Asche über Asche in Griechenland – und auch bei unserer Hilfsinitiative?
281. Bericht zu unserer Spendenaktion „Helfen wir den Menschen in Griechenland!“ Erstmalig wieder ein Kurzbericht zur augenblicklichen Lage in Griechenland, aus der Feder von Tassos Chatzatoglou: Kann es sein, dass die Waldbrände dort längst überfällige Kritik an der ultrakonservativen Politik des griechischen „Christdemokraten“ Kyriakos Mitsotakis entfacht haben? Und andererseits: bei uns, bei der GriechInnenhilfe, sehen wir fast nur noch einen Aschenhaufen? Holdger Platta
Liebe HdS-Leserinnen und liebe HdS-Leser,
tatsächlich, mein Wunsch, Euch endlich doch mal wieder etwas ausführlicher über Griechenland informieren zu können, ist in Erfüllung gegangen – heute schon. Der Grund:
Tassos Chatzatoglou ist wieder in Griechenland! Und hat mir dankenswerterweise auf meine Bitte hin einen wichtigen Bericht zugeschickt zur derzeitigen Stimmungslage in Hellas. Demzufolge dürfte der Regierungs-Chef aus den Reihen der „Nea Dimokratia“, Kyriakos Mitsotakis, während der letzten Tage und Wochen einiges an Renommee eingebüßt haben in Griechenland. Der Grund:
Seine Politik während der furchtbaren Waldbrände dort hat vielfach Kritik hervorgerufen. Das, was ich schon mehrfach beim Agieren dieser ultrakonservativen Partei feststellen musste – die Tatsache nämlich, dass sie Politik betreibt gegen die breite Mehrheit des Volkes, Klassenpolitik nämlich von oben herab für die Menschen ganz oben -, diese Wahrheit scheint auch bei der Bekämpfung dieser Brandkatastrophen zutage getreten zu sein. Und dieses Mal sehr durchschaubar auch für die Bevölkerung in Griechenland insgesamt, vor allem dort für die „unteren“ Klassen. Heute also erst mal die Mail von Tassos Chatzatoglou zu diesen Ereignissen; sie traf am 23. August bei mir ein:
„Ich versuche, ein Bild zu vermitteln über die Situation hier nach den verheerenden Waldbränden. Eines ist sicher, die Popularität von Mitsotakis ist im Keller. Die Betroffenen beschuldigen die Regierung, nicht für alle Menschen in Griechenland das Feuer mit allen Mitteln bekämpft zu haben – wohl aber in den Nobelvierteln von Athen mit Löschflugzeugen und Löschfahrzeugen das Eigentum der Reichen zu schützen vermochten. Ausländische Feuerwehrleute haben den einfachen Menschen geholfen. Sie ernteten Lob und Anerkennung. Die Professionalität der ausländischen Helfer hat hier alle in Erstaunen versetzt. Polnische, ungarische und rumänische Feuerwehrleute haben mit ihrem Einsatz gezeigt, dass es in der „Firma EU“ so etwas gibt, was unsere Generation in den Kämpfen der Studenten gegen die Diktatur auf ihre Fahnen geschrieben hat: Solidarität.
Die provinzielle Agitation der griechischen Regierung während der Waldbrände brachte sogar Industrielle dazu, öffentlich Kritik an der Regierung zu äußern. Der Plan, das verbrannte Gebiet mit genmanipulierten Bäumen zu bepflanzen, stieß auf Ablehnung in allen Schichten der Bevölkerung. Manche gehen so weit zu behaupten, dass sich manche Mitglieder der „Nea Dimokratia“ mit der Beschaffung der ausländischen Samen bereichern wollen.
Dann wollte ich noch erwähnen:
Während der Waldbrände gab es keine gespaltene Gesellschaft mehr. Es gab keine Geimpfte und nicht Geimpfte, Verschwörer, Leugner oder Befürworter der Pandemie. Es gab nur noch Griechen, die einander geholfen haben. So wie bis dato die Regierung es geschafft hat, die zivile Gesellschaft in zwei Lager zu spalten, so hob das Feuer die Spaltung sofort auf.
Die Bevölkerung ist von den etablierten Parteien enttäuscht – gäbe es jetzt einen Patrioten, sei er aus dem bürgerlichen oder aus dem industriellem Lager, der die Griechen in diesem Moment anspräche, würde er sie hinter sich vereinigen.
Es existiert in Griechenland nach wie vor ein Bewusstsein des aufgeklärten Bürgertums.
Ich werde die Daten unserer Hilfsbedürftigen sammeln und Dich darüber beim nächsten Bericht informieren.“
Damit ganz kurz noch zum weiteren Spendenverlauf bei uns:
Nun, der wiedererwachte positive Trend der Vorwoche hielt nicht an (740,- Euro waren da bei uns eingegangen, überwiesen von 6 HelferInnen an uns). Es gab während der letzten sieben Tage nur eine Überweisung auf das Konto der GriechInnenhilfe in der Höhe von 50,- Euro. Gleichwohl: dem Spender unseren allerherzlichsten Dank! Derzeitiger Stand auf unserem Konto für die GriechInnenhilfe mithin: 1.495,86 Euro.
Anzunehmen ist, dass ich von Tassos Chatzatoglou sehr bald neueste Zahlen erhalten werde, die uns über die Nöte der Hilfsbedürftigen Auskunft zu geben vermögen. Leider ist schon jetzt zu befürchten, dass diese knapp 1.500,- Euro nicht ausreichen werden, auch nur annähernd alle aktuellen Notlagen beseitigen zu können. Um so dringlicher also auch dieses Mal meine Bitte, für Abhilfe zu sorgen.
Zur Tradition unserer Spendenaktion gehört, deren Feuer weiterzutragen, nicht deren Asche. Diese Asche möge dort bleiben, wo sie leider in Griechenland derzeit allzu oft aufzufinden ist: in seinen verbrannten Waldgebieten – egal, ob auf Euböa, auf dem Peloponnes oder in der Nähe von Athen.
Hier also, auch heute wieder, die Angaben zum Hilfskonto:
Wer uns Gelder für unsere Hilfe für Menschen in Griechenland zukommen lassen will, der überweise uns diese bitte unter dem Stichwort „GriechInnenhilfe“ auf das Konto:
IBAN: DE16 2605 0001 0056 0154 49
BIC: NOLADE21GOE
Inhaber: IHW
Wer eine Spendenbescheinigung benötigt – ab 201,- Euro erforderlich –, wende sich bitte an mich, entweder unter der Postanschrift Füllegraben 3, 37176 Sudershausen, oder unter der Mailadresse marggraf-platta@web.de.
Mit herzlichen Grüßen
Euer Holdger Platta
Möge auch dir die Erde leicht sein.
heute habe ich erfahren, dass Mikis Theodorakis gestorben ist. s. unter https://www.tagesschau.de/kultur/theodorakis-trauer-101.html. Immerhin hatte ich in den achtziger jahren einmal das Vergnügen, ihn in einem Konzert zu erleben. Für viele Griechen war er die Stimme des Volkes.
Vor drei Jahren hatten wir ihn in Gemeinschaftsarbeit für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Schade, dass es nicht geklappt hat.
Möglicherweise wird ihm dieser noch nachträglich verliehen?
wie schön, dass du Mikis Theodorakis in einem Konzert erleben durftest! Es wird gewiss eine ganz besondere Erinnerung für dich sein. Ich hatte vor ca. 3 Jahren das große Glück, ihn anlässlich der Aufführung einer seiner Symphonien in der Düsseldorfer Tonhalle sehen zu dürfen. Er saß als Gast auf einer Ehrentribüne und erfreute sich sichtlich an der musikalischen Aufführung. Dirigieren konnte er zu der Zeit leider nicht mehr. Er war sichtlich vom Alter gezeichnet. Doch die Tatsache, dass dieser großartige Mensch im Publikum saß, verleihte dem ganzen Konzertsaal eine besondere, fast heilige Aura. Ich hatte in der Pause die Gelegenheit, ihn von nahen zu sehen und ein Foto von ihm zu machen. Ich kann mich noch sehr genau an den Augenblick der Ergriffenheit erinnern. Ich habe diesen Moment fest in mein Herz geschlossen.
Ich wünsche mir, wie du, dass er, wenn schon nicht zu Lebzeiten, so nun posthum die Würdigung für seine Werke mit dem Friedensnobelpreis erhält.
Sehr gerne habe ich vor 3 Jahren mit dir und Holdger zur Erstellung des Textes für das Friedensnobelcomité zusammengearbeitet.
Liebe Grüße, Bettina
vielen Dank für Deine lieben Worte. Auch wenn wir keinen Erfolg hatten, freue ich mich, dass wir damals diesen Antrag erarbeiten durften und eingereicht haben.
Wer weiß, wofür er noch dienen kann.
Liebe Grüße
Peter
Noch kann ich es nicht fassen, ich bin traurig. Ich habe ihn bewundert, irgendwie geliebt, sein Wesen, seine Musik sein Wirken und seine Brückenbindung von Griechenland nach Chile, zu Pablo Neruda und Salvador Allende.
Er wird mir fehlen, er wird uns fehlen. Er hinterlässt eine Lücke.
Danke für alles, Mikis Theodorakis. Ruhe in Frieden.
https://youtu.be/rep1qPNOjrQ
Vermisse einen Nachruf auf ´dieser Seite.
Ich bin immer noch Mitglied der VVN.BdA.
Aus Solidarität.
Ihre Blindheit der aktuellen Lage gegenüber schmerzt mich sehr. Eigentlich weiß ich garnicht mehr, wo ich stehe. Ist das gewollt?
Kürzlich habe ich hier über den schmerzlichen Verlust Esther Bejaranos geschrieben die niemals in ihrem Leben aufhörte musikalisch und den Menschen zugewandt für ein Nie wieder Faschismus Nie wieder Krieg in der Welt der Musik für Frieden und Völkerverständigung unterwegs gewesen zu sein. Ein schmerzlicher Verlust.
Kürzlich las ich, dass Esther mit 92 Jahren sich einen Traum erfüllte, und gibt mit ihrem Sohn Joram und der Rap-Gruppe Micropfone Mafia Konzerte auf Kuba.- „Wo der Himmel aufgeht“ heißt der Film in dem der Filmemmacher Tobias Kriele den kubanischen Menschen die bewegte Lebensgeschichte einer bemerkenswerten Kämpferin näherbringt, „und ihren Traum von einer Welt, deren Himmel für alle Menschen, die unter ihm leben, gleichermaßen aufgeht“.
Begeistert war das kubanische Publikum, über die mitreißenden Konzertausschitte, über Begegnungen und Freundschaft.
Leider konnt ich den Film bislang noch nicht sehen.
Am 1. September 2021 (Antikriegstag) gab es in Völklingen eine Film- und Diskussionsveranstaltung zum Film, „Wo der Himmel aufgeht“
Der DGB hatte dazu eingeladen.
Beste Grüße, Ulrike
Oder meintest du einen Nachruf bei der VVN ? Also, die heutige VVN wäre ein anderes Thema. BItte um Nachsicht, wenn ich es in die falschen Hals gekommen habe.