige bejaht ein göttliches Wesen, der Atheist verneint es. Beiden fehlt die universelle Großzügigkeit.

In der Pufferzone zwischen diesen Streithähnen fristet der Agnostiker sein haltloses Dasein. Bei der Suche nach der letzten Wahrheit, Gott genannt, muss der Agnostiker passen. Die Existenz Gottes bleibt für ihn ebenso wahrscheinlich wie unwahrscheinlich. Seine Haltung ist radikal, aber nicht revolutionär – immerhin stellt sie das logistische System unseres technokratischen Weltbildes in Frage. Während der Gläubige und der Atheist sich auf das mathematische „Entweder ja oder nein“ versteifen, begnügt sich der Agnostiker mit dem mutigeren „Vielleicht ja, vielleicht nein“.

Obwohl die Lösung des letzteren durch ihre Aufrichtigkeit besticht, führt sie nicht weit. Die taoistische Anschauung, die den Ganzheitsanspruch von Yin und Yang, die Einheit der Gegensätze feiert, eröffnet eine faszinierende Auffassung von Gott. Tag und Nacht bedingen einander, das eine nicht ohne das andere. Gut und Böse schließen den Kreis. Leben und Tod, Sein und Nicht-Sein, Ja und Nein gehören zusammen und bilden Eines – die letzte Wahrheit: Es gibt Gott und es gibt ihn nicht.

Habe ich mich selbst erfüllt?

Was, wenn der Weg zu sich selbst der Weg zu Gott wäre?

Die Sehnsucht nach Gott ist die Sehnsucht nach dem Menschen. Gott ist das Geschöpf des Menschen – der Mensch ist sein Schöpfer. Wer Gott anruft, hinterfragt sich selbst. Wer Gott verneint, hinterfragt sein Einverständnis mit der Welt. Wer Gott ignoriert, weicht aus. Die Sehnsucht nach dem Menschen ist die Sehnsucht nach dem anderen Menschen. Wer sich dem anderen Menschen stellt, begegnet Gott. Und damit sich selbst.

Nicht nach den Sternen greifen, sondern bereit sein für Sternschnuppen. Gott weder erfinden noch erschaffen, sondern empfänglich sein für seine Offenbarung. Gott nicht suchen, sondern erwarten.

Die Frage, die letztlich über jeder Wahl, jeder Tat, der Existenz schlechthin steht, hat weder religiösen noch ethisch-moralischen, sondern wertfreien Charakter. Sie lautet: Habe ich mich selbst erfüllt?

Anzeigen von 12 Kommentaren
  • pol. Hans Emik-Wurst
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    Gott, wie er sich im Alten wie auch im Neuen Testament darstellt, kommuniziert. Genau das vermisste ich in meinem aktiv christlichen Leben von 1969 bis 2000. Mit einem schweigenden Sohn und mit schweigenden Engeln weiß ich nichts anzufangen. Sich auf jegliches Bodenpersonal einzulassen, ist ermüdend. Das hat mich ausgebrannt. In 2007 erlosch mein Interesse an christlichen und allen anderen Gottesbildern.

    Es ist wie mit Leben und Tod: Als Geistesmensch strebe ich nach einem Optimum, das mich lebend niemanden fürchten lässt, am allerwenigsten das Ende meines Körpers. Wie es dann ist oder auch nicht, lasse ich leichten Herzens auf mich zukommen. Ich bin bereits seit 2013 in einer Situation der Erfüllung, der nichts mehr hinzuzufügen ist. Es geht auch nach 67 Lebensjahren einfach nur weiter.

    Die gemeinsamen teuflischen Wurzeln von Juden, Christen und Mohammedanern sind mehr als offensichtlich. Sie haben nichts besseres zu tun, als die Kultur der germanischen Völker zu zerstören – bis zur Stunde!

    Im Film „Matrix“ brachte es Morpheus folgendermaßen auf den Punkt: “Die Matrix ist ein System, Neo. Dieses System ist unser Feind. Was aber siehst du, wenn du dich innerhalb des Systems bewegst? Geschäftsleute, Lehrer, Anwälte, Tischler – die mentalen Projektionen der Menschen, die wir zu retten versuchen. Bis es dazu kommt, sind diese Menschen immer noch Teil des Systems – und das macht sie zu unseren Feinden. Du musst wissen, dass die meisten von ihnen noch nicht so weit sind, abgekoppelt zu werden. Viele dieser Menschen sind so angepasst und vom System abhängig, dass sie alles dafür tun, um es zu schützen.”

    Wo man auch hinschaut, sieht man menschliche Sklaven, die das System verteidigen, von dem sie versklavt werden. Wie heißt es so schön? „Sie pinkeln auf uns und wir sagen, es regnet.“

    Das Stockholm-Syndrom ist der Stallgefährte der kognitiven Dissonanz, die der Psychiater und Philosoph Frantz Fanon wie folgt beschreibt: “Manchmal haben Menschen einen sehr starken Kernglauben. Werden sie mit Belegen konfrontiert, die diesem Glauben widersprechen, können sie diese neuen Belege nicht akzeptieren. Das würde ein äußerst unangenehmes Gefühl mit sich bringen, – die kognitive Dissonanz. Und da es so wichtig ist, den Kernglauben zu schützen, werden sie alles, was sich nicht mit diesem Kernglauben vereinbaren lässt, wegerklären, ignorieren oder sogar abstreiten.”

    “Ich habe fertig!”

  • mome
    Antworten
    Danke, Herr Fahr! Ihr Essay “Ist Gott notwendig” ist etwas vom Besten, das ich je zum Thema gelesen habe. Ich bin entschiedene Agnostikerin, fühle mich aber bei weitem nicht so “halt- und wertelos”, wie man Ihren Artikel missverstehen könnte! Ich fühle mich wahrhaftig und getragen in der Haltung des Nichtwissens/Nichtbehauptens. In diesem unendlichen Raum, wo Frieden sein darf. In diesem Nichtwissen, das alles zulässt, mich in unendliche Weiten fallen lässt, wo immer wieder Unmögliches möglich wird. Eine Weite, die mein Inneres weit über mich selbst hinaus ausfüllt, mich aus- und aufrichtet hin zu etwas Grösserem, Unbenennbaren, Wahrhaftigen. Indem ich das Nichts zulassen, flüstert das Alles in mir. Aus diesem Flüstern entsteht meine eigene Lebensmelodie, die in den Gesang der Unendlichkeit einmündet. Nur so können meine Schritte in der Düsternis dieser Welt licht und leicht werden. Damit wünsche ich jedem einzelnen Wesen dieser Welt seinen eigenen Gesang, sein eigenes Lied, das seine Schritte in jedem Leid licht und leicht macht.
  • Piranha
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    Gott hat keinen Namen. Was wir Gott nennen, ist unser Traum von Heimat.

    Wenn ich in mir selbst keine Heimat finde, finde ich sie auch nicht im Außen.

    Wenn ich mit mir selbst nicht befreundet sein kann, wie schwer ist es dann, einen Freund zu haben.

    Wenn ich mich selbst nicht lieben kann, wird die Nächstenliebe nicht erfüllend sein.

    Einschließlich mir selbst kenne ich niemanden, der derart abgeklärt wäre. Die Fragen danach erlaube ich mir – oft in eher stillen Stunden. Nicht selten werde ich mit der Nase darauf gestoßen. Wie, das behalte ich für mich.

    Gerade zur Weihnachtszeit ist es in meiner Kernfamilie z. B. Brauch gewesen, die Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens als Film zu schauen; heute mögen wir den von 1984.

    Die Botschaft von Dickens ist natürlich eine christliche. Es spielt nur überhaupt keine Rolle, denn die universelle Botschaft ist Heimat, Freunde und Freundlichkeit, Liebe und Nächstenliebe.

    Ich war verschiedentlich in der Kathedrale von Chartres, bin morgens um sechs das berühmte Labyrinth gegangen, das in perfekter Weise und seit Jahrhunderten den Lebensweg des Menschen abbildet – von außen nach innen und wieder von innen nach außen … viermal . Und dann setzten wir uns in einer fast vollkommenen Stille unter die Kuppel – auch die ewig plappernden Gedanken wurden stiller, ruhiger – und stets hatte ich ein leises Gefühl eines Hauchs von Mystik und Heiligkeit, die durch den Raum schwebten …

     

    Die Kirchen sind überall verschlossen oder mit erstickenden Regeln behaftet, da würde mein Widerspruchsgeist nicht aufhören zu plappern. Wo bleibt die Opposition der Gottesmänner???

     

  • Gut und Böse
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    Nur ein durch den Menschen physisch und psychisch wahrnehmbarer Gott kann ein guter sein, so er schwerer für das Böse durch den Menschen zu missbrauchen ist.
  • Hope
    Antworten
    Es ist so weit. Meine Zeit ist gekommen mich zu verabschieden. Nein, nein, kein Covid, keine Grippe, kein Suizid. Ihr seid die Guten. Ein letzter Gruß: https://www.youtube.com/watch?v=CBlhc3m4SSU
    • Ulrike Spurgat
      Antworten
      Hallo Hope,

      erlaube mir einige Anmerkungen zu deinem angekündigten “Abschied”:

      Leben in einer auf profit- und konsum orientierten Gesellschaft macht es dem Menschen in seiner erlebten, teils grausamen Geschichte schwerer als ihm lieb sein kann. Die Vereinzelung, die Isolation und die oftmals damit einhergehende Vereinsamung kann den Menschen an Leib und Seele krank werden lassen.

      An wen soll man sich wenden, wenn die Not und der Kummer groß sind, und das Leben an sich zur Qual wird ?

      Einige wenden sich an Gott, wenn die Not groß wird, und hoffen da auf Hilfe, wieder Andere suchen Psychotherapeuten/Psychologen/Psychiater/Pädagogen auf, und hoffen dort auf Antworten um den Schmerz die tiefe Wunde die ihnen meist in jungen Jahren zugefügt wurde zu lindern. Dann gibt es die Menschen, die in der Natur ihr Seelenheil finden, dann gibt es die Freunde die einem in der Not zur Seite stehen…. Und sicherlich bleibt einiges unerwähnt, doch alle haben etwas gemein, dass Hades sie aus der Unterwelt entlässt und den Höllenhund nicht von der Leine lässt.

      Mir geht es jetzt hier nicht darum meine Betrachtung der Welt näher zu erörtern, obwohl diese tiefgreifende Erkenntnisse z.B. was die Welt zusammenhält, und was ein menschenwürdiges Leben ist  mein Leben auf eine besondere Weise lebenswert, kostbar und den Menschen zugewandt hat werden lassen.

      Erlaube mir einige Gedanken…,

      ….Jahre des Missbrauchs in jeder Beziehung in einer der faschistisch geprägten Erziehungsanstalten im Westen des Landes – in einer Zeit wo junge Menschen auch die älteren Menschen als eine Vertrauensperson brauchten –  die bis weit in die siebziger Jahre, und die bis heute nur mit anderen Worten in den Heimen  immer noch unterdrücht und reglemtiert wie zu meiner Zeit wird. Heute nennt sich z.B. die Dunkelkammer “Besinnungszimmer”….., dass dient aber weiterhin als ein Anpassung- und Unterdrückungsinstrument der herrschenden Klasse.

      Mit dem Wort Depression, wie auch mit vielen anderen Worte deren Inhalte eigentlich klar definiert sind in ihrer Wortbedeutung bleibe ich vorsichtig. Heute wird das Wort Depression wie auch viele andere Worte inflationär benutzt, und ich weiß nicht mehr wieviele “Diagnosen” von Psychiatern usw was mein Leben anging gestellt worden sind.

      In einem war sich die “Fachwelt”  was meine Person anging einig, dass dieses von Schmerz, Mißbrauch, Entwertung und Demütigung erfahrene Leben wenig bis keine Aussicht auf “Erfolg” haben kann. Sie legten bereits im Vorfeld fest und stigmatisierten wie auch die damalige Gesellschaft auf Teufel komm raus.

      Nun gut, denen habe ich es allen gezeigt !

      Niemand hat das Recht Menschen ob klein oder groß in dafür vorgesehene Schubladen zu stecken, denn wer bereit ist sein Leben gegen alle Widerstände in die eigenen Hände zu nehmen hat die besten Möglichkeiten sich dem Schmerz in all seiner Heftigkeit zu stellen und ihn nicht mehr verdrängen zu müssen ihn auszuhalten in der kommenden Erkenntnis, dass der Tod nicht töten kann.

      Man ist nicht mehr das hilflose Kind oder der hilflose Jugendliche. Und sei es noch so schwierig traumatische Ereignisse als an einem klebend für den Rest des Lebens zu erleben ist es aus meiner Sicht eine Momentaufnahme, das selbst der größte Schmerz weniger wird, selbst dann , wenn er wie ein Tsunami einen ungefragt von Zeit zu Zeit wieder überrollt, denn alles ist immer in ständiger Bewegung. (Heraklit)

      Ich habe gelernt den Schmerz anzunehmen und damit leben zu lernen, dass klappt mal mehr und auch mal weniger, allerdings behindert er mich nicht mehr in dem Maße über eine lange Zeit handlungsunfähig zu sein, dagegen habe ich mich gewehrt, denn ich wollte und will der Baumeister, der Architekt meines Leben sein und bleiben, ganz egal wie schwer die Zeiten sind, wie fassungslos und tieftraurig Erlebtes von Zeit zu Zeit an die Oberfläche geschwemmt wird.-

      Vielleicht noch eins…. Viktor E. Frankl, ein Psychologe der das Konzentrationslager erlebt hat schreibt seine Erlebnisse sich von der Seele ein Jahr nach 1945. Er beschreibt die Phasen der Entmenschlichung in seinem Buch ….”Trotzdem Ja zum Leben sagen” Neuausgabe von 2009…, ist der Begründer der “Logo-Therapie” oder auch von einigen Autoren genannt wird (“nach der Dritten Wiener Richtung der Psychoanlalyse und der Individualpsychologie)”  Vielleicht ist das Buch von Interessen, dass 2007 im Gütersloher Verlagshaus, Güterslos unter dem Titel: Gottsuche und Sinnfrage von Viktor E. Frankl und Pinchas Lapide herausgegeben ist.

      Karl Marx schreibt seiner Tochter Eleanor in ihr Poesiealbum: “An allem ist zu zweifeln!”

      Niemand kommt ohne Narben durchs Leben.

      Bei uns in der Küche hing früher eine kleine Holzplatte an der Wand auf der geschrieben stand: “Immer wenn du meinst es geht nicht mehr; kommt von irgendwo ein Lichtlein her.”

      Sei ganz herzlich gegrüsst, Ulrike

       

       

       

      • Die A N N A loge
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        Liebe Ulrike, das hast du sehr schön, einfühlsam und authentisch geschrieben. Vielen Dank dafür. ❤

        Ich hoffe, “Hope” liest deine aufbauende Zeilen.

  • Freiherr
    Antworten
    Nach meinen lebenslangen Erfahrungen mit diesen “Gottgläubigen” aller Arten, ( Ausnahmen gibt es zwar ),

    wird dieser “Gott” lediglich benutzt um alles mögliche mit ihm zu erreichen, auch als Gewissen oder Gewissenreiniger, da muss man sich nicht selbst anstrengen ein besserer Mensch zu werden. Er verzeiht ja alles und eigentlich wird in seinem Namen auch alles verbrochen.

    Ein williges Instrument ist er also auch, dieser ” Gott “, ein Mittel zum Zweck.

    Die Katholische Kirche hat seit Bestehen mehr als 22 Millionen Menschen ermordet – die größte Verbrecherorganisation aller Zeiten.

    Was also soll das ? – die Scheinheiligkeit ist monströs, oder sollte ich sagen monstranz ?

    Jesus war Widerstandskämpfer gegen die römischen Besatzer damals – alles andere was man dann aus ihm gemacht hat ist ein unfassbar gigantischer Firlefanz um mit ihm Macht, Besitz und Wohlstand zu erzwingen – der aktuelle Papst nennt die tödlichen Spritzen ” eine Gnade Gottes… “.

     

     

     

     

     

     

     

     

     

  • Hope
    Antworten
    Wenn es keinen Gott gibt:

    Warum wurde ich dann geboren?

    Warum wurde ich dann getauft?

    Warum war ich dann Messdiener?

    Warum hatte ich dann Kommunionunterricht in der Schule?

    Warum ging ich dann zur Beichte, obwohl ich nicht wusste, was ich beichten sollte?

    Warum gibt es dann christliche Feiertage?

    Warum gab/gibt es dann einen Sankt Martin?

    Warum gab/gibt es dann einen heiligen Abend?

    Warum gab/gibt es dann einen Fronleichnam?

    Warum gab/gibt es dann eine christliche Himmelfahrt?

    Warum gab/gibt es dann Weihnachten?

    Warum gab/ gibt es dann Ostern?

    Warum gibt es dann Päpste?

    Warum gibt es dann Kirchen?

    Und das seit Jahrhunderten!

    Warum gibt es dann … na, da geht noch was, oder?

    Schafft das doch alles ab, dann gehen die Börsenkurse auch wieder aufwärts.

    Merke: Gott ist nicht digital, nicht transhumanistisch und nicht künstlich intelligent.

    Leider wird ihr es erst verstehen, wenn ihr gescheitert seid. Vorausgesetzt: Achtung:  Ihr lebt dann noch…

    Manche reden auch bereits von der Endzeit. Merke: Die Zeit kennt kein Ende!

  • Freiherr
    Antworten
    ..angesichts dieser unfassbaren Größe und Weite, die der homo vonbeginnannensis da sah als er nach oben blickte –

    kam er sich so klein und verloren vor dass er einen Halt brauchte, sich an irgendwas festhalten musste –

    und also erfand er Götter.

    Und was für ihn nicht verständlich, nicht ergründbar war, das schob er Göttern in die Schuhe…

    Aber meinetwegen, darf ja jeder und wenn Glaube Privatsache ist und bleibt dann gibt es keine Gründe für die Vernichtung untereinander, dieser Missionierumngswahn allein hat zich-Millionen ermordet und noch mehr unterjocht.

    All diese Religionen sind Firmen die sich bestmöglich scheibchenweise selbst als Reliquie verkaufen, als Dovotionalien –

    es geht also um rein irdische Macht.

    Nein – auch die Genesis, die Fortpflanzung also brauchte kein göttliches Einhauchen, sie ist durchaus noch ein Wunder weil noch nicht ganz wissenschaftlich entschlüsselt, dieser Schlüssel liegt im aufschließen immer wieder neuer entdeckter kleinster Teilchen, bis zu einem gewissen Punkt wird es gelingen, aber –

    um weiter zu kommen bräuchte das menschliche Gehirn mindestens eine weitere Dimension an Denkfähigkeiten…

    ” Tier ist Tier und Mensch ist Mensch ! ” – behaupten gerade die Zeugen Jehovas felsenfest um ja nicht mit Affen sich verwandt fühlen zu müssen –

    aber gerade diese Haltung ist geradezu lächerlich dumm.

    Spiritualität und Mystik haben nichts mit Göttern zu tun, eher mit dem Staunen über das Wunderbare und Unerklärliche –

    belassen wir es dabei und staunen wir weiter ohne uns deshalb Glaubensdiktaturen zu unterwerfen.

    Hinter einer schönen Blume muss kein Gott stecken um schön zu sein…

     

     

     

     

     

  • Daniel S.
    Antworten
    @ “Gott ist das Geschöpf des Menschen – der Mensch ist sein Schöpfer.”  Diese Vorstellung bzw. absurde Umkehrung kann ich  als Christ nur als blasphemisch  bezeichnen.  Die Hybris empört mich aber nicht, – sie macht mich eher traurig. Ich wünschte, Herrn Fahr würde evtl bald  zu einem besseren Bibelverständnis und zum Glauben an Gott, unseren Schöpfer und seinen Sohn Jesus Christus finden. Viel Gelehrsamkeit oder gar die institutionelle Kirche braucht es dafür  nicht, –  eher Demut, und die Bereitschaft auf sein  Herz zu hören.-

    Matthaeus 13:16
    “Aber selig sind eure Augen, daß sie sehen, und eure Ohren, daß sie hören.”

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