Humane Beharrlichkeit ist weiter vonnöten

 In FEATURED, GRIECHENLAND, Holdger Platta, Über diese Seite

Fünfzehnter Bericht zu „Patenschaft für Panagiota“. Um es vorauszuschicken: bei der Parteiensympathie in Griechenland gibt es Verschiebungen, die eventuell hoffen lassen. Ein bißchen zumindest. Ich teile Euch heute einiges dazu mit. Doch unsere Hilfsaktion benötigt erneut Euer verstärktes Engagement. Wenn’s irgend geht. Holdger Platta

 

Liebe HdS-Leserinnen und liebe HdS-Leser,

nun ja: vorauszuahnen war es ja irgendwie, daß der wunderbare Aufschwung für unsere Hilfsaktionen in Griechenland, den ich Euch letzte Woche mitteilen durfte, nicht anhalten würde. 830,- Euro Spendenzuwachs in der vorvergangenen Woche, das war schon ein recht gutes Ergebnis. Aber leider sank das Spendenniveau während der letzten sieben Tage doch wieder sehr, sehr deutlich herab.

Lediglich zwei UnterstützerInnen (denen umso mehr unser Dank gilt!) überwiesen in der letzten Woche Gelder an uns, in der Gesamthöhe von 70,- Euro. Das bedeutet: nach der jeweils in den ersten Tagen eines neuen Monats fälligen Überweisung der Miete für Panagiota mit ihren Töchtern verfügen wir für unsere Hilfsaktionen in Griechenland über derzeit 1.125,45 Euro auf unserem Konto.

Freilich kann ich Euch in einer Hinsicht eine Entlastung mitteilen: Alexander, der Schauspieler aus  Athen, dem jahrelang seine Rentenzahlungen von Seiten der griechischen Behörden vorenthalten worden waren, kommt bis auf weiteres ohne unsere Hilfe aus. Ihm sind mit einem größeren Betrag nunmehr auch die Rentengelder für den langen Zeitraum des Wartens überwiesen worden, so dass Alexander jetzt erst mal – für einige Monate jedenfalls – ohne Einschränkung seinen bescheidenen Lebensunterhalt absichern kann. Seine nunmehrigen Rentenzahlungen pro Monat liegen allerdings weit unter dem bundesdeutschen „Regelsatz“ beziehungsweise weit unter der sogenannten „Grundsicherung“ bei uns – und selbst diese sogenannte „Grundsicherung“, Ihr wisst es, ist weit davon entfernt, ein menschenwürdiges Existenzminimum garantieren zu können. Daran hat auch die alberne Umbenennung in „Bürgergeld“ nichts geändert.

Zwischenfazit heute mithin, leider darf und kann ich nichts anderes mitteilen: Der wöchentliche Spendenbetrag an uns muss sich auf Dauer doch um einiges erhöhen, um auch weiterhin ohne Einbußen für die Notleidenden unsere Hilfe aufrechterhalten zu können. Dass noch jeder von uns aus dem Team begriffen hat, dass sich in der Not für unsere Spendenaktion auch die Not bei vielen unter Euch widerspiegelt, muss ich ganz gewiss nicht ein weiteres Mal betonen.

Bedrängt von einer ganzen Reihe von Arztterminen in meinem eigenen Alltag, kann ich heute nur ein Thema zur Gesamtsituation in Griechenland ansprechen: die bevorstehenden Parlamentswahlen in Griechenland.

Was den Termin dieser Wahlen betrifft, steht ein Datum noch nicht fest. In der griechischen Presse wird immer mal wieder der 9. April dieses Jahres genannt, aber der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis von der „Nea Dimokratia“ (ND) mauert bei dieser Frage immer noch. Vermutet wird, dass die ND den aus ihrer Sicht besten Wahltermin abwarten will. Gekommen ist dieser jetzt jedenfalls noch nicht, denn zu viele Bevölkerungs- und Berufsgruppen demonstrieren derzeit gegen das Regime (und bei allen stehen soziale Forderungen im Mittelpunkt): Ärzte, Lehrer, Künstler, Bedienstete im öffentlichen Dienst undundund… Auch an dieser Stelle erübrigt sich Wiederholung dessen, was ich Euch schon vielfach mitgeteilt habe: dass diese Regierung alles Mögliche und Unmögliche im Blickfeld hat. Die Nöte in der Bevölkerung sind es nicht.

Unsicher erscheint derzeit auch, ob die ND ein weiteres Mal schon im ersten Wahlgang eine sichere Mehrheit erzielen wird. Das machen nicht zuletzt die neuesten Umfragen deutlich.

Um es vorauszuschicken: 15,4 Prozent aller Wahlberechtigten sind derzeit noch völlig unsicher, welcher Partei sie bei den anstehenden Parlamentswahlen ihre Stimme geben wollen. Und im Übrigen sind die folgenden Zahlen zu präsentieren:

Zwar liegen die ultrakonservativen „Neudemokraten“ unter Mitsotakis immer noch deutlich vor der zweitplazierten SYRIZA, mit 6,5 Prozentpunkten Vorsprung. Aber die einzelnen Sympathiewerte zeigen, dass der Vorsprung der ND vor der Partei von Alexis Tsipras deutlich kleiner geworden ist und dass auch neue Regierungskonstellationen möglich geworden sind – zumindest rein rechnerisch und in den Prognosen. Also:

Den Umfragen zufolge würde die Mitsotakis-Partei in diesen Tagen wohl um die 30,9 Prozent der Wählerstimmen bekommen, die SYRIZA hingegen nur 24,4 Prozent (eine Verbesserung: für lange Zeit konnte die – dem Namen nach – „linksradikale“ Partei stets nur um die 20 bis 21 Prozent Wählerstimmen für sich verbuchen). Doch die sozialdemokratische PASOK-KinAI rangiert mit 10,4 Prozent derzeit auf dem dritten Platz – beide Parteien, die PASOK und die SYRIZA zusammengerechnet, lägen also mit rund 35 Prozent vor der ND. Und auch die nachfolgenden Parteien, was den Wählerzuspruch betrifft, sollte man nicht ganz aus den Augen verlieren: die Kommunisten (leninistischer Prägung), die KKE, mit 5,3 Prozent, die „Griechische Lösung“, eine rechtspopulistische Partei, mit 3,7 Prozent und die linksliberale MeRA25, die Partei des griechischen Ex-Finanzministers der SYRIZA Yannis Varoufakis, mit 2,8 Prozent (was freilich nach Stand der Dinge nicht für einen Einzug ins Parlament reichen dürfte; dafür wären 3 Prozent aller Wählerstimmen erforderlich).

In Bewegung gekommen ist bei der Parteiengunst der griechischen Wählerinnen und Wähler also durchaus einiges. Aber worauf das am Ende hinauslaufen wird, ist im Augenblick noch völlig ungewiss. Und eine Analyse der jeweiligen Parteiprogramme muss ich Euch heute ohnehin schuldig bleiben. Das hoffe ich aber nachholen zu können.

Sei es, wie es sei: Substantielle Verbesserungen, Systemveränderung gar zugunsten der Armen und Verelendeten in Griechenland oder für die arbeitenden Menschen generell, das ist eh nicht zu erwarten in diesem kaputtregierten Land – egal, wie das Ergebnis der kommenden Parlamentswahlen aussehen wird. Was für uns bedeutet, für die Menschen, die von außen den Notleidenden das Überleben sichern wollen, einigen wenigstens und wenigstens das: Überflüssig geworden ist unsere Hilfsaktion noch lange nicht. Dafür stehen Namen wie Dionysis, Laura und Panagiota mit ihren Töchtern, das zeigen auch die Hilfsbitten von der Insel Andros nach wie vor. Unsere Beharrlichkeit, helfen zu wollen, muss also größer bleiben als die Beharrlichkeit der Nöte, mit denen so viele Abgehängte in Griechenland klarkommen müssen.

In diesem Sinne also wie immer am Schluss: spendet bitte weiter, liebe HdS-Leser und HdS-Leserinnen, und spendet nach Möglichkeit mehr als in der letzten Woche! Also:

Wer von Euch uns Gelder für unsere Hilfe für Menschen in Griechenland zukommen lassen will, der überweise uns diese bitte unter dem Stichwort „Panagiota“ auf das Konto:

IBAN: DE16 2605 0001 0056 0154 49
BIC: NOLADE21 GOE
Inhaber: IHW

Wer eine Spendenbescheinigung benötigt – ab 201,- Euro erforderlich –, wende sich bitte an Volker Töbel, entweder unter der Postanschrift Tewaagstraße 12, 44141 Dortmund, oder unter der Mailadresse vtoebel@web.de.

Mit herzlichen Grüßen
Euer Holdger Platta

 

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