Lagergemeinschaft Buchenwald verurteilt politischen Vandalismus
In Weimar wurden Bäume der Erinnerung für ehemalige Häftlinge des KZ Buchenwald von politischen Vandalen vorsätzlich schwer beschädigt. Eine Pressemeldung der Lagergemeinschaft Buchenwald-Dora/Freundeskreis e.V. nimmt darauf Bezug.
Mit Empörung und Betroffenheit haben wir erfahren, dass diese Woche auf dem Ettersberg Gedenkbäume zur Erinnerung an Häftlinge des KZ Buchenwald zum wiederholten Mal gezielt Opfer von politischem Vandalismus geworden sind. Erst vor wenigen Monaten wurden diese Erinnerungszeichen in der Nähe des Obelisken gepflanzt. Sie erinnern an die deutschen Kommunisten Emil Carlebach, Otto Kipp, Erich Loch, Reinhold Lochmann und August Stötzel, den französischen Flugzeugkonstrukteur und Unternehmer Marcel Dassault sowie an die 1600 Kinder und Jugendlichen, die ihre Haft und das Konzentrationslager Buchenwald nicht überlebten.
Diese Schändung ist eine doppelte Diskriminierung: Erstens die öffentliche Schädigung der Erinnerung an ehemalige Häftlinge des KZ, meist initiiert von Familienangehörigen, Freunden der Verstorbenen oder politischen Weggefährten, wie der LAG Buchenwald-Dora, zweitens ein Angriff auf die „Lebenshilfe“, die als Integrationsprojekt seit vielen Jahren die gesellschaftliche Verantwortung für diese Bäume der Erinnerung übernommen hat.
Wir erwarten von der zivilgesellschaftlichen Öffentlichkeit in Weimar und Umgebung, nicht nur diesen Vandalismus zu verurteilen, sondern auch Initiativen zu ergreifen, diese Erinnerungszeichen wieder herzustellen. Geschichtsvergessenheit und rechter politischer Vandalismus dürfen nicht das gesellschaftliche Klima prägen.
Warum gelingt es nicht, die Gedenkstätten zu schützen? Weil es nützlich ist, wenn diese Schandtäter erfolgreich sind?
Es gibt relativ simple Methoden z.B. versrteckte Wildkameras um derlei zu bewerkstelligen.
Hat sich die Mehrheit der Bevölkerung doch daran gewöhnt, dass Gedenkstätten derer die gegen den Faschismus und gegen den Krieg gekämpft haben geschändet werden. „Wir sind entsetzt“ kann man dann lesen, bis man wieder zur Tagesordnung übergeht. Wahrscheinlich ist, dass man das was hier über die Veröffentlichung einen Stellenwert bekommt im Land der Richter und Henker geflissentlich überlesen wird.
Vielen Dank für die Veröffentlichung.
Schreiben will ich über den Mut, den Kampfesgeist und die Entschlossenheit derer in unmenschlichen Zeiten Widerstand leisteten. Im Lager sich schützend vor ihre Mithäftlinge stellten und ihnen so das Leben oftmals retten konnten.
Nun bitte ich um Nachsicht, dass ich den politischen Kampf der Kommunisten, wie Emil Carlebach, Neubauer, Dr. Theodor Neubauer, Walter Stoecker, Ernst Hausmann und anderen erwähnen möchte, ohne dabei den wichtigen Beitrag ALLER die in den Lagern einen gemeinsamen Kampf gegen Faschismus und Krieg unter Einsatz ihres eigenen Lebens gekämpft haben. Ernst (Teddy) Thälmann war Häftling in Buchenwald, und wurde dort ermordet.
Ein Thema, dass man nicht haben will, dass man beständig in der deutschen Politik deckelt, ist man doch dafür mitverantwortlich, dass es überhaupt möglich ist in diesem Land wieder loszuziehen und die Erinnerung an die, die unvergessen sind, zu zerstören. Die deutsche Politik unterstützt heute hemmungslos die Faschisten in der Ukraine.
Es ist eine Schande !
Aus der Rede von Emil Carlebach am 9. April 1995 in Buchenwald anlässlich des 50. Jahrestages der Selbstbefreiung des Konzentrationslager am 11.April 1945
Wir trauern um mehr als 60.000 Kameraden, Väter, Brüder, Söhne, die hier auf dem Boden dieses Konzentrationslager ermordet wurden. Durch Deutsche.
Wir trauern um weitere Zehntausende , die von hier aus, nach Auschwitz, nach Dora, auf Todesmarsch geschickt wurden. Durch Deutsche.
Aber wir als deutsche Antifaschisten sind stolz darauf, daß wir in unbeugsamen Widerstand 21.000 Kameraden aller Nationalitäten vor der Ermordung retten konnten, unter ihnen 3.000 jüdische Menschen, 903 hilflose Kinder , die wir vor den Bestien schützen konnten, die sich unsere „deutschen Landsleute“, und die sich Zuge des Kalten Krieges wieder als nützlich für eine zukünftige Barbarei anbieten konnten.
Es gibt und es gab zweierlei Deutsche. Kein Mensch hätte in Buchenwald umkommen müssen, wenn uns nicht 1933 die angeblichen Demokraten der Weimarer Republik feige und hinterhältig im Stich gelassen hätten. Die Minister und Abgeordneten, Richter, Staatsanwälte und Beamten, die Offiziere und Polizeichefs – zu 99 Prozent hatten sie nur eins im Sinn: Dabei zu sein, mitzumachen, wenn die Beute verteilt wurde.
Sie sind weiter „ehrenwerte deutsche Wirtschaftsführer“. Sie sitzen im Wirtschaftsrat von Parteien , die sich demokratisch nennen. Sie heben die Hand nicht mehr zum Hitlergruß , sondern nur noch zum Kassieren ihrer blutbesudelten Dividende.
Und die Herren Offiziere, die in Ost und West Dörfer und Städte zerbombten ? Die Frauen und Kinder unter den Trümmern und in den Flammen ihrer Wohnstätten qualvoll umkommen ließen ? Die Geiseln an die Wand stellten, und Millionen Menschen zur Sklavenarbeit nach Auschwitz, Buchenwald, Sachsenhausen, Dachau schleppten ?
Sie haben die neue Wehrmacht aufgebaut – nach zwei Weltkriegen zum dritten Mal. Sie beziehen Pension und tragen ihre Hitler- Orden weiter, denn sie haben ja „wohlerworbene Ansprüche“ an den Staat, der schon wieder dabei ist, seine jetzige Wehrmacht weltweit einzusetzen. Weltweit!
Nein, das haben wir nicht gewollt, als wir 1945 hier auf dem Appellplatz den Schwur leisteten, nicht zu ruhen, bis der Letzte vor den Richtern der Völker steht. Und eine Welt des Friedens und der Freiheit aufbauen zu helfen.
Es sah zunächst so aus, als ob unser Schwur in Erfüllung ginge. Zehn Jahre lang existierte Deutschland ohne Armee. Das Grundgesetz von 1949 kannte keine deutschen Soldaten. Die Konzerne sollten aufgelöst werden, die Nazi Partei wurde verboten…….
Emil Carlebach war Mitbegründer der VVN (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes) und viele Jahre lang Vizepräsident des Internationalen Buchenwaldkomitees. 1914 in eine jüdische Familie geboren, trat er 1931 in den Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD) ein und war in der KPD in Frankfurt aktiv. 1934 verhaftete man ihn wegen der Herstellung und der Verbreitung antifaschistischer Zeitungen und verurteilteb ihn zu drei Jahren Gefängnis in verschiedenen Gefängnissen, bevor er 1937 in das KZ Dachau und 1938 nach Buchenwald geschleppt wurde.
Emil Carlebach war bis zu seinem Tod für die Lagergemeinschaft Buchenwald-Dora/Freundeskreis e.V. und die VVN-BdA aktiv und stand unzähligen Jugendlichen als Zeitzeuge zur Verfügung.
2019 und 2020 hatte es bereits Anschläge auf das Weimarer Gedenkprojekt „1000 Buchen“ gegeben……….und die Heuchelei geht weiter im Land der Moralapostel.
Eben lese ich, dass es zu einer weiteren Schändung gekommen ist.
Stéphane Hessel (= „Empört Euch!“), damals französischer Widerstandskämpfer, wurde am 8. August 1944 – das ist genau der Tag, an dem ich geboren wurde – von den Nazis verhaftet und kam dann ebenfalls als politischer Häftling nach Buchenwald. Einer, der mit dazu betrug, daß Hessel mithilfe eines Tricks ‚vorzeitig‘ aus dem Lager Buchenwald rauskommen konnte, war Eugen Kogon, ein Widerstandskämpfer des katholischen Widerstands gegen die Nazis.
Dort, in Buchenwald, waren viele Widerstandskämpfer inhaftiert, die sich vorher aufs heftigste bekämpft hatten und leider dann auch nachher wieder aufs heftigste bekämpften: Kommunisten, Sozialdemokraten, Christen, sogar echte Liberale sowie Menschenrechtler wie Hessel (der ja mitgeschrieben hat an der Menschenrechts-Deklaration der UNO, die am 10. Dezember 1948 in Paris verabschiedet wurde).
Wenn sie alle begriffen hätten oder spätestens heute begreifen würden, daß es echten Widerstand gegen Faschismus ohne grundlegende Orientierung an den Menschenrechten nicht geben kann, wären wir alle schon einen erheblichen Schritt weiter:
Aber: hoffen wir weiter, und geben wir nicht auf!!!!!!
Holdger