Der Antisemitismus-Vorwurf als Waffe

 In FEATURED, Politik (Inland)

Karsten Troyke

Derzeit entlädt sich besonders muslimischer Antisemitismus auf Deutschlands Straßen — gegen „Querdenker“ wurde dieser Vorwurf jedoch überwiegend zu Unrecht erhoben. Der Vorwurf, jemand sei Antisemit, erwies sich in öffentlichen Debatten als so wirkungsvoll, dass viele ihn oft und gern verwendeten, und zwar unabhängig von seinem Wahrheitsgehalt. Gerade wer in der Coronazeit kritisch zu Maßnahmen stand und für Freiheitsrechte auf die Straße ging, sah sich rasch in die rechte Ecke gestellt. Als „Holocaust-Leugner“ wurde abgekanzelt, wer auch nur in Teilbereichen Vergleiche zwischen dem Dritten Reich und dem Deutschland in den Jahren 2020 bis 2023 zog. Viele ließen sich tatsächlich einschüchtern und schwiegen — denn nach 1945 wollte niemand als Antisemit gelten. Der inflationäre Gebrauch des Vorwurfs dient der Sache jedoch nicht. Es gibt tatsächlichen und schlimmen Antisemitismus. Gerade im Zusammenhang mit dem Gazakrieg zeigt er sich — und ausgerechnet auf den Straßen des Landes, das den Holocaust zu verantworten hatte. Was gerade Linke jedoch aus ideologischen Gründen nicht gern sehen wollen: Es handelt sich vor allem um den Antisemitismus von Muslimen. Karsten Troyke

 

Nun, da Europas Straßen voll sind mit „Palestine shall be free, from the river…“ und gleichzeitig die offizielle Berichterstattung zu Israel eine 180-Grad-Wende machte und klar „Stand with Israel“ postuliert, fällt es auf, dass der Judenhass bei vielen Muslimen grenzenlos sein könnte, ganz direkt und auf der Straße, handgreiflich und auch mörderisch. Viele Linke solidarisieren sich mit diesen, da sie Israel als Kolonialmacht definieren und die Terroristen der arabisch-palästinensischen Seite als Befreiungskämpfer.

Die Zahnpasta soll wieder in die Tube und man muss oder will jetzt den nicht-muslimischen, also rechten Antisemitismus aufzeigen, um die Vorgänge zu relativieren. Das ist vielleicht kein direkter Auftrag, aber Zeitgeist. Da es ja wirklich überall Vorbehalte und schlimmste Erzählungen über Juden gibt, da es ja wirklich rechts-radikale Gruppen gibt, sollte sich genug finden lassen.

Aber so ist es anscheinend nicht, denn am 7. November 2023 schreibt der Journalist Christian Vooren auf Zeit Online, dass der Hass auf Juden ein „urdeutsches“ Phänomen sei. In seiner Beweisführung benutzt er den Antisemitismus, wie so oft in den letzten Jahren, als Kampfbegriff und bezieht sich auf die Proteste gegen die Coronapolitik. Er schreibt:

„Mit dem Virus entstand die Querdenken-Bewegung, mit der Impfung kamen die Verschwörungserzählungen.“

Falsch. Richtig ist stattdessen: Mit den seltsam überzogenen Maßnahmen gegen eine medial hochstilisierte grippale Virus-Erkrankung kamen die Fragen und Theorien auf, was denn der Grund wäre für die extremen Freiheitseinschränkungen. Irgendwer musste das doch abgesprochen haben mit all den Regierungen — also bildeten Menschen Theorien über Verschwörungen.

Anstatt diese Überlegungen zu entkräften oder zu erklären, wurde der politische Druck auf diejenigen erhöht, die gegen diese Gesundheitsmaßnahmen öffentlich sprachen, und die allermeisten Journalisten, Künstler, Politiker oder sonstwie öffentlichen Personen erhoben die bösartigsten Unterstellungen gegen die Zweifler. Auf den Demos war die Polizei offenbar zu Härte und Unverhältnismäßigkeit aufgerufen.

Mit der sogenannten Impfung kamen dann lawinenartig die Bestätigungen vieler Überlegungen zu einem offenbar geplanten Wandel der westlichen Gesellschaften. Alle begleitenden politischen Entscheidungen zeigten eine noch immer laufende große Umverteilung des Besitzes der Menschen „von fleißig nach superreich“.

Vooren schreibt weiter:

„Unter die zunächst meist bürgerlichen Demonstrierenden mischten sich sehr früh Rechtsextreme und Reichsbürger, und nach und nach verschwamm alles immer mehr.“

Nichts verschwamm, es wurde immer deutlicher und klarer, dass sich die Verschwörungstheorien, zum Beispiel über philanthropische Stiftungen oder andere NGOs, nach und nach bewahrheiteten. Sogenannte „Reichsbürger“ spielten von Anfang an keine Rolle bei den Protesten, wurden aber von den Medien immer in den Vordergrund gespielt. Mit Antisemitismus hat allerdings das Thema der Souveränität des Staates aber nichts zu tun. Vooren dazu:

„Einflussreiche Organisatoren pflegten eine gewisse Nähe zu Anhängern der QAnon-Bewegung, einer der wildesten Verschwörungsmythen, die man so finden kann.“

Da ist kein Mythos, die Postings eines gewissen „Q“ oder einer Gruppe mit dieser Bezeichnung betrafen vor allem die amerikanische Politik. Es gibt Überschneidungen in der Kritik an der Politik von dieser Seite und den Erfahrungen mit der sogenannten Pandemie hierzulande. Die anonymen Verbreiter und Erklärer der Q-Sätze suchten nach einer Lösung und äußerten ganz unterschiedliche Vermutungen. Das sind die „Anons“.

Daraus machten die sogenannten Qualitätsjournalisten weltweit den Begriff „QAnon“. Diese Q-Aktion ist vielleicht eine Psyop bestimmter Geheimdienstkreise, vermuten heute viele. Da sie ganz offensichtlich Donald Trump als Ikone darstellen, ist sehr fraglich, warum dies eine antisemitische Bewegung sein soll. Trump jedenfalls ist kein Antisemit.

Desweiteren schreibt Vooren:

„Eine Ikone der Bewegung, Sucharit Bhakdi, sagte in einem Interview, die Juden hätten aus dem Holocaust gelernt und es in Israel noch schlimmer wiederholt. Die Einführung von Covid-Impfstoffen nannte er einen zweiten Holocaust.“

Aus der Sicht von Professor Bhakdi ist die — wie man heute schon offiziell nachweisen kann – oft gefährliche Verabreichung der mRNA-Stoffe auch eine mehr oder weniger erzwungene Massentötung. Da in seinen Prognosen die Zahl der Toten in die Millionen gehen werden und jetzt schon eine hohe Übersterblichkeit zu messen ist, drückte er es so ähnlich aus. Allerdings hat er den gegen ihn angestrengten Prozess gewonnen und ich frage mich, ob dieser Satz des Journalisten hier nicht justitiabel ist, zumindest fasst er die Sicht des Professors falsch zusammen. Bhakdi ist alles andere als ein Antisemit.

Vooren weiter:

„Auf Anti-Corona-Demos konnte man Plakate sehen, auf denen vom Great Reset die Rede war, von Globalisten und von der neuen Weltordnung.“

Man muss sich fragen, warum „Great Reset“ eine „rechte Verschwörungserzählung“ sein soll, wo doch sogar das Buch über Zukunftsvisionen des WEF-Gründers Klaus Schwab „The Great Reset“ heißt. „Globalisten“ sind ebenfalls keine Erfindung irgendwelcher Rechten, sondern ganz offensichtlich der Zusammenschluss der Produktionsmittel zu immer größeren Konzernverflechtungen. Alle damit einhergehenden Veränderungen weisen auf eine „Neue Weltordnung“ hin, die ebenfalls von vielen machtvollen Politikern auch schon so benannt wurde.
Vooren schreibt:

„Auf einem Plakat stand: ‚Impfen macht frei‘. Irgendwann fing die Bewegung an, sich gelbe Sterne mit dem Slogan ‚Ungeimpft’ an die Funktionsjacken zu heften.“

Vermutlich hat es so ein Plakat mal gegeben, aber es gab keine „Bewegung“, die sich gelbe Sterne anheftete. Man konnte den gelben Ungeimpft-Stern allerdings als Symbolbild zu etlichen Zeitungsartikeln über die „gefährlichen Coronaleugner“ finden.

Jeder, der die staatlichen Maßnahmen ablehnte und dagegen sprach oder auftrat, wurde schnell „Leugner“, das erinnert an „Holocaustleugner“, genannt, ausgegrenzt, drangsaliert und viele auch vor Gerichten verurteilt. Aber selbst wenn so jemand meinte, sich wie im Jahr 1935 zu fühlen, weil er als Paria behandelt wurde wie einst die Juden in Deutschland, und diese unpassende Gleichsetzung mit einem Plakat zeigte – ist das auch kein Antisemitismus. Rein technisch wäre es eher eine Solidarisierung.

Dazu schreibt Vooren:

„Reihenweise wurde der Holocaust relativiert, sogar geleugnet. Es wurden Verschwörungsmythen gesponnen, die Jüdinnen und Juden die Schuld an der Pandemie gaben.“

Das ist schlicht eine Presse-Ente. Eine Behauptung, die die „Juden und Jüdinnen“ instrumentalisiert! Selbstverständlich leugnen manche Menschen den Holocaust und für manche eingefleischten Judenhasser sind ganz sicher „die Juden“ an allem schuld. Das konnte man aber auf keiner Bühne und in keinem Lied der Freiheitsbewegung hören. Es ging um Frieden, Freiheit und Selbstbestimmung. Hingegen schreibt Vooren:

„Rechtsextreme Hetzer wie Attila Hildmann galten in der Szene als Helden, er hetzt bis heute auf seinen Telegram-Kanälen aufs Widerlichste gegen Juden. Nach zwei Jahren Pandemie waren die antisemitischen Parolen längst in der Mitte der Querdenker-Bewegung angekommen, raus aus dem rechten Rand, rein ins Bürgerliche.“

Vollkommen falsch: Attila Hildmann ist vom Bürgerlichen, von seiner Rolle als quasi-migrantischer geliebter Vegankoch, in die Rolle des Rechtsextremen geschubst worden, als er mutig Demos machte. Er wurde geschmäht, enteignet und immer wieder verhaftet. Innerhalb der türkischen Community fand er dann offenbar die Bestätigung: die Zionisten seien an allem schuld, also die Juden. Bei ihm sind alle Barrieren gefallen und seine späteren Hasstiraden fanden in der Freiheitsbewegung keinerlei Anklang, noch haben sie je „in der Mitte der Querdenker“ einen Platz gefunden. Vooren weiß zu berichten:

„Die Pandemie ist unter Kontrolle, die Wut und der Hass sind geblieben. Im Netz kursiert er ungebremst.“

Die Pandemie ist abgesagt, nicht unter Kontrolle. Die Aufarbeitung wird totgeschwiegen und wer sich zu Wort meldet, dem wird „Hass und Hetze“ bescheinigt. Darüber könnte man wütend sein, Wut aber sehe ich eher bei der anderen, der offiziellen Seite. Und der letzte Satz, was soll der bedeuten? Na klar: Internet verbieten.

Vielen Dank, Herr „Qualtätsjournalist“.

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