Ludwig Schumann: Psalm 13

 In Ludwig Schumann, Poesie

König David, nicht Ludwig

Biblische Bezüge finden sich bei Ludwig Schumann häufig. Auch das Goldene Kalb – naheliegend für unsere Epoche – wird gegen die Missbraucher des Freiheitsbegriffs ins Feld geführt. Quasi in der Nachfolge von König David ruft er Gott zur Hilfe gegen die Übermacht seiner Widersacher: gegen die Herren der Schlachtfelder und der Schlachthöfe.

Ein Psalm Davids, vorzusingen. Psalm 13

HERR, wie lange willst du mein so gar vergessen? Wie lange verbirgst du dein Antlitz vor mir? Wie lange soll ich sorgen in meiner Seele und mich ängsten in meinem Herzen täglich? Wie lange soll sich mein Feind über mich erheben? Schaue doch und erhöre mich, HERR, mein Gott! Erleuchte meine Augen, dass ich nicht dem Tode entschlafe, dass nicht mein Feind rühme, er sei mein mächtig geworden, und meine Widersacher sich nicht freuen, dass ich niederlage. Ich hoffe aber darauf, dass du so gnädig bist; mein Herz freut sich, dass du so gerne hilfst. Ich will dem HERRN singen, dass er so wohl an mir tut.

Ein Psalm Ludwigs, vorzusingen

Sie sagen, der russische Präsident sei der Bad Boy. Sie sagen, dass er den Konflikt schürt. Sie halten ihre demokratischen Weihewedel über die Toten vom Maidan. Sie zündeln auf Teufel komm raus im Namen einer längst vergangenen Herrschaftsform, die einst Demokratie gehießen. Sie gehen hinaus und probieren in Menschenversuchen ihre Waffen im Namen der Freiheit, die sie längst zur Hure gemacht haben. Im Namen der Wirtschaft beten sie das Freiheitsvokabular, im Namen der Wirtschaft beugen sie das Recht des Ärmeren, im Namen der Wirtschaft wird um das Kalb getanzt, bevor man es bei lebendigem Leibe brüht.
Wie lange, HERR, darf man den Mindestanstand noch vergessen? Welcher Zeit bedarf es noch, dass einer anschauen muss, wie die geschundene Kreatur in deinem Namen massengeschlachtet werden darf? Wann wird sich meine Seele wieder entkrampfen können, wenn sie das Wort ‚Mensch’ hört?
Viel zu verflochten sei Wirtschaft und Geist in Europa, dachte man vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Viel zu zivilisiert sei die Welt, als dass ein Krieg plötzlich im Raum stehen könne. Er kam praktisch unbemerkt durch die Hintertür zu Generälen, deren Kriegserfahrung im Gestern lag.
Und wieder stolpern die Politiker wie im Dunkel durch den Fieberwald, mitten ins Feuer, als hätte sie das Geprassel unsinnig gemacht. Unaufhaltsam wandern sie auf die Front zu, die sie selber errichten, um anschließend in der Etappe zu bleiben. Ist es zuviel verlangt, Herr, wenn wir auf die Katastrophe verzichten wollen? Ist es vielleicht endlich an der Zeit, sich von diesem Katastrophenzuführ-Personal zu trennen? Was wollen wir denn? Ich will dem HERRN singen, dass er so wohl an mir tut. Wer enthebt mich aber dieses Teufelschors, der das schöne Lied zum Missklang treibt, wenn wir uns nicht dazu verständigen können, die Teufel auszutreiben?

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